Feuertanz im Museum: Neue Ausstellung in Abenberg

22.6.2018, 13:50 Uhr
Feuertanz im Museum: Neue Ausstellung in Abenberg

© F.: Gerner

Früher, sagt Museumsleiterin Kerstin Bienert, haben Museumsleute in Museen Geschichte erzählt. "Heute möchten wir aber auch Menschen ihre Geschichten erzählen lassen." Also hat sich Bienert für zwei Tage die Journalistik-Studenten Sarah Weinberg und Oliver Winkler ausgeliehen, die Besucher des Feuertanz-Festivals interviewen (und dabei filmen) sollen. "Denn Feuertanz ist doch inzwischen selbst Teil der Burggeschichte", sagt die Museumsleiterin.

Jährlicher Pflichttermin

Eine der ersten, die in der Nische der Burgmauer, direkt neben der Bronzeskulptur des mittelalterlichen Minnesängers Wolfram von Eschenbach, erzählen, sind Marly und Michael Hartmann. Gemeinsam mit ihren Freunden Birgit und Corrado Thörmer reisen sie jedes Jahr aus der Nähe von Darmstadt nach Abenberg. In den ersten Jahren hatten sie noch ihre Kinder dabei, die sind inzwischen längst flügge.

Faszination Mittelalter: Im 19. Jahrhundert veranstaltete Anton Schott Kostümfeste.

Faszination Mittelalter: Im 19. Jahrhundert veranstaltete Anton Schott Kostümfeste. © F.: Gerner

Anfangs kamen sie vor allem wegen der Musik des Festivals ins Fränkische. "Schwarze Hose, schwarzes T-Shirt, so hat das angefangen", erinnert sich Michael Hartmann. Inzwischen haben sie sich, was das Outfit angeht, dem Mittelalter angenähert. Oder besser gesagt: einem romantisierten Mittelalter. "Natürlich war das eine dunkle, eine schlimme Zeit", sagt Marly Hartmann. Eine Zeit der Kriege, der Krankheiten und des frühen Sterbens. Aber: "Wir ziehen uns halt die Dinge raus, die wir heute noch faszinierend finden: das Lagerleben, das Miteinander auf einer Burg wie hier in Abenberg."

Unterschlupf im Seniorenheim

Besonders ist die Geschichte von Marly und Michael Hartmann sowie von Birgit und Corrado Thörmer, weil sie von der Burg bis ins nahe Kloster ausstrahlt. Auf der verzweifelten Suche nach einer Unterkunft sind die Gäste nämlich vor vielen Jahren bei Schwester Monika von der Kongregation von der Schmerzhaften Mutter gelandet. Schwester Monika brachte die Fans der schwarzen Musik im Dachgeschoss des Seniorenheims unter.

"Viele Jahre lang war das unser Stammplatz", freuen sich die Gäste aus Hessen, denen jetzt, bei der 18. Auflage des Feuertanz-Festivals, ein besonderer Coup gelungen ist: Erstmals haben sie die Ordensschwestern überreden können, für eine Stunde mit aufs Festival-Gelände zu gehen. Sie wird dabei auf Leute stoßen, die martialisch aussehen "und doch unglaublich liebevoll und hilfsbereit sind", wie die Hartmanns betonen. Für sie ist der jährliche Trip nach Abenberg eine Reise in das Land der Fantasie. "Wir sind froh, dass wir wieder hier sind, und wir freuen uns jetzt auch schon aufs nächste Jahr."

Faszination Mittelalter: Passendes Outfit beim Feuertanz-Festival.

Faszination Mittelalter: Passendes Outfit beim Feuertanz-Festival. © Fotos: Florian Trykowski/Museen Burg Abenberg

Ganz neu ist die Faszination für Mittelalter übrigens nicht. Erstens, weil das Abenberger Feuertanz-Festival schon 17 Jahre auf dem Buckel hat und beliebter ist denn je. "Diesmal waren wir schon im Februar ausverkauft", erzählt Guido Glöckler, einer der Geschäftsführer des veranstaltenden Concertbüro Franken.

Schotts Kostümfeste

Zweitens, weil schon frühere Generationen gerne einmal eintauchten in die Zeit der Ritterspiele auf dem Turnieranger am Fuße der Burg. Der frühere Burg-Besitzer Anton Schott zum Beispiel, nach dem der markante Schottenturm auf Burg Abenberg benannt ist, veranstaltete auf der 1000-jährigen Burg schon im 19. Jahrhundert Kostümfeste, die auf den ersten Blick nicht allzu weit entfernt scheinen von den Bildern, die es von Festivals wie dem "Feuertanz" gibt.

Wie viele der spannenden Geschichten, die die Feuertanz-Besucher am Wochenende den beiden Interviewern von der Hochschule Ansbach erzählen, tatsächlich einmal Eingang ins Museum finden, steht noch nicht fest. Bis in zwei Jahren, wenn das Feuertanz-Festival 20. Geburtstag feiert, soll die neue Dauerausstellung aber stehen.

Bis es soweit ist, versuchen Kerstin Bienert und ihre Mitarbeiterin Inge Strobel die Festival-Besucher für die echte Geschichte der Burg zu begeistern. Offenbar mit Erfolg. "Bei den Burgführungen, die wir am Donnerstag für Festival-Besucher angeboten haben, sind wir regelrecht überrannt worden", freut sich Bienert. Nur ein besonders markanter Teil der Burg musste außen vor bleiben. Auf den Aussichtsturm, den Lugisland, durften die Festival-Besucher nicht. Grund: Sicherheitsbedenken. Guido Glöckler vom Concertbüro Franken ironisch: "Früher war das kein Problem. Aber dann ist einem Sicherheitsbeauftragten aufgefallen, dass die früher beim Bau von Burg und Turm den zweiten Fluchtweg vergessen haben."

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