Flächenverbrauch: „Vermeidung ist wichtiger als Ausgleich“

3.8.2013, 08:40 Uhr
Flächenverbrauch: „Vermeidung ist wichtiger als Ausgleich“

© Schmitt

Denn Schwabach liegt in Sachen Ausgleich von Flächenversiegelung in Mittelfranken an der Spitze und in Bayern ganz weit vorne.

Ausgleich geschaffen

„Hier sind in den vergangenen Jahren 38 Prozent der Eingriffsflächen ausgeglichen worden, anderswo sind es oft weniger als ein Prozent“, rechnete Markus Ganserer, Grünen-Landtagskandidat im Nürnberger Norden, beim Ortstermin an einer großen Ausgleichsfläche unter der Hochspannungsleitung zwischen Regelsbacher Straße und Leitelshofer Weg vor.

Dort sind infolge des Niehoff-Umzugs 4,2 Hektar intensiv bewirtschafteter Äcker in artenreiche Wiesen samt Weiher verwandelt worden. 15 Jahre lang werden Pflegemaßnahmen finanziert, die Landwirte im Auftrag des Schwabacher Landschaftspflegeverbands übernehmen.

Schwabachs Weg erläutert

Gemeinsam mit Christian Magerl, Grünen-Landtagsabgeordneter und Vorsitzender des Umweltausschusses im bayerischen Parlament, ließen sich die Grünen dort von Andreas Barthel über das Ausgleichsflächenmanagement in Schwabach informieren. Als Geschäftsführer des Landschaftspflegeverbands übernimmt Diplom-Biologe Barthel im Auftrag der Stadt regelmäßig die Organisation des Ausgleichs.

Zu hoher Flächenverbrauch

Für Magerl ist das allerdings nur die zweitbeste Lösung. „Der Flächenverbrauch muss zurückgehen“, lautet seine oberste Forderung. Jährlich werden in Bayern 900 Hektar zubetoniert.

„In Sonntagsreden wird eine Reduzierung zwar beschworen, aber politisch gehandelt wird dafür nicht“, sagte Magerl und verwies auf die neue Kompensations-Verordnung der Staatsregierung. „Sie erleichtert den Flächenverbrauch sogar“, kritisierte der Umweltpolitiker.

Ohne Notwenigkeit

So werde beispielsweise die Frage nach der Notwendigkeit eines Eingriffs gar nicht mehr gestellt. „Ausgleich ist aber immer nur die zweitbeste Lösung, Vermeidung wäre viel wichtiger“, skizziert Magerl die Richtung der Grünen.

Mehr Innenstadtentwicklung und keine weitere Ausweisung von Gewerbeflächen nennt der Freisinger Abgeordnete als Strategie. „Es gibt genug Gewerbeflächen, die Kommunen müssten nur mehr kooperieren“, so Magerls Meinung.

Vielfältiger Verlust

Der promovierte Biologe sieht im Flächenverbrauch insbesondere ein Problem für die Landwirtschaft und den Naturschutz. „Denn jährlich werden in Bayern rechnerisch 30 Bauernhöfe plattgemacht“, so Magerl. Das bedeute immer den Verlust von Heimat, Artenvielfalt und Naturschönheit. Ferner werde die Nahrungsmittelproduktion im eigenen Land immer schwieriger.

Die Bundesregierung sehe das wohl ähnlich, denn sie strebe in offiziellen Verlautbarungen eine Verringerung des Flächenverbrauchs von bundesweit 100 Hektar täglich auf 30 an, sagte Christian Magerl. Für Bayern würde das eine Reduzierung um zwei Drittel auf etwa fünf Hektar täglich bedeuten.

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