Folgenreiche Nachbarschaftskonferenz

2.10.2007, 00:00 Uhr
Folgenreiche Nachbarschaftskonferenz

© Karg

Hartwig Reimann ist der einzige seiner Kollegen, der die Gründung der Institution «Nachbarschaftskonferenz» bereits als «Mitglied» erlebt hat. Der damalige Nürnberger Oberbürgermeister Dr. Andreas Urschlechter hat 1971 die Initiative ergriffen und seinen Kollegen den «runden Tisch» vorgeschlagen. Am 1. Juli 1972 führte die Gebietsreform zu neuen Zuschnitten der Städte Nürnberg, Fürth, Erlangen und Schwabach, am 28. Juli dieses Jahres setzten sich die Oberbürgermeister erstmals zusammen.

In all den Jahren seither, so erinnert sich Reimann, habe über die Parteigrenzen hinweg stets die persönliche Vertrauensbasis der Stadtoberhäupter Bestand gehabt. Dieser Teil der interkommunalen Zusammenarbeit gehöre in politischer und persönlicher Hinsicht zu den wertvollen Erfahrungen in seinem Leben, bekannte Hartwig Reimann. Das Vertrauen untereinander war und ist wichtig, denn in der Nachbarschaftskonferenz der Oberbürgermeister werden Positionen ausgelotet, Themen vorbesprochen, wird über Projekte beraten.

Nürnbergs Oberbürgermeister Dr. Ulrich Maly bezeichnete die Nachbarschaftskonferenz als Planungsgruppe, operative Einheit sowie auch Selbsthilfegruppe. In alle Beratungen sei man stets mit dem Wissen gegangen, dass das Besprochene nicht öffentlich instrumentalisiert werde. Eine vernünftige Kooperation der vier Städte biete sich auch deshalb an, weil die Gebietskörperschaften sehr nah zusammen liegen. Ganz egal, ob man zu einer bi-, tri- oder quadrolateralen Zusammenarbeit gelangen konnte, ausgezahlt hat‘s sich für die beteiligten Städte auch in klingender Münze, rechnet Maly vor.

Er sei ansonsten kein großer Freund von langen Besprechungen, bekannte Fürths Oberbürgermeister Dr. Thomas Jung. In der Nachbarschaftskonferenz mache es jedoch Freude, mit den Kollegen zusammenzuarbeiten. Diese Gesprächsrunde sei die effektivste, weil Weichenstellungen vorgenommen würden und die Runde auch eine hohe Erfüllungsquote auszeichne.

Metropolregion «erleichtert»

Zu den Besprechungsrunden werden regelmäßig auch die Planungs- Bau, Wirtschafts-, Kultur-, Sicherheits- oder Umweltreferenten der Städte hinzugezogen. Und wenn man die Geschichte der Nachbarschaftskonferenz nachzeichnet, zeigt sich als augenfälliges Ergebnis überdies, dass sie auch zu «Kindern» geführt hat. So ist als Folge die Runde «Vier plus vier» ins Leben gerufen worden; hier kommen die vier Oberbürgermeister der Achse und die vier Landräte der Region Mittelfranken zusammen.

Die Gründung des Verkehrsverbundes Großraum Nürnberg (VGN) wurde durch die Nachbarschaftskonferenz vorbereitet, und das Zusammenwachsen zur Metropolregion Nürnberg wurde durch das gegenseitige Vertrauen, das sich durch die regelmäßigen Treffen bilden konnte, ebenfalls erleichtert.