Freiwillige vor: Rotes Kreuz bildet Krebsspürhunde aus

19.4.2014, 09:36 Uhr
Freiwillige vor: Rotes Kreuz bildet Krebsspürhunde aus

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((Platzhalter)Hunde sind schon heute medizinische Allzweckwaffen. Sie begleiten Sehbehinderte oder Menschen mit anderen Handicaps durchs Leben. Sie schlagen Alarm, wenn ihr an Diabetes leidendes Frauchen in den Unterzucker fällt oder wenn ihr an Epilepsie leidendes Herrchen kurz vor einem Anfall steht. Schon seit langem vermuten Experten, dass die Vierbeiner auch andere Krankheiten riechen können. Krankheiten wie Krebs.

Versuche mit einzelnen Hunden haben zu verblüffenden Trefferquoten von über 90 Prozent geführt. Wissenschaftlich begleitet waren solche Versuche bislang aber nicht.

Uni an Bord

Das wird sich jetzt ändern. Denn Dr. Michael Würfel vom Medizienischen Versorgungszentrum am Martha-Maria-Krankenhaus in Nürnberg hat kompetente Partner um sich geschart. Die Uniklinik Erlangen ist an Bord. Die Firma Siemens hat ein Verfahren entwickelt, wie menschliche Atemproben gespeichert werden können. Für die Auswahl und Ausbildung der Hunde ist der BRK-Kreisverband Südfranken zuständig.

Klar ist: Nicht jeder Vierbeiner ist dafür geeignet. Andrea Lehmann vom BRK bevorzugt sogenannte Gebrauchshunderassen oder deren Mischlinge. Jagd- oder Schäferhunde, auch Rottweiler hätten grundsätzlich gute Voraussetzungen. Erfahrungen im Mantrailing, in der Fährtenarbeit oder im allgemeinen Hundesport können von Vorteil sein, sind aber keine Voraussetzung.

Umfangreiches Training

Und: Benötigt werden nicht nur interessierte, lernfähige Hunde, sondern auch ausdauernde Hundebesitzer, die gerne mit ihren Tieren arbeiten und Gutes tun wollen. Denn: Nach einer theoretischen Einführung gibt es wöchentliche oder 14-tägige Trainingstreffen. Darüber hinaus muss täglich zu Hause mit den Vierbeinern geübt werden. Und das über einen langen Zeitraum hinweg. Die Ausbildung, schätzt Lehmann, dürfte sich 18 Monate hinziehen. Danach werden weitere anderthalb Jahre benötigt, um die Ergebnisse wissenschaftlich aufzuarbeiten.

Schaffen es die Hunde, bestimmte Geruchsmuster von Lungenkrebspatienten zu identifizieren, könnten diese Ergebnisse in die Entwicklung neuer Diagnosegeräte einfließen, hofft Onkologe Michael Würfel (siehe Interview). Sollte der Versuch erfolgreich sein, würde sich für den Krebsspezialisten ein Traum erfüllen. „Der Traum von einer vergleichsweise günstigen und einfachen Möglichkeit, Lungenkrebs schon im Frühstadium zu erkennen“, wie er sagt.

Früherkennung wäre großer Fortschritt

Das ist bei allem medizinischen Fortschritt derzeit ganz schwierig. Denn: Das Lungenkazinom ist besonders tückisch, weil es im Verborgenen wächst, ohne dass die Patienten etwas davon merken. Kommen die ersten Beschwerden, ist es meist zu spät. Pro Jahr sterben in Deutschland rund 40000 Frauen und Männer an Lungenkrebs.

Andrea Lehmann wagt noch einen Blick in die fernere Zukunft. Sollte das Pilotprojekt erfolgreich sein, könnte man auch Hunde ausbilden, die sich auf andere Krebsformen spezialisieren.

Einen ersten Info-Abend für interessierte Hundebesitzer (möglichst mit Hunden) gibt es am Freitag, 25. April, 19.30 Uhr, in der BRK-Wache Schwabach, Abenberger Straße (ehemaliges Kasernengelände). Ansprechpartnerin beim BRK ist Heidi Ulm, Telefon (0151) 10869973. Bei ihr sollten sich Interessenten im Vorfeld melden. Nach der Auftaktveranstaltung werden Hunde und Hundebesitzer zu Eignungstests eingeladen. Wer diesen Test besteht, steigt in das Pilotprojekt ein.

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