Freude über Gleichstellung von homosexuellen Paaren in Irland

28.5.2015, 15:44 Uhr
Freude über Gleichstellung von homosexuellen Paaren in Irland

© Foto: Privat

Eine große Mehrheit stimmte in Irland für die Homo-Ehe. Für das Referendum waren 3,2 Millionen Wähler registriert.

So weit ist man in Deutschland lange nicht. Da beschäftigte diese Woche eine Reihe redaktioneller Änderungen das Bundeskabinett, bei denen es meist darum ging, in 23 Gesetzestexten und Verordnungen den Begriff „Ehegatten“ mit „oder Lebenspartner“ zu ergänzen.

Großer Nachholbedarf

Die Menge verdeutlicht den Nachholbedarf, sagt aber noch nichts über die tatsächliche gesellschaftliche Akzeptanz von Homo-Partnerschaften aus. Das auch konfessionell aufgeladene Thema „Adoption“ wurde ausgeklammert.

„Das hätte ich in meinen kühnsten Träumen nicht gedacht“, beklatscht Marcel Schneider das Votum der Iren.

Der Friseur, der sich mit Offenheit und Geduld seit Jahrzehnten um Akzeptanz der homosexuellen Teile der Bevölkerung bemüht, rechnet dem Inselvolk das international gesetzte Ausrufezeichen hoch an: „Es gibt noch so viel Homophobie auf der Welt, besonders in den Osteuropäischen Ländern ist sie weit verbreitet.“

Umso entsetzter ist Schneider über das „No“ der katholischen Kirche zum „Yes“ der irischen Bevölkerung, Eheschließungen gleichgeschlechtlicher Paare zuzulassen: „Das ist das schlechteste Zeichen, das man im Sinne der Menschlichkeit setzen konnte.“

Marcel Schneider hat die vielen kleinen Nadelstiche und offenen Verächtlichmachungen in 30 Jahren erlebt: „1985 habe ich gemerkt, dass ich homosexuell bin, 1988 habe ich mich geoutet.“ Sogar sein Engagement in der Aidshilfe machte ihn teilweise zum Gespött: „Ich habe mehrere Menschen in den Tod begleitet, das war für mich eine wichtige Erfahrung.“ Aber auch eine mit Blick auf die Kehrseite der Medaille: „Ich wurde deswegen diskriminiert – von Männern.“

Entmutigt hat ihn das nicht: Marcel Schneider hat sich einen guten Namen gemacht mit seinen Benefiz-Galas zugunsten etwa behinderter Kinder und des Tierschutzes. Am 21. November feiert er in der Rother Kulturfabrik die 40. Auflage in dieser Reihe.

Ebenso beharrlich verfolgt er sein Herzensanliegen mit der Gleichstellung, ohne sich großen Illusionen hinzugeben: „Das dauert seine Zeit, bis sich in der Mentalität der Menschen so etwas durchsetzt. Denken Sie nur an die Gleichstellung der Frauen, da braucht es immer noch Quoten, um vorwärts zu kommen.“

In Sachen gleichgeschlechtlicher Partnerschaft hat er die Eckdaten sofort parat, sie sind eng mit privaten Feiertagen verbunden: Seit 2001 gibt es die eingetragenen Partnerschaften, bis 2009 waren sie allerdings nur bei einem Notar möglich.

Dann ging es aufs Standesamt: Nach 17 Jahren Beziehung heiratete Marcel Schneider im August 2009 seinen Lebenspartner Heinz Röttenbacher, den langjährigen Gemeinderat in Rednitzhembach, und Bürgermeister Jürgen Spahl ließ es sich nicht nehmen, die Zeremonie für die beiden bekannten Persönlichkeiten zu vollziehen, „die sich außergewöhnlich für Rednitzhembach engagieren“.

Nicht nur finanzielle, sondern auch ideelle Nebenwirkung der Partnerschaft: der soziale Ausgleich. „In Rechten und Pflichten ist sie der Ehe gleichgestellt“, sagt Marcel Schneider mit Genugtuung, „das ist mir das Wichtigste“. Es besteht Versorgungsausgleich und Unterhaltspflicht, im Todesfall eines Partner gibt es für den anderen die große Witwerrente (60 Prozent): „Seit 2014 sind wir beim Finanzamt steuerlich gemeinsam veranlagt.“

Obwohl Marcel Schneider heuer in die Politik eingestiegen ist und der SPD beitrat, hat er kein schlechtes Gewissen, sich beim hochbrisanten Stichwort „Adoptionsrecht“ zurückzuhalten: „Ich verstehe beide Seiten, und für mich ist das aber nicht das wichtigste Thema.“ Grundsätzlich, so Schneider, bräuchte ein Baby die Werte einer Mama und eines Papas. Andererseits gebe es immer mehr Alleinerziehende, da entfalle auch eine männliche oder weibliche Bezugsperson. Warum sollten die Aufgabe also nicht zwei Personen mit dem gleichen Geschlecht übernehmen?

Für ihn selbst und seinen Partner habe nie ein Kinderwunsch bestanden. Eine persönliche Beziehung über das Spendensammeln mit den Benefiz-Galas hinaus baute Schneider aber sehr wohl auf: „Ich habe zwei Patenkinder in Afrika.“

Mehr als das verweigerte Recht zu einer Adoption wurmt den Coiffeur, dass er nicht zum Blut- oder Rückenmarkspenden darf. Weil man Homosexuelle als promisk einstuft, gelten sie bei den Hilfsorganisationen in Deutschland generell als Risikogruppe. Eine reichlich mit Blut getränkte Organspende wird gleichwohl gerne angenommen. ozialversicherung.

Am 21. November 2015, 19 Uhr, findet die 40. Benefizgala von Starfriseur Marcel Schneider zu Gunsten der Frühförderung der Lebenshilfe Roth/Schwabach statt. Weitere Informationen bei der Rother Tourist-Information im Schloss Ratibor und unter www.roth.de

14 Kommentare