Freund auf vier Pfoten

14.9.2016, 15:26 Uhr
Freund auf vier Pfoten

© Foto: Johanniter

Der Seminarraum in der Johanniter-Dienststelle in Schwabach war dieser Tage voll besetzt: Insgesamt 14 Hundebesitzer mit ihren Vierbeinern stellten sich der zweitägigen Ausbildung zum „Lesehund“-Team.

Das Projekt Lesehund richtet sich hauptsächlich an Kinder mit einer Lese- und Lernschwäche. Ein neuer Ansatz zur Förderung der Lesekompetenz leseschwacher Kinder ist die hundegestützte Leseförderung, welche sich in den letzten Jahren in Deutschland immer weiter etabliert hat.

Die jeweiligen Ursachen für die Defizite der Kinder sind den Lesehund-Teams nicht immer bekannt. Klassische Ursache ist die Legasthenie. Allerdings gibt es auch immer mehr Kinder mit Migrationshintergrund, die einfach nicht gut genug Deutsch können. Und bei vielen deutschen Kindern wird die Tradition des Lesens zunehmend von modernen Medien verdrängt.

Jetzt sollen die Kinder durch Hunde zum Lesen animiert werden. Darum ging es bei der Fortbildung der Johanniter „Hunde im Therapieeinsatz“ des Ortsverbandes Schwabach. Das fünfstündige Seminar war der Startschuss für das Projekt „Lesehund“. Dabei besuchen Hunde Schulklassen, damit Kinder den Vierbeinern vorlesen und somit gleichzeitig ihre Lese- und Sprachkompetenzen zu verbessern.

Gastreferentin Kimberly Ann Grobholz aus München, die das Projekt ins Leben rief, erklärte den 14 Seminarteilnehmern zunächst, unter welchen Bedingungen diese Begegnung erfolgreich verläuft. Außerdem ging Grobholz, die auch Regionalleiterin des Vereins „Tiere helfen Menschen“ ist, unter anderem auf den Aufbau eines Besuchs, Bücher, Lehrmaterial, Hygiene sowie Regeln ein, an die sich Kinder beim Vorlesen halten sollten.

Erstaunliche Fortschritte

Laut Grobholz können Hunde Kinder beim Lesen tatsächlich unterstützen. Das sei das Ergebnis eines Modellprojektes an verschiedenen US-amerikanischen Schulen. Dabei machten Schüler, die an einer Leseschwäche leiden, erstaunliche Fortschritte, wenn sie den Vierbeinern regelmäßig aus einem Buch vorlasen. Der Schlüssel zum Erfolg besteht darin, dass im Gegensatz zu Lehrern oder Mitschülern ein Hund das lesende Kind nicht bewertet. Er sitzt da und hört geduldig zu. Das Kind muss nicht befürchten, von ihm kritisiert zu werden.

Im Rahmen des Lesehund-Projekts können leseschwache Schüler künftig regelmäßig speziell ausgebildeten Mensch–Hund-Teams vorlesen, um damit ihre Schwellenängste beim lauten Lesen abzubauen. Wichtig ist es, dass die Kinder Freude am Lesen entwickeln. Auch das haben Studien gezeigt: Schüchterne Kinder fassen durch den Umgang mit einem Hund mehr Vertrauen in ihr eigenes Können und gewinnen so an Selbstbewusstsein.

„Das Programm richtet sich an die gesamte Persönlichkeit des Kindes, daher können auch in anderen Lebensbereichen positive Auswirkungen zu spüren sein“, berichtete Helmut Winter, Leiter der Lesehund-Teams. Die Erfahrungen in vergleichbaren Projekten hätten gezeigt, dass derartige Therapieformen bei Kindern dazu beitragen können, Ängste zu mindern, die Konzentrationsfähigkeit zu fördern, das Selbstbewusstsein zu stärken und ganz allgemein die schulischen Leistungen zu verbessern.

Im neuen Schuljahr sind die Lesehunde der Johanniter, die zuvor auch schon als Schulbesuchshunde zu Gast in Schulklassen waren, ehrenamtlich unterwegs.

Interessierte und Schulen können sich an Helmut Winter, Sachgebietsleiter der Lesehund-Teams und „Hunde im Therapieeinsatz“, wenden. Telefon (0176) 24 55 28 06. E-Mail: helmut.winter@johanniter.de

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