Geniale Pantomimen: von Bodecker und Neander in Wendelstein

15.1.2015, 09:50 Uhr
Geniale Pantomimen: von Bodecker und Neander in Wendelstein

© Foto: Oliver Heinl

„Es gibt kein deutsches, französisches, englisches, italienisches oder russisches Lachen oder Weinen. Beides gehört den Menschen ohne jeden Unterschied.“ Dieser Ausspruch stammt von Marcel Marceau, einem der größten Pantomimekünstler des 20. Jahrhunderts, der in Paris lebte, aber mit der Kunst der „stillen Sprache“ weltweite Berühmtheit erlangte. Nur mit Mimik, Gestik und virtuoser Bewegung entstehen Gegenstände, Lebewesen und Phantasiebilder auf der Bühne und verschwinden wieder. Lachen und Weinen werden erlebbar. Ganz ohne Worte.

Wolfram von Bodecker und Alexander Neander, die beiden Pantomime-Virtuosen aus Berlin, gastierten am Wochenende zum zweiten Mal an der Freien Waldorfschule Wendelstein und präsentierten ihr Programm „Déjà-vu“.

Ganz im Sinne des Titels wurden dabei Gegenstände und Szenen herbeigezaubert, die alle schon einmal gesehen haben: da fährt plötzlich eine Rolltreppe oder ein Aufzug in die Tiefe der Bühne, Boote fahren über einen unruhigen See, ein wildes, kleines Raubtier in einer Tüte beißt einem Dompteur einen Finger ab (der sogleich wieder nachwächst) oder ein Schwarm Vögel attackiert zwei Parkbesucher. Ein Golfschläger bleibt bei einem Schlagversuch im Boden stecken und verzweifelt wird versucht, ihn aus der Erde zu ziehen. Plötzlich entsteht, nur aus Bewegungen, ein Dickicht auf der Bühne, in dem der verschlagene Golfball nur schwer zu finden ist, aber dann doch letztendlich und mit Nachdruck im angepeilten Loch landet.

Begeistert feierte das Publikum die beiden Künstler, die mit enormem Ausdruck, Körperbeherrschung, Rhythmus und Perfektion die Anwesenden verzauberten. Beide studierten in den 1990er Jahren bei Marcel Marceau in Paris an der „Ecole Internationale de Mimodrame de Paris“, die Marceau gegründet hatte und erhielten von ihm das selten vergebene Diplom. Seither gehörten sie zur „Compagnie Marcel Marceau“ und gastierten mit ihm zusammen, bis zu Marcels Tod 2007, auf Bühnen in der ganzen Welt.

Eigene Kreationen, wie auch das bereits 2012 in Wendelstein gezeigte Programm „Silence!“ begannen ebenfalls in den 90er Jahren. Heute sind die beiden Künstler in der ganzen Welt als „Compagnie Bodecker & Neander“ unterwegs.

Im Programm „Déjà-vu“ wurden wieder einmal die außerordentlichen Fähigkeiten der beiden Künstler erlebbar, Vorder- wie Hintergründiges in oft tragisch-komischen Geschichten darzustellen. So wie zum Beispiel in der Caféhaus-Szene, in der ein vergifteter Gast und ein zechgeprellter Kellner sich schließlich mittels Treppen, Aufzügen und Rolltreppen eine wilde und amüsante Verfolgungsjagd liefern. Die beeindruckende Perfektion, Musikalität und der Spielwitz der Compagnie Bodecker & Neander waren nicht nur in dieser herausragenden Episode zu spüren. An der Waldorfschule wurden sie begeistert von ihrem Publikum gefeiert.

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