Gespräche statt Noten: Wo liegen die Stärken und Schwächen?

15.9.2014, 19:28 Uhr
Gespräche statt Noten: Wo liegen die Stärken und Schwächen?

Was bedeutet diese Entscheidung für den Alltag an der Schule? Wir fragten nach bei Ingrid Dröse, Leiterin der Staatlichen Schulämter im Landkreis Roth und in der Stadt Schwabach.

Frau Dröse, warum werden die Schulnoten jetzt abgeschafft?

Ingrid Dröse: Es geht nicht grundsätzlich um eine Abschaffung der Schulnoten. Vielmehr kann in den Jahrgangsstufen 1 bis 3 das Zwischenzeugnis durch ein Lernentwicklungsgespräch ersetzt werden. Das Zwischenzeugnis in seiner bisherigen Form war sehr umfangreich und für manche Eltern sowie für viele Kinder inhaltlich mitunter schwer zu verstehen.

Ich finde es gut, dass in einem Gespräch mit dem Schüler und den Eltern geklärt wird, wo die Stärken liegen, in welchen Bereichen Nachholbedarf besteht und wie an den Defiziten gearbeitet werden kann.

Jede Grundschule darf selbst entscheiden, ob sie beim Zeugnis bleibt oder nicht. Welche Schule im Landkreis folgt denn dem Vorschlag des Ministeriums?

Ingrid Dröse: Die Entscheidung trifft die Lehrerkonferenz im Einvernehmen mit dem Elternbeirat in den ersten Unterrichtswochen des neuen Schuljahres.

Weniger Noten heißt in der Regel auch weniger Druck für die Schülerinnen und Schüler. Auf dieses Prinzip setzt auch die flexible Grundschule. Wie sind die Erfahrungen mit dieser Form des Unterrichts?

Ingrid Dröse: Im Rahmen des Schulversuchs „Flexible Grundschule“ wurde das Lernentwicklungsgespräch erprobt und sowohl von Lehrkräften als auch von Eltern sehr positiv beurteilt.

Die Gespräche mit den Schülern am Ende des Schulhalbjahres sollen ungefähr eine halbe Stunde dauern und danach dokumentiert werden. Haben die Lehrer neben dem Unterricht dafür überhaupt Zeit?

Ingrid Dröse: Der Zeitaufwand verlagert sich: Anstatt der Erstellung der Zwischenzeugnisse werden Lernentwicklungsgespräche geführt.

Auf was wird in diesen Lernentwicklungsgesprächen besonders Wert gelegt?

Ingrid Dröse: In den Lernentwicklungsgesprächen steht die individuelle Situation des Kindes mit seinen Stärken, Schwächen und Entwicklungspotenzialen im Fokus.

Wie erfahren die Eltern vom Leistungsstand ihrer Kinder?

Ingrid Dröse: Im Lernentwicklungsgespräch wird der aktuelle Lern- und Leistungsstand des Kindes besprochen.

Die Lehrkraft dokumentiert das Lernentwicklungsgespräch. Das Original des von der Lehrkraft, den Erziehungsberechtigten und dem Mädchen oder Jungen unterschriebenen Dokumentationsbogens erhalten das Kind und seine Eltern. Eine Kopie des Bogens nimmt die Schule zu den Unterlagen.

Was passiert, wenn Eltern partout auf ein Zeugnis bestehen?

Ingrid Dröse: Eltern, die dieses Angebot im Einzelfall nicht annehmen möchten, dürfen nicht zu einem Gespräch gezwungen werden. In diesem Fall stellt die Schule ein Zwischenzeugnis nach den allgemeinen Regelungen aus.

Zusammenfassend kann man sagen, dass die Möglichkeit eines dokumentierten Lernentwicklungsgesprächs anstelle des Zwischenzeugnisses einen Beitrag zur Stärkung der Eigenverantwortung der Schule und zur Stärkung der Bildungs- und Erziehungspartnerschaft von Grundschule und Elternhaus leistet.

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