Glosse: Der Beginn einer wunderbaren Freundschaft

15.1.2017, 05:58 Uhr
Facebook hat die Redaktion des Schwabacher Tagblatts beinahe gespalten - aber nur beinahe!

© dpa Facebook hat die Redaktion des Schwabacher Tagblatts beinahe gespalten - aber nur beinahe!

Und darauf ist ihr Präsident auch noch stolz. Die Polizei Mittelfranken ist seit dieser Woche auf Facebook. Willkommen im 21. Jahrhundert. Da gratulieren wir herzlich. Hoffentlich sind die Damen und Herren Ordnungshüter beim Verteilen von Strafzetteln genauso fix. Peinlich ist das, einfach nur peinlich.

Da sind wir vom Schwabacher Tagblatt doch aus ganz anderer Software geschnitzt. Wir sind auf Facebook bereits seit, äh, seit, naja, seit — seit — seit zwei Wochen. Immerhin eine ganze Woche Unterschied!

Wir sind stolz!

Das ist in diesen so schnelllebigen Zeiten, in der sich die Welt im Viertelstundenrhythmus wandelt, ein geradezu epochaler Zeitraum. Wir haben also allen Grund, stolz auf uns zu sein. Und sind es auch.

Zugegeben, in ganz verstohlenen Momenten selbstkritischer Reflexion ist uns schon einmal kurz der Gedanke über die Festplatte gehuscht, dass diese eine Woche ganz vielleicht auch locker ein paar Jahre hätten sein können. Schließlich hat Mark Zuckerberg mit seinem Spielzeug schon die Welt erobert, als er noch nicht mal den Führerschein hatte. Und jetzt ist er verheiratet und Papa.

Wir vom Tagblatt aber haben uns streng an die bewährte Devise gehalten: Sorgfalt vor Tempo. Ja, so seriös sind wir.

Kommunikative Elbphilharmonie

Zudem galt es zunächst, einen komplexen Meinungsbildungsprozess zu koordinieren, der sich ob teils diametral entgegengesetzter Ausgangspositionen als kommunikative Elbphilharmonie herauskristallisierte. Facebook hat die Redaktion beinahe gespalten. Einem begeisterten User (jk) standen völlige Ignoranten (gw/rj) gegenüber. Kollege he bereicherte den Gedankenaustausch gerne mit sensiblen Facebook-Synonymen wie dem unerreicht inspirierten „Hackfresse-Book“.

Der putzigste Beitrag aber gelang Kollege rog: Er sei zwar auf Facebook, poste aber gar nicht wirklich was. Eine Argumentation von präsidialer Eleganz. Schon Bill Clinton hatte gestanden: Ich habe zwar Joints geraucht, aber nicht inhaliert.

Ein "digital native" greift ein

Den Durchbruch schließlich verdanken wir unseren neuen Mann im Team: Thomas Correll (co). Er ist der einzige unter 50 und damit unser „digital native“. co hat den Facebook-Auftritt mit fast schon beängstigend spielerischer Leichtigkeit installiert. Seitdem ist er gw, rj, he und rog suspekt.

Die erste Anschubfinanzierung aber leistete unser Chef höchstselbst: jk wollte alle seine 626 Freunde auf die neue Tagblatt-Seite einladen. Über 300 hat er geschafft, dann hat er beim Klicken einen Krampf im Zeigefinger bekommen.

Aber 626 Freunde zu haben: unfassbar! So viele Leute kenne ich nicht mal, geschweige denn, dass die mich alle liken.

Aber das müssen sie ja nicht. Es reicht, wenn sie die neue Seite mit einem netten Häkchen versehen und treue Tagblatt-Freunde werden. Sind übrigens schon locker über 1000. Und das kann nur eines heißen: Dies ist der Beginn einer wunderbaren (Facebook)Freundschaft.

 

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