Glosse: Der verflixte Reisetaschen-Zwilling

24.3.2019, 05:58 Uhr
Viele Menschen, viel Gepäck: Da kann schonmal was schiefgehen.

© Tobias Hase Viele Menschen, viel Gepäck: Da kann schonmal was schiefgehen.

Eines vorneweg: Ich werde von vielen Menschen beneidet, weil mich Urlaubsreisen schon in viele aufregende Länder dieser Welt geführt haben. Neuseeland, Australien, USA, Guatemala, Honduras, Philippinen, Indonesien, Südafrika, Namibia, Seychellen, Marokko und, und, und. So weit. So gut.

Dass dabei mithin gerade zum Ende einer Reise auch mal etwas schiefgehen kann, habe ich an dieser Stelle schon mehrfach thematisiert. Besonders aufsehenerregend war in dieser Hinsicht die Geschichte, die mich von Costa Rica direkt aufs Abstellgleis des Schwabacher Bahnhofs geführt hat.

Diesmal war's der Koffer

Manche erinnern sich vielleicht noch: Ich fuhr mit einem alten Mietwagen zu einer Abgabestelle, dort stieg ich in den Bus um, der mich zum Flughafen brachte. Über zwei Zwischenstationen landete ich in Frankfurt. Von dort nahm ich den Zug nach Nürnberg und dort die S-Bahn zu meinem Wohnort nach Roth. Bloß fuhr die S-Bahn nicht nach Roth, sondern nur bis zum Schwabacher Abstellgleis, wo ich dann aus dem gekippten Fenster um Hilfe rufen musste.

Diesmal hatte ich keine Probleme mit dem Zug, sondern mit dem Koffer. Ich stand also am Münchener Flughafen und wunderte mich am Band, wo meine zwei Gepäckstücke bleiben. Etwa Dreiviertel meiner Mitflieger waren schon in alle Himmelsrichtungen entschwunden. Endlich sichtete ich meinen roten Koffer und gleich darauf meine rot-graue Sporttasche. "Super", dachte ich mir noch, erwischte just in time den Shuttlebus, der mich zum 20 Kilometer weit entfernten Parkplatz meines Autos brachte.

Ein bisschen umeinander gegoogelt

In zwei Minuten war das Gepäck umgeladen, eineinhalb Stunden später war ich zu Hause. Und weitere drei Minuten später stand ich im Keller vor der Waschmaschine. Blöd nur, dass meine rot-graue Sporttasche gar nicht mit meinen Sachen gefüllt war, sondern mit Schuhen und Klamotten eines wildfremden Menschen.

Doch guter Rat ist heutzutage nicht teuer. Wenn du nicht mehr weiterweißt, dann gründest du keinesfalls einen Arbeitskreis, sondern googelst ein bisschen umeinander. So kam ich an die Lost-and-Found-Stelle des Münchner Flughafens. Telefonisch war dort zwar niemand zu erreichen, auch mit einem Mail kam ich nicht richtig weiter.

"Der Inhalt war falsch"

Das machte aber nichts, weil die Lost-und-Found-Stelle ihr Geschäft ohnehin längst an eine Firma ausgelagert hat, die mich tatsächlich anrief und mich fragte, ob ich möglicherweise eine falsche Tasche mitgenommen habe. "Die Tasche war die Richtige, nur der Inhalt war falsch", versuchte ich mich noch einer plausiblen Erklärung. Aber richtig weiter brachte mich das nicht.

Drei Telefonminuten später war aber die Lage geklärt. Meine richtige rot-graue Sporttasche stand noch am Flughafen in München, das Zwillingsexemplar gehörte einem mir unbekannten Herrn aus Österreich, der gepäcklos von München aus seine Weiterreise in die Alpenrepublik antreten musste.

Fast nicht zu unterscheiden

Ich rief schnell noch fünf Entschuldigungen in den Hörer des Telefons, packte die fremde Tasche wieder ins Auto, fuhr sofort wieder nach München, Flughafen Franz-Josef Strauß, Terminal 1, Modul B. Ich stellte die rot-weiße Sporttasche vor den Schalter der zuständigen Firma, ein freundlicher Mann brachte die identische Tasche, die nun wirklich meine eigene war, und stellte sie daneben. Sie waren nicht zu unterscheiden (wenn man einmal davon absieht, dass auf meiner immerhin ein Kärtchen mit meinem Namen und meiner Handynummer hing, weshalb mich die Firma auch schnell ausfindig machen konnte). Der freundliche Herr und ich lachten, ich packte die richtige Tasche, zahlte für 16 Minuten Parkzeit fünf Euro Parkgebühren und fuhr wieder nach Hause.

Die von mir kurzzeitig konfiszierte Zwillingstasche machte sich via Flugtaxi noch am selben Tag oder wenigstens am nächsten Tag ins österreichische Linz, wo sie der mir unbekannte Besitzer inzwischen hoffentlich auch in Empfang hat nehmen können. Wahrscheinlich wird er das Schwabacher Tagblatt nicht lesen. Für den Fall der Fälle aber möchte ich ihm eines zurufen: "Sorry!"

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