Glosse: Die Leiden des (nicht mehr ganz) jungen rj

15.4.2018, 05:58 Uhr
Olli Kahn, Robert Vittek? Jawoll, es geht um Bayern und den Club.

© NN-Archiv Olli Kahn, Robert Vittek? Jawoll, es geht um Bayern und den Club.

Nein! Ich bin kein Bayern-Fan. Ich sympathisiere vielleicht ein klein wenig mit dem im Frankenland nicht sehr beliebten Verein aus der Landeshauptstadt. Das reicht allerdings schon für manch spitze Bemerkung aus dem Kreis meiner Kollegen. Warum das so ist? Na, raten Sie mal. Richtig! In der ST-Redaktion sind die Anhänger des "Ruhmreichen" eindeutig in der Überzahl.

Den Fans des 1. FC Nürnberg sagt man ja nach, dass sie leidensfähig sind. Ziemlich angespannt war die Stimmung dennoch in den vergangenen Wochen (oder Monaten?) — auch in der Redaktion. Der anvisierte Aufstieg in die 1. Bundesliga war nun kein Selbstläufer mehr. Sechs Spiele ohne Sieg, und plötzlich waren sie wieder da, die Selbstzweifel. Schockstarre nach der Derbyniederlage gegen die Greuther.

Immerhin bis zum 29. Spieltag

Für mich als Bayern-Sympathisant eigentlich eine staade, fast schon eine langweilige Zeit. Die Fans des 1. FCN waren so sehr mit sich und dem Negativlauf ihrer Idole beschäftigt, dass ich mich in der Redaktion frei bewegen konnte. Ich brauchte nicht zu erklären, weshalb die teuer bezahlten Bayern-Profis in Leipzig verloren oder immerhin bis zum 29. Spieltag kicken mussten, um die Deutsche Meisterschaft einzutüten. Auch für meine Bayern-Tasse interessierte sich plötzlich kein Club-Fan mehr (die hatte ich in den vergangenen Jahren immer mal wieder aus irgendwelchen Verstecken herausfischen müssen).

Apropos Bayern-Tasse. Ein richtig altes Stück, sag ich Ihnen. Die letzte Meisterschaft, die auf dieser Tasse verewigt wurde, war die aus dem Jahr 2006. Genau! Das Jahr der Fußball-WM in Deutschland. Da haben sie "unseren" Oli Kahn durch den Herrn Lehmann ersetzt. Selbst schuld, sage ich, mit Oli wären sie Weltmeister geworden. So wie 2014, da stand nämlich mit Neuer ein Torhüter des FC Bayern München zwischen den Pfosten. Manuel Neuer, ja den brauchen wir in ein paar Monaten in Russland, sonst könnte es wirklich eng werden mit der Titelverteidigung.

Glorreich ins Halbfinale

Doch zurück zu meiner Tasse: Der letzte Eintrag war die Deutsche Meisterschaft 2006 — es war die 20. In Worten: zwanzigste. Vor einer Woche fuhren die Bayern nun schon den 28. Titel ein. Erstaunlich, wie alt meine Tasse schon ist. Und ich trinke nach wie vor meinen Kaffee daraus. Nicht jeden Tag, aber immerhin so oft, dass mein Blick regelmäßig auch auf eine andere Statistik fällt. Den Europapokal der Landesmeister haben die Bayern, soweit auf der Tasse verewigt, 2001 gewonnen. Der letzte Triumph in diesem Wettbewerb — ein 2:1- Finalsieg über den BVB im Mai 2013 — liegt auch schon wieder einige Jahre zurück. Aber eben noch jung genug, um auf meiner Tasse keinen Eintrag mehr zu finden. Wird also Zeit für eine neue Tasse, wenn Jupp Heynckes seine Mannen — wie auch 2013 — zum Champions-League-Titel führt. Die Weichen sind gestellt. Das glorreiche 0:0 gegen den FC Sevilla vom Mittwoch reichte doch mal locker für das Halbfinale.

Glorreich war übrigens auch der letzte Club-Sieg über den 1. FC Heidenheim. Ein 3:2 gegen einen abstiegsbedrohten Verein — wirklich eine tolle Sache. Fand übrigens auch mein Kollege co, der als überzeugter Dauerkarten-Besitzer sogar vor Ort im Stadion war. Die Fans des 1. FC Nürnberg liegen sich also wieder in den Armen. Ein Sieg, und der Traum vom Aufstieg lebt!

Was mich natürlich wieder nachdenklich macht. Der 1. FC Nürnberg in der 1. Bundesliga? Vorbei ist dann die staade Zeit, vorbei die Tage ohne Suche nach meiner Kaffee-Tasse. Aber egal, dann werden die Verhältnisse eben wieder auf dem grünen Rasen geklärt werden müssen. Denn wie sagte schon ein ehemaliger Trainer des FC Bayern München, Trainer, Otto Rehhagel: "Die Wahrheit liegt auf dem Platz!"

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