Glosse: Macbeth auf Münchnerisch

30.4.2017, 06:00 Uhr
Hat doch noch nicht genug vom Politik-Betrieb: Horst Seehofer. Gab es so etwas auch schon mal in Schwabach?

© dpa/Sven Hoppe Hat doch noch nicht genug vom Politik-Betrieb: Horst Seehofer. Gab es so etwas auch schon mal in Schwabach?

Ich war ja so gespannt. Richtig aufgeregt. Bleibt er oder verlässt er uns? Einfach so, ganz plötzlich. Was war ich dann froh, als ich am Montag die erlösende Nachricht gehört habe.

Das ist unfair, oder?

Doch ein bisschen traurig war ich auch. Denn ich musste unwillkürlich an Hartwig Reimann denken. Als Lokalschreiberling sieht man eben irgendwie alles durch die lokale Brille. Naja, so weit der Horizont eben reicht. Was der sich wohl denkt, wenn er den grinsenden Horst sieht? Ob er es nicht himmelschreiend unfair findet, was ihm 2008 widerfahren ist? Doch Mitleid ist völlig unangebracht.

Hartwig Reimann ist selber Schuld. Hätte er was Gescheites gelernt. Aber wer es nur zum Oberbürgermeister bringt, der darf sich nicht beschweren, wenn er — wir erinnern uns — schon mit 69 in Rente gehen muss. Ob er nun wollte oder, nun ja, doch nicht so unbedingt.

Gesetz ist Gesetz

Denn Gesetz ist Gesetz. In Bayern dürfen Oberbürgermeister, erste Bürgermeister und Landräte ab 65 nicht mehr kandidieren. Basta. Altes Eisen. Eine Gefahr für das Gemeinwesen. Zu dattrig, um noch etwas zu entscheiden.

Horst Seehofer ist da schon cleverer. Ministerpräsident müsste man sein. Für den gilt keine Alters- und Obergrenze. Und alte Ankündigungen schon gar nicht. "Was schert mich mein Geschwätz von gestern": Mit dieser Maxime hatte schon der große Konrad Adenauer regiert. Und der war 73, als er Bundeskanzler wurde.

Da ist Seehofer mit seinen gerade mal 67 Jährchen ein echter Hoffnungsträger. Das Leben fängt eh erst mit 66 Jahren an. Seinen Spaß daran aber hat er schon viel länger:

Der ewige "Prince of Franconia"

Wie er dem Markus und der Ilse erst Hoffnungen auf seinen Renteneintritt macht! Ihnen dann genüsslich zusieht, wie sie sich abstrampeln, um sich seiner Nachfolge würdig zu erweisen! Und nun, als Markus endlich klar die Nase vorne hat, da macht er ihn zum ewigen Prince of Franconia.

Keiner kann darüber so unnachahmlich schelmisch lachen wie der Horst selbst. Noch amüsanter ist nur noch, der Angela den Spaß am Job zu verderben. Das ist alles viel zu schön, um einfach vorbei zu sein.

Und wäre er wirklich abgetreten, nie hätten er und wir erfahren, welch immense Erleichterung sein selbstloser Durchhaltewille ausgelöst hat: Sogar der Markus will ihn "ehrlich unterstützen". Hat er gesagt! Denn: "In unsicheren Zeiten ist es gut, erfahrene politische Kräfte in der ersten Reihe zu haben."

Was für ein Schauspiel!

Doch keine Politiker in der Spätpubertät? Welch übermenschliche Bescheidenheit. Wer hätte die ausgerechnet Herrn Söder zugetraut?

Respekt! Was für ein Schauspiel! Der Kampf um die Macht und gute Miene zum bösen Spiel. Macbeth auf Münchnerisch. Ende noch offen. Shakespeare im Komödienstadel.

Vielleicht ist Hartwig Reimann doch ganz froh, dass er nur Oberbürgermeister war.

 

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