Glosse: Norweger wollen gar nicht nach Amerika

21.1.2018, 05:58 Uhr
Keine Norweger in Sicht.

© dpa Keine Norweger in Sicht.

Zumindest haben wir es jetzt Schwarz auf Weiß, dass Norwegen nicht zu diesen "Drecksloch-Ländern" gehört. Selbst wenn es irgendwo zwischen Kristiansand und Hammerfest, zwischen Oslo und Lillehammer, zwischen Bergen und Trondheim ein winziges Dreckslöchlein geben sollte, würde man es derzeit nicht sehen. Denn in Norwegen ist im Januar alles, abgesehen von den rot gestrichenen Holzhäuschen, schneeweiß. Wenn der Schnee weggeschmolzen ist, dann werden die reichen Norweger bestimmt mit einem Eimer voller flüssigem Asphalt kommen und dieses letzte Drecksloch beseitigen. Auch wenn sie – anders als die CSU-regierten Bayern – noch nie eine Straßenausbaubeitragssatzung (StrabS) hatten.

Doch ich schweife vom Thema ab. US-Präsident Donald Trump hat jedenfalls während einer Besprechung mit Senatoren kundgetan, dass er gerne mehr Norweger in seinem Land sähe. Haitianer, Mexikaner und Menschen aus Afrika sind bei ihm nicht ganz so willkommen. Gut, so ist das nun mal, wenn man in solch einem – laut dem latent rassistischen Häuptling Goldlocke – Dreckslochland sitzt.

Lieber nach Südkorea

Aber was, bitteschön, sollen die Norweger denn in Amerika? Sie haben den Kontinent doch schon ein paar hundert Jahre vor Kolumbus, seinerzeit noch unter ihrem Stammesnamen Wikinger, besucht – und offenbar nicht für gut befunden. Sie sind wieder umgekehrt, weil es dort weder Langlaufspuren noch präparierte Skihänge gab. Sie fanden weder Sprungschanzen noch Biathlon-Schießstände. Die gab es seinerzeit nicht in Amerika, dafür gibt es sie seit kurzem in Pyeongchang. Deshalb wird sich die Mehrheit der 5,2 Millionen Norweger demnächst nicht auf den Weg nach Amerika machen, sondern lieber nach Südkorea fliegen. Dort, recht nahe an der Grenze zu Nordkorea, geht es vom 9. bis 25. Februar bekanntlich um olympische Ehren, und wenn die sportbegeisterten Norweger eines richtig gut können, dann ist das Skilanglaufen, mit Skiern den Berg hinunterfahren, Skilanglaufen kombiniert mit Schießen und von ganz großen Skisprungschanzen herunterzuspringen.

Die Norweger werden in diesen zwei Wochen ganz gewiss wieder mehr Goldmedaillen einsammeln als Gold in ganz Amerika zu den Hoch-Zeiten des Goldrauschs geschürft werden konnte. Donald Trump wird die Spiele bestimmt allabendlich vor dem heimischen Fernseher verfolgen, und nach Olympia wird er die US-amerikanischen (aber bestimmt nicht die norwegischen, und schon gar nicht die aus Haiti!) Medaillenhelden zu sich ins Weiße Haus einladen.

Lieber nach Norwegen

Wobei: Lindsay Vonn, die schnellste Skifahrerin Nordamerikas, hat schon angekündigt, dort nicht hingehen zu wollen. Wahrscheinlich geht sie lieber Skifahren, und wer weiß: vielleicht sogar in Norwegen. Denn dort geht es im März ja mit den Weltcuprennen weiter.

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