Glosse: Schottische Vermählung für Schwabach

2.7.2017, 05:58 Uhr
Gibts jetzt auch aus Schwabach!

© Frank Märzke Gibts jetzt auch aus Schwabach!

Spätestens jetzt hat sich das Stadtjubiläum schon gelohnt.

Ja, die Silvesterparty war super, und all die tollen Konzerte und Ausstellungen, die schon gelaufen sind, waren es auch. Und Highlights wie die große Tafel im Stadtpark stehen erst noch bevor. Alles schön und prima. Aber das meine ich nicht.

Ich rede von: "Bhaile D’or".

Kennen Sie nicht? Können Sie auch nicht kennen. Denn "Bhaile D’or" ist neu. Ganz neu. In dieser Woche kam die Pressemitteilung über die Kreation, die ein völlig neues Kapitel Schwabacher Trinkkultur aufschlägt. Eines, auf das wir vielleicht nicht zwingend gewartet haben, dem wir aber umso lustvoller entgegensehen.

Stolz auf Bier

Bisher war Schwabach ja auf seine Jahrhunderte alte Biertradition als Brauereistadt stolz. Völlig zurecht natürlich. Und das Schwabacher Goldwasser beweist, dass man sich nicht nur auf Gerstensaft, sondern auch auf die Kunst der Likörherstellung versteht.

"Bhaile D’or" knüpft an diese Tradition an, bedeutet es doch "Stadt des Goldes" und wird ebenfalls aus Gerste erschaffen. Gleichzeitig aber treibt sie sie in bisher ungeahnte Höhen von 43 Volumenprozent. Denn "Bhaile D’or" ist Schwabachs erster Whisky. Schottischer Whisky — ohne e vor dem y.

Zu verdanken haben wir ihn den beiden Schwabachern Stephan Spangenberg und Dieter Heinl. "Meine Leidenschaft für schottischen Whisky wurde vor etwa zehn Jahren auf einer Reise mit Freunden durch Schottland geweckt. Damals standen mehrere Whiskydestillerien mit Verkostung auf dem Programm", berichtet Heinl.

Kulturgut Whisky

Dem Whisky zu verfallen gilt in Schottland selbstverständlich nicht als Alkoholismus, sondern als Kulturgut. Dafür hat nicht zuletzt Nationaldichter Robert Burns mit seiner herzzerreißenden Ballade über Whisky alias "John Barleycorn" gesorgt. Und dieses starke Stück Schottland möchte Heinl nun auch den Schwabachern nicht vorenthalten.

Der Anlass sind gleich zwei Jubiläen: 900 Jahre Schwabach und 70 Jahre Schwabacher FDP, deren stellvertretender Vorsitzender Heinl ist.

Einfach in den Supermarkt zu gehen und sich mit Glenfiddich, Talisker, Lagavulin & Co. einzudecken, wäre zwar einfach, aber diesen Doppeljubiläen nicht ansatzweise würdig. Und dem schottischen Nationalgetränk sowieso nicht.

Edle Mischung

Denn Whisky ist keine Einladung für ein Saufgelage, Whisky ist eine Frage des Stils. Deshalb haben sich Spangenberg und Heinl zu ambitionierten Hobby-Sommeliers fortgebildet und ihren eigenen Whisky entworfen: einen schottischen Blend, also eine edle Mischung verschiedener Whiskys.

Folgerichtig kann sein Name nur aus dem Gälischen stammen. "Bhaile D’or" spricht man "Whalje Door", erklärt Heinl in seiner Pressemitteilung — wohl in der Annahme, dass niemand in der ignoranten Tagblatt-Redaktion auch nur über Grundkenntnisse des Gälischen verfügt. Darüber wollen wir aber nochmal großmütig hinwegsehen. Zumal "Whalje Door" ja auch viel genießerischer klingt als etwa "Schwobacher Wisgi".

Dienstag ist "tasting"

Wie gelungen das Whisky-Werk tatsächlich ist, können wir leider noch nicht fachkundig beurteilen. Denn das "tasting" findet erst am kommenden Dienstag bei der FDP-Jubifete statt. Und zu unserem Erstaunen hat Herr Heinl es versäumt, an seine Mail eine Flasche zum Probieren anzuhängen.

Auch die Rezeptur verrät er selbstverständlich nicht. Aber den Mund wässrig macht er uns schon: Mehrere Single Malt Whiskys, gereift in Bourbon- und Sherryfässern, seien zum Bhaile D’or "vermählt" worden. Frisch und fruchtig sei das Aroma, der Geschmack mit einem Hauch von Vanille und "am Ende nussig". Der Abgang "mittellang, weich und trocken".

So lasst uns die Gläser erheben: auf 900 Jahre Schwabach! Oder, wie man in Schottland sagt: "John Barleycorn must die."

 

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