Glosse: Themen, die für die Zeitung zu heikel sind

23.12.2018, 05:58 Uhr
So siehts in der Redaktion aus vor Weihnachten. Aber wir verraten das natürlich nicht.

© dpa So siehts in der Redaktion aus vor Weihnachten. Aber wir verraten das natürlich nicht.

Zum Beinahe-Abschluss eines Aufsehen erregenden Goldrichtig-Jahrgangs heute ausnahmsweise einmal die Geschichten, die es heuer nicht in unsere beliebte Kolumne geschafft haben. Manchmal, weil sie einfach grenzwertig sind; manchmal aber auch, weil die Redaktion schlicht und einfach zu feige ist. Kurz vor Weihnachten legen wir aber alle Zurückhaltung ab. Hier also die Top 4 der Themen, die niemals Gegenstand eines "Goldrichtig" sein dürfen.

1. Pressereisen

Darf man das so flapsig sagen? Pressereisen sind die Ärztekongresse für Journalisten. Den Kollegen wird ein Flug in den Allerwertesten geblasen, sie steigen in einem schicken Design-Hotel ab, schlürfen abends an der Bar für lau ihren Gin-Tonic auf Eis und lassen sich drei Tage lang bei einem straffen Programm von der Schönheit einer Stadt oder eines Landes begeistern. Dann fliegen sie wieder heim, setzen sich an den Rechner und schreiben, wie toll doch die Stadt X und das Land Y sind. Sie müssen dabei nicht einmal Fake News schreiben, denn in irgendwelche Absteigen wären sie ja nicht eingeladen worden.

Ich zum Beispiel durfte kürzlich an einer Pressereise nach Uganda teilnehmen, was uninformierte Zeitgenossen sicherlich mit einem Drecksloch irgendwo in Afrika gleichsetzen würden (frei nach "The Donald"). Dabei geht es in Uganda echt total zivilisiert zu, vor allem im Virunga-Gebirge, wo die letzten Berggorillas dieser Welt allmorgendlich ein paar Dutzend Touristen (und Presseleute) willkommen heißen. Mehr dazu demnächst im Wochenmagazin, aber natürlich nicht im "Goldrichtig".

2. Barthelmesaurach

Dieses Goldrichtig fing so an: "Die Barthelmesauracher wünschen sich bestimmt eine Gebietsreform, welche die Dörfer im Aurachtal von Kammerstein abtrennt und Abenberg zuschlägt (die richtige Vorwahl hätten sie ja schon). Die Kammersteiner wünschen sich bestimmt ebenfalls eine Gebietsreform, welche die Dörfer im Aurachtal von Kammerstein abtrennt und Abenberg zuschlägt (die richtige Vorwahl hätten sie ja schon). Die Abenberger würden sich gegen eine Gebietsreform bestimmt nicht wehren. Aber nur, wenn ihnen ausnahmslos nur solche Dörfer zugeschlagen werden, die nicht anschließend einen unseligen Schulstreit anzetteln."

Haben wir dann gestrichen. So etwas geht einfach gaaaaar nicht. Das Bürgerbegehren haben schließlich die g’scheiten Kammersteiner initiiert.

3. Über uns

Sollen wir wirklich schreiben, dass jüngst Kollege he dem Kollegen rj fast an die Gurgel gegangen ist, bloß weil der Sportteil eine halbe Seite mehr Platz bekommen hat als der Serviceteil?

Sollen wir wirklich ausplaudern, dass Kollege co seit Monaten allmontäglich in Depri-Stimmung in die Redaktion schlurft und mindestens bis Donnerstag benötigt, bis er wieder halbwegs für etwas zu gebrauchen ist, dieser ausgewiesene Club-Ultra? Zuletzt in einigermaßen gelöster Simmung war er in der ersten Oktober-Woche nach dem 3:0-Sieg seines Herzensvereins gegen Düsseldorf.

4. Weihnachtsgeschenke

Immer kurz vor dem Fest gibt es erstaunlich viel Schokolade und Plätzchen in der Redaktion, dazu die eine oder andere Wein- oder Sektflasche und ein paar kuriose Sachen wie einen Meterstab. Ja, die Redaktion des Schwabacher Tagblatts ist bei ihren Leserinnen und Lesern wahnsinnig beliebt, und deshalb kommen in diesen Tagen viele Leute mit einer kleinen Aufmerksamkeit vorbei. Doch sind solche Geschenke vom Deutschen Presserat und vom noch strengeren Ethikrat gedeckt? Begibt man sich als Journalist nicht in eine gewisse Abhängigkeit, wenn man den Bürger XY im Januar in die Pfanne hauen soll, wo man doch noch den angenehmen Nachgeschmack seiner selbstgebackenen Plätzen vom Dezember im Mund hat?

Redaktionsintern haben wir beschlossen, diese Geschenke-Sache keinesfalls in ein Goldrichtig zu packen, weil dann der Presserat und der Ethikrat vielleicht hellhörig werden. Und dann kommen die gelehrten Kollegen aus Berlin angereist. Und naschen uns wahrscheinlich alles weg.

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