Glosse: Und was ist mit der Schwabacher Ampel?

15.10.2017, 05:58 Uhr
Was ein Schwabacher Linienbus mit der Koalitionsfindung auf Bundesebene zu tun hat? Lessen Sie selbst...

© Wilhelm Was ein Schwabacher Linienbus mit der Koalitionsfindung auf Bundesebene zu tun hat? Lessen Sie selbst...

Seit der Ankündigung des bisherigen kleinen Partners der großen Koalition, künftig in der Opposition die Erneuerung anzugehen, elektrisiert ein Schlagwort die Berliner Politik: Wenn die SPD aussteigt aus der Regierung, dann bleibt ja nur noch "Jamaika" als Alternative für eine Bundesregierung übrig, also eine Koalition aus CDU/CSU, FDP und Grünen.

Doch was, wenn sich das Viererbündnis als "Fluch der Karibik" erweisen sollte, wie "Die Zeit" kürzlich so treffend titelte? Dann müsste die SPD doch wieder als Juniorpartner von Angela Merkel die Demokratie in Deutschland retten. Oder es gibt Neuwahlen.

Eine weitere Alternative wäre, und darauf ist bislang in Berlin und in München seltsamerweise noch niemand gekommen, die "Schwabacher Ampel", also eine Koalition aus SPD (Rot), Linken (Rot), FDP (Gelb) und Grünen (Grün). Rein rechnerisch hätte diese eine knappe Mehrheit gegenüber CDU/CSU und AfD.

Doch ein historischer Sieg?

Dieses Bündnis hätte fast ausschließlich Vorteile. Der bärtige und bärbeißige Martin Schulz, seit dem Wahlabend ein furchtbar schlechter Verlierer, könnte seine 20,5 Prozent doch noch in einen historischen Sieg umdeuten und Kanzler werden. Mutti Merkel könnte als Hinterbänklerin im XXL-Bundestag in die Altersteilzeit gleiten, so wie das ihr seliger Vor-Vorgänger Helmut Kohl nach Gerhard "Acker" Schröders Sieg 1998 getan hat. Und das Land könnte sich endlich mal auf etwas freuen, was es so noch nie gegeben hat. Frischer Schwung für die Politik also.

Natürlich gibt es noch ein paar klitzekleine Hürden zu überspringen. Dem smarten FDP-Superstar Christian Lindner müsste man zum Beispiel vor den Koalitionsverhandlungen noch schnell ein Gen einpflanzen, das ihm ein bisschen mehr Empathie für die Abgehängten der Gesellschaft vermittelt.

Hinein ins Getümmel

Der Linken-Vorzeigefrau Sahra Wagenknecht könnte ein Grundkurs in Sachen ökonomische Zusammenhänge nicht schaden. Und auch eine Unterrichtsstunde darüber, dass in der NATO nicht die Bösen, sondern die Guten sitzen. Aber ansonsten: Nichts wie hinein ins Getümmel.

Bleibt also noch eine Frage: Warum wird dieses Viererbündnis, so es denn zustande kommt, als "Schwabacher Ampel" in den Duden Einzug finden? Das hängt, ähnlich wie "Jamaika", zum einen mit der Farbgebung der Parteien zusammen. Und zum anderen mit diesen ganz speziellen Verkehrsverhältnissen in unserer Stadt.

Rot, Rot, Gelb und Grün habe ich nämlich auch fast jeden Tag nach Feierabend, wenn ich an der Ampel in der Zöllnertorstraße stehe und stadtauswärts strebe. Zuerst haben die Autos freie Fahrt, die aus der Südlichen Ringstraße wollen. Danach die Autos, die aus der Reichenbacher Straße kommen. Das nenne ich "Rot-Phase 1".

Und dann Rot-Phase 2

In aller Regel sollten danach all jene zum Zuge kommen, die in der Zöllnertorstraße und in der Wittelsbacherstraße auf Weiterfahrt harren. Doch weit gefehlt. Es folgt ganz oft eine zweite Rot-Phase, wahrscheinlich, weil ein Busfahrer in der Südlichen Ringstraße seine Jetzt-komme-ich-Vorfahrt-Taste gedrückt hat, mit der er die Ampelschaltung beeinflussen kann.

Also noch einmal die Fahrzeuge aus der Ringstraße und aus der Reichenbacher Straße durchwinken. Erst danach darf ich Gas geben.

Wenn es die "Schwabacher Ampel" künftig nicht mehr nur in der Zöllnertorstraße geben sollte, sondern auch in Berlin, dann hat das für das politische Farbenspiel in der Hauptstadt aber weitere Konsequenzen. Schließlich müsste man dann davon ausgehen, dass die größte Fraktion im Bundestag in den nächsten Jahren ziemlich schwarz sehen wird.

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