Glosse: Von Penzendorfern und Haselmäusen

11.11.2018, 07:58 Uhr
Zwei Brücken, die Diskussionen ausgelöst haben. Den wirklich letzten Senf zum Thema geben wir im "Goldrichtig?!?" dazu.

© Thomas Correll Zwei Brücken, die Diskussionen ausgelöst haben. Den wirklich letzten Senf zum Thema geben wir im "Goldrichtig?!?" dazu.

Aufmerksame Leser des Schwabacher Tagblatts haben sicherlich bemerkt, dass wir bei der Geschichte mit den A6-Brücken und dem Schwarzbuch selbst nicht ganz sicher waren, ob das wirklich so eine furchtbare Verschwendung von Steuergeldern war, wie vom Bund der Steuerzahler angeprangert. Sagen wir es mal so: die beiden Brücken sind schon recht nah beieinander. Ein Riesenumweg wäre das nicht, wenn es nur eine Brücke gäbe. Aber schöner ist es sicherlich, wenn sich Radler und Fußgänger die vielbefahrene Penzendorfer Straße sparen können und dank der zweiten Brücke sozusagen vom Grünen ins Grüne springen.

Schwierig zu planen

Dass die Kosten für den Umbau der ersten Brücke von rund 2,5 auf rund 3,5 Millionen gestiegen sind, dafür dürften größtenteils die gegenwärtigen Verhältnisse verantwortlich sein: Wenn Baufirmen sich vor Aufträgen nicht retten können und die Kosten steigen und steigen, dann verteuern sich Projekte, die einen gewissen Vorlauf haben. So etwas ist schwierig einzuplanen.

Die Facebook-Freunde des Tagblatts haben dementsprechend recht zurückhaltend auf den "Skandal" reagiert. "Ich freu mich, wenn die Brücke fertig ist und werde sie auch nutzen", heißt es da; oder: "Krass, zwei Millionen. Fragt mal in Berlin nach, wie viel der verkackte Flughafen tagtäglich verschlingt". Ja, wir zucken auch zusammen angesichts der Ausdrucksweise. Aber wo könnte man das nette, kleine Adjektiv "verkackt" besser einsetzen als im Zusammenhang mit dem Berliner Flughafen?

Investigative Recherchen

Außerdem haben investigative Recherchen (danke, Frau K.!) ergeben, dass im niederbayerischen Vilshofen kürzlich eine Brücke gebaut wurde – einzig und allein für die Haselmaus! "Daumengroß ist die orangebraun-fellige Haselmaus, ihre Knopfaugen glänzen schwarz, die Öhrchen rosa-fleischig", heißt es bei den Kollegen der Süddeutschen, die wie so oft den nötigen Ernst vermissen lassen. Wie viele Haselmäuse verenden im Jahr elendiglich auf deutschen Straßen? Wir wissen es nicht. Gut, dass die lieben Mäuse die Brücke gar nicht benutzen, das ist schon ein bisschen peinlich für die Brückenbauer.

Anderes Beispiel: Auch für Kröten graben Naturschützer regelmäßig Tunnel. Die Kröten wandern schließlich schon länger auf ihren Wegen als der Mensch. Und werden es wahrscheinlich noch lange nach uns tun, ein paar platt gefahrene Frosch-Leichen hin oder her. Da sollten wir uns nicht zu wichtig nehmen.

Von Highways eingekesselt

Die Moral von der Geschicht’ ist doch: Was für Haselmäuse und Kröten gilt, muss im erhöhten Maße für Penzendorfer gelten. Wer wollte von ihnen verlangen, auf dem Weg von den saftigen Wiesen des Rednitzgrunds zu den schattigen Weilern des Schwabachtals ihr Biotop zu verlassen? Dass die Vorort-Bewohner von zwei Seiten mit den Beton-Highways A6 und B2 eingekesselt sind, ist doch schlimm genug!

Deshalb, lieber Bund der Steuerzahler, kümmert Euch doch lieber um den Berliner Flughafen. Denn unser Leser hat ja recht. Mit zwei Millionen Euro wischen sich Mehdorn und Co. noch nicht einmal den Allerwertesten ab. Vor diesem Hintergrund die Schwabacher Brücken als skandalöse Steuerverschwendung anzuprangern, wäre doch etwas übertrieben.

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