Glosse: Wo, bitteschön, geht’s hier zum Parkbad?

18.3.2018, 05:58 Uhr
Hier fahren sie los, die Busse. Nur wohin, das weiß nicht jeder so genau wie Roland Jainta vom Tagblatt.

© Günter Wilhelm Hier fahren sie los, die Busse. Nur wohin, das weiß nicht jeder so genau wie Roland Jainta vom Tagblatt.

Wenn die "Landbevölkerung" mit dem eigenen Pkw in die Großstadt fährt, dann ist Gefahr in Verzug — das glaubt zumindest ein beträchtlicher Teil der (groß-)städtischen Bevölkerung. Staus, Parkplatzmangel und Verkehrsteilnehmer, die urplötzlich ihre Richtung wechseln und dabei dem Städter die freie Fahrt rauben? Eindeutig eine Folge des oben beschriebenen Phänomens.

Aber ist das wirklich so? Sind Verkehrsteilnehmer in Pkws mit den Kennzeichen "N-..." oder "FÜ-..." ("Fahrer übt") wirklich die besseren Autofahrer? Zumindest glauben sie es. Ich kann dieses Vorurteil zwar nicht aus der Welt schaffen, ich könnte aber mit einem Beitrag dienen, der zeigt, dass auch eine Fahrt durch Schwabach nicht zu unterschätzende Risiken zu bieten hat. Und dies sogar für einen Berufskraftfahrer aus der Noris.

Ausgezeichnete Anbindung

Es begann an einem Morgen (der Wochentag ist eigentlich egal) damit, dass ich mich auf den Weg in die Redaktion machte. Ich nahm ausnahmsweise in Roth nicht die S-Bahn, sondern den Regio nach Schwabach. Das bringt mir ein paar Minuten und (sofern der Regio nicht Verspätung hat) eine ausgezeichnete Anbindung an den Bus der VAG-Linie 61 in die Stadtmitte Schwabachs. Die Linie gab es übrigens schon, als ich noch ein Kind war und mit meinen Eltern zum Einkaufen in die "(Groß-) Stadt" gefahren bin — vor etwa 50 Jahren.

Diese Linie beinhaltet aber seit dem letzten Fahrplanwechsel im Dezember 2017 eine kleine Besonderheit, zumindest ist mir diese vorher nicht aufgefallen: Um 7.12 Uhr geht es, ausgehend vom Bahnhof Schwabach, zu Schulzeiten nicht auf direktem Weg zurück über Ludwig- und Neutorstraße nach Nürnberg-Röthenbach, sondern der Bus macht erst noch einen Schwenk über Parkbad, Stadtpark und Schulzentrum an der Hindenburgstraße. Ideal für Schüler. Und auch für mich — von der Hindenburgstraße ist es ja nicht mehr allzu weit in die Redaktion am Spitalberg.

Knallroter Gelenkbus

So weit, so gut. Auch an dem bestimmten Morgen wollte ich es mir im modernen, knallroten Gelenkbus gemütlich machen. Ich zeigte meinen Verbundpass vor, der Fahrer nickte erst und wies mich schließlich mit einer Handbewegung an, doch mal kurz stehen zu bleiben.

Hatte er an meinem Verbundpass, der zugegebenermaßen in die Jahre gekommen war, etwas auszusetzen? Hatte er mich auf dem Passfoto, das inzwischen gut 25 Jahre alt ist, wirklich nicht erkannt?

Ich hatte schon mit dem Schlimmsten gerechnet, einem etwa 13-minütigen Fußmarsch vom Bahnhof in die Innenstadt, als mir der nette Busfahrer die Frage stellte: "Kennen Sie sich aus in Schwabach?" Und ob ich mich hier auskenne, schließlich arbeite ich bei der Zeitung. Ich war also "sein Mann!" Der Mann, der ihn sicher durch Schwabachs Straßen lotsen würde. Die Strecke Nürnberg - Schwabach sei er schön öfter gefahren, ließ er mich wissen — den Schwenk über Parkbad und Stadtpark in die Hindenburgstraße aber kannte er nicht. Ein Fahrer aus der Großstadt kennt sich auf dem Land nicht aus? Gibt’s doch gar nicht. Und GPS? Gab es wohl auch nicht in diesem hochmodernen Bus.

Kurios und nett

Egal. Ich stellte mich selbstbewusst neben den Fahrer und lotste ihn — vorbei am Parkbad, dem beliebtesten Treffpunkt meiner Jugendzeit — in die Hindenburgstraße ans Adam-Kraft-Gymnasium, meine Schule, an der ich Abitur gemacht habe.

Der Busfahrer aus Nürnberg weiß das jetzt auch alles. Ich aber weiß nicht, ob er inzwischen schon wieder nach Hause gefunden hat, denn für mich war die kurioseste und netteste Busfahrt meines Lebens in der Hindenburgstraße zu Ende. Er dagegen musste ja noch in die Noris zurückfinden. . .

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