Goldrichtig: Kommt Ihr mir nochmal ins Haus!

10.6.2018, 07:00 Uhr
Experiment beendet. Für eine Woche hatte dieses Team die Tagblatt-Redaktion im Griff (von links): Thomas Correll (Redakteur Tagblatt), Hans-Peter Reitzner (Leiter Außenredaktionen der NN), Daniel Hertwig (NN), Martin Regner (NN), Kilian Trabert (NN), Dominik Mayer (NZ), Georg Klietz (Volontärsbetreuer NN), Lea-Verena Meingast (NN), Maria Segat (NN). Jetzt ist jedoch der Alltag zurück!

© Boris Rembeck Experiment beendet. Für eine Woche hatte dieses Team die Tagblatt-Redaktion im Griff (von links): Thomas Correll (Redakteur Tagblatt), Hans-Peter Reitzner (Leiter Außenredaktionen der NN), Daniel Hertwig (NN), Martin Regner (NN), Kilian Trabert (NN), Dominik Mayer (NZ), Georg Klietz (Volontärsbetreuer NN), Lea-Verena Meingast (NN), Maria Segat (NN). Jetzt ist jedoch der Alltag zurück!

Wir sind dann mal wieder da. Die Alten sind zurück. Doch leider gibt es Anlass zum Zweifel, dass das eine gute Nachricht ist.

Eigentlich ist es auch müßig zu erwähnen. Sie als aufmerksame Leserinnen und Leser haben es ohnehin gemerkt. Nach dem einwöchigen Volontärs-Feuerwerk aus spannenden Reportagen und flotten Glossen ist bei uns im Tagblatt wieder der Alltag aus Jubiläumskonzerten und Stadtratsgezänk eingekehrt.

Die jungen Leute waren einfach klasse. Und das unter massiv erschwerten Bedingungen. Sie mussten sich sogar Schreibtische teilen, weil wir auf so viele Kollegen infrastrukturell nicht ganz eingerichtet sind. Sorry nochmal, Freunde!

Doch kaum sind die jungen hippen Kreativen aus der Nürnberger Zentrale weg, schon überziehen wir alten Schwabacher Dröglinge unsere Lokalseiten wieder mit unserer routinierten Mittelmäßigkeit.

Wir stehen noch immer unter Schock

Zu unserer Entschuldigung haben wir nichts zu sagen. Höchstens eines: Wir stehen noch immer unter Schock. Schon alleine wegen dieses Leserbriefs. Seit 50 Jahren ist er Tagblatt-Leser, aber noch nie sei der Lokalteil so interessant gewesen wie in dieser Woche mit den Nachwuchsjournalisten. Wir sollten doch bitte gefälligst "von den Lehrlingen lernen".

Ungerechtfertigte Kritik nehmen wir lässig. Da hauen wir mal kurz auf den Schreibtisch und stampfen auf den Boden, dass der Spitalberg bebt, und schon sind wir wieder entspannt. Aber wenn die Kritik stimmt, wird es richtig bitter.

Und der Leserbrief war noch nichts im Vergleich zum Anruf meiner bis dahin höchst und doch – wie ich jetzt schmerzlich erkennen musste — gänzlich unverdient geschätzten Kollegin S.K. aus dem Druckereibüro. Wann wir denn bitte einmal, wenigstens ein einziges Mal eine auch nur annähernd so inspirierte Geschichte zu verfassen gedächten, wie sie die Volontäre serienweise aus den Ärmeln geschüttelt hätten. Wann, Herr Wilhelm, wann?

Die Neuen wussten ja nicht mal, wo Schwabach liegt!

Zu einer angemessen aufrechten Replik war ich nicht mehr fähig. Mein schüchterner Verweis auf unser redlich bemühtes Schaffen während der vergangenen Jahrzehnte, das ihrem geneigten Auge doch nicht völlig entgangen sein könne, entfachte den Sturm mitleidigen Spotts erst zu wahrer Orkanstärke. Ich schnappe heute noch nach Luft.

Da räumt man für diese hergefahrenen Sprösslinge sogar seinen Schreibtisch auf, erklärt ihnen erstmal, wo Schwabach überhaupt liegt, geht in Zwangsurlaub und muss sich eine Woche lang in die unerträgliche Sonne knallen, und dann kommen die und schreiben einen einfach aufs Abstellgleis. Ist das fair? Ist das kollegial? Geht man so mit Senioren um?

Kommt Ihr mir nochmal ins Haus, Mädels und Burschis! Dann ist der Kaffeevorrat leer. Dann gibt’s keine Tipps für die beste Eisdiele. Dann macht keiner mehr von uns Notfalldienst und erklärt Euch, dass es das Takatuka wirklich gibt. Dann geht’s abends nicht heim, sondern zur Jahreshauptversammlung. Nachts wird nicht gepennt, sondern zum Unfall auf die Autobahn gefahren. Und wenn dann eine gewisse Frau S.K. anruft, dann, junge Kolleginnen und Kollegen, dann hebt Ihr ab. Bisschen Höchststrafe muss sein.

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