Hilfe! Gefangen in einer Zeitschleife

28.1.2018, 06:00 Uhr
Gewinnt einfach immer weiter: Roger Federer.

© dpa Gewinnt einfach immer weiter: Roger Federer.

Im Moment habe ich das Gefühl, in einer Zeitschleife gefangen zu sein. Als ob alles still steht. Wo man auch hinschaut, es verändert sich einfach nichts mehr.

Da ist zum Beispiel Tom Brady. Sie kennen Tom Brady sicherlich aus RTL-Vorabendsendungen, er ist schließlich der Ehemann von Topmodel Gisele Bündchen. Außerdem treibt er diese Sportart, die Tagblatt-Kollege he in seiner Ablehnung der englischen Sprache "Amerikanischen Fußball" nennen würde. Brady ist sogar der GOAT, der "Greatest Of All Time", sozusagen der Gröfaz des American Football.

Demnächst 36 Jahre im Landtag: Karl Freller.

Demnächst 36 Jahre im Landtag: Karl Freller.

2001 hat Brady zum ersten Mal den Super Bowl gewonnen, das Endspiel der amerikanischen Liga. Und wer steht in einer Woche, mittlerweile 40-jährig, schon wieder in diesem Finale? Genau wie letztes Jahr? Richtig, Tom Brady.

Kein Einzelfall. 2003 gewann Roger Federer zum ersten Mal Wimbledon. Damals führte ein gewisser Andre Agassi die Tennis-Weltrangliste an. Der sympathische Glatzkopf, der heute genauso alt aussieht wie Phil Collins. Jetzt raten Sie mal, wer 2017 Wimbledon gewonnen hat? Natürlich auch Roger Federer, im Alter von 36 Jahren. Während der fünf Jahre jüngere Rafael Nadal kaum mehr zwei Monate ohne Verletzung durchhält. Und gestern Vormittag (oder Abend Australischer Zeit) spielte sich Federer wieder mal locker ins Finale der Australian Open, die er im Vorjahr selbstverständlich ebenfalls gewonnen hat.

Kann Bayern-Coach, aber bestimmt auch noch Linksaußen in Gladbach: Jupp Heynckes

Kann Bayern-Coach, aber bestimmt auch noch Linksaußen in Gladbach: Jupp Heynckes

Da ist doch ein Muster zu erkennen. Nächstes Beispiel ist Jupp Heynckes. Wenn’s mit dem so weitergeht, spielt der Bayern-Trainer nächstes Jahr wieder Linksaußen bei Borussia Mönchengladbach.

Und dieses Phänomen beschränkt sich nicht auf den Sport. Herbert Eckstein ist Landrat in Roth seit 1993. Karl Freller sitzt im Bayerischen Landtag seit 1982. In dem Jahr bin ich geboren. Die Redakteure des Schwabacher Tagblatts heißen seit der Jahrtausendwende jk, gw, rj, rog und he. Das gesamte bisherige Jahrtausend die gleichen Köpfe! Gehen die auch irgendwann in Rente?

25 Jahre Landrat: Ein Klacks für Herbert Eckstein

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Und dann läuft man so durch Schwabach und kommt nicht umhin zu bemerken, dass das Ortungs-"X" noch überall in blau den Boden verziert. Wie lange ist die Ortung jetzt her? Oder wartet man im Sinne der Kosteneffizienz einfach bis übernächsten Sommer, frei nach dem Motto: Nach der Ortung ist vor der Ortung und malt dann noch einen Strich hinzu, getreu dem Motto: Aus "Ortung X" mach "Ortung XI". Am Eingang der Hüttlinger-Passage hängt außerdem ein Transparent, das auf den Kinder-Weihnachtsmarkt hinweist. Nach der Kinderweihnacht ist vor der Kinderweihnacht?

Die einzige Ausnahme: ich

Gewinnt nicht nur den Superbowl, sondern bekommt auch noch die hübschesten Mädels ab: Tom Brady.

Gewinnt nicht nur den Superbowl, sondern bekommt auch noch die hübschesten Mädels ab: Tom Brady.

Am intensivsten ist mein Zeitschleifen-Gefühl, wenn ich an der Fußgänger-Ampel Ludwigstraße Ecke Ringstraße stehe. Minuten, Stunden, gefühlte Jahre vergehen, bevor das Männlein in Grün erscheint. Ich bin manchmal so verdutzt, dass ich etwas Zeit brauche, um mich zu sammeln – und wenn ich dann loslaufe, ist die Ampel schon wieder rot.

Da fällt mir auf: Etwas hat sich ja tatsächlich vor nicht allzu langer Zeit geändert. Das Tagblatt hat einen neuen Redakteur. Jetzt bin beruhigt.

 

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