„Hoch die Herzen“ für ein weltoffenes Christentum

11.2.2016, 15:42 Uhr
„Hoch die Herzen“ für ein weltoffenes Christentum
„Hoch die Herzen“ für ein weltoffenes Christentum

© Fotos: Robert Schmitt

Der Definition zufolge ist die Kanzelrede eine Sprachform, die zwischen Predigt und Vortrag angesiedelt ist. Der Kanzelredner soll sich sowohl einer theologischen Dimension als auch dem ethischen Umkreis der evangelischen Kirche verpflichtet fühlen. Das verkörpert Schnell in besonderer Weise.

Schließlich ist er Vizepräsident der Evangelischen Landessynode in Bayern. Als stellvertretender Landrat und Bezirksrat versieht er weitere Ämter, in denen er als Politiker „im Bewusstsein seiner Verantwortung vor Gott und den Menschen“ handelt, wie es in der Präambel des Grundgesetzes heißt.

In diesem Geiste forderte Schnell in der Flüchtlingskrise, „der Welt zu zeigen, was christliches Ethos bedeutet“ und rief den Gläubigen zu: „Nächstenliebe gilt auch für Nichtchristen. Also hoch die Herzen.“

„Glaubensheiterkeit trotz Ernüchterung“: So hatte Schnell seine Kanzelrede betitelt, mit der er parallel zur religiösen Einordnung von Karneval und Fastenzeit die aus seiner Sicht erforderlichen Schritte in der Politik für Flüchtlinge skizzierte.

„Heilsamer Aschermittwoch“

„Vielleicht tut uns Christenmenschen ja eine Mischung aus Fastnacht und Fastenzeit gut“, sagte Schnell. „Vielleicht brauchen wir beides: eine optimistische Ausgelassenheit, aber auch eine heilsame Aschermittwochsernüchterung, die einen klaren Kopf behält.“

In diesem Rahmen nannte Walter Schnell drei Geistesgaben, die seiner Meinung nach den Grundstock da-
für bilden, „uns Christen zu helfen, die Herausforderungen anzupacken: Kraft, Liebe und Besonnenheit“. Für Schnell sind „Innehalten, nachdenken und gemeinsam handeln die Gebote der Stunde“.

Insbesondere Gefährdungen unserer Kultur könnten Deutschland nichts anhaben, war Schnell überzeugt, „wenn wir ihnen mit dem Mut des christlichen Glaubens entgegentreten“. Er sah im „modernen, weltoffenen und toleranten christlichen Abendland die stärkste und attraktivste Kulturgestalt, die unsere Welt zu bieten hat“. Zugleich trat er für „Liebe zu jenen ein, die unsere Fürsorge und Hilfe nötig haben.“

Bei all dem ist seiner Ansicht zufolge Vertrauen auf das Evangelium und die Kraft Gottes wichtig. Dabei solle man aber auch den Geist der Heiterkeit pflegen und glaubensfroh zu Werke gehen. „Dann kann uns nichts geschehen“, sagte Schnell.

Wandlung des Hochaltars

Walter Schnell hielt die Kanzelrede im Rahmen des Aschermittwochsgottesdiensts. Für die Liturgie war Pfarrer Paul-Hermannn Zellfelder verantwortlich. Die Musik steuerten Wolfgang Herfrid mit dem Saxophon und Klaus Peschik an Orgel und Klavier bei.

Darüber hinaus ist der Hochaltar gewandelt worden. Er zeigt den Besuchern der Stadtkirche nun seine Passionsseite.

Keine Kommentare