Im Garten steht ein Jet

29.8.2012, 00:00 Uhr
Im Garten steht ein Jet

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Angefangen hat es, als Manfred Götz im Alter von 15 Jahren mit drei Freunden eine Mofa-Tour zum Camping am Bodensee unternahm. Unterwegs, in Sontheim an der Brenz (Baden-Württemberg), fiel den Jugendlichen etwas auf. Auf zwei Traktor-Reifen in einer Wiese, neben einer Tankstelle und Reparaturwerkstatt für Landmaschinen, stand: Der Jet.

Elf Jahre später war Manfred Götz im technischen Außendienst bei einer Werkzeugfirma. Der Job führte ihn durch Sontheim – und der Flieger stand immer noch da. Spaßeshalber fragte Götz damals den Eigentümer, ob er den Düsenjäger hergeben würde. Der verneinte, das Flugzeug sei schließlich die beste Werbung für seine Werkstatt, habe er erklärt.

„Ja, der muss weg“

Wiederum 23 Jahre später kam Manfred Götz erneut nach Sontheim. Nun hatte er Platz für den Jet und wollte ihn unbedingt haben. Mittlerweile war der Eigentümer der Reparaturwerkstatt verstorben, Ehefrau und Sohn führten das Geschäft. Und der Sohn zeigte sich offen. „Ja, der muss weg“, habe er gesagt. Das wiederum überraschte Manfred Götz. Er erbat sich einen Tag Bedenkzeit. An dem Tag fragte er in seiner Heimatstadt Schwabach das Bauamt, das Ordnungsamt, seine Ehefrau Doris und prüfte überdies seine Finanzen. Für die zweieinhalb Tonnen schwere Flugzeug-Hülle zahlte er den marktüblichen Preis für Alu-Schrott. Auch der Vorbesitzer hatte sie als Schrott erstanden, damals für 700 Mark.

Der Düsenjäger war in einem ramponierten Zustand. Am Rumpf fehlten Deckel und Verschlüsse, von den Tragflächen jeweils das hintere Drittel. Doch Götz ist Industrie-Meister, und so schreckte ihn das nicht. Er ersetzte kaputte und ergänzte fehlende Teile. Mit Hilfe von Freunden und Nachbarn restaurierte er das Fluggerät und ließ er schließlich noch mit Original-Farben lackieren.

Das Flugzeug war zehn Jahre bei der Bundeswehr im Einsatz und fristete 40 Jahre lang auf zwei Traktor-Reifen sein Dasein. Jetzt hat sozusagen sein drittes Leben begonnen. Die Maschine steht nun auf einem eigens konstruierten Stahl-Gerüst seit acht Wochen am Eingang neben dem Haus der Familie Götz. In der Kanzel sitzt sogar eine Puppe mit Flieger-Helm auf dem Kopf.

Ohne Öl, Fette und Waffen

Wobei „Maschine“ eigentlich nicht zutrifft. „Kein Öl, keine Fette, keine Waffen“, hatte das Ordnungsamt Manfred Götz zur Auflage gemacht. Kein Problem, denn schon der Vorbesitzer hatte das Fluggerät komplett ausgeweidet bekommen. Die Flugzeug-Hülle ist nun montiert auf einem 4,50 Meter hohen Gestell, womit auch die Vorgabe des Bauamts – nicht höher als zehn Meter – erfüllt ist.

„Haus der Familie Götz“ ist ebenfalls nicht ganz korrekt. Denn vorne am Zaun steht wohl ein großes Haus, aber eigentlich handelt es sich um ein Gewerbe-Grundstück, denn hinten schließt eine große Halle an, in der sich Stellplätze für Wohnmobile und Boote befinden. Um die Zufahrt nicht zu blockieren, ist der Flieger entsprechend hoch aufgeständert. Der linke Flügel ragt sogar ins Grundstück nebenan, doch der Nachbar hatte nichts dagegen. Das Grundstück befindet sich im Gewerbegebiet hinter der Huma, ziemlich abseits, in der Bremer Straße. Stören dürfte der ungewöhnliche Gartenschmuck dort niemanden.

Die Kennzahlen am Rumpf geben Auskunft, wo das Fiat-Dornier-Flugzeug vom Typ G.91R/1 im Einsatz war. Es handelt sich laut Götz um einen Aufklärer, also einen Fotoflieger, der auch als Schulungsflugzeug verwendet wurde und nie in ein Gefecht verwickelt war. Laut Kennung sei der Jet auf dem Luftwaffen-Fliegerhorst Fürstenfeldbruck und später auf dem Heeresflugplatz Laup-heim (Baden-Württemberg) stationiert gewesen.

Um wenigstens ein bisschen zu erklären, was es mit dem Jet auf sich hat, hat Manfred Götz mittlerweile am Zaun eine Infotafel montiert (siehe gelber Kasten links). Der Jet soll erst der Anfang sein, Manfred Götz sammelt alles, was mit der Fliegerei zusammenhängt. Letztlich soll aus der Sammel-Leidenschaft ein kleines, privates Museum entstehen. Was seinem Garten-Dekorationsstück noch fehlt, ist ein Abdeckblech über dem Fahrwerkschacht. Die Klappen wurden seinerzeit wohl einfach abgerissen oder -geschnitten. Der Vollständigkeit halber möchte Götz auch noch gerne zwei Außen-Tanks für seinen Flieger. Die hingen einst unter den Tragflächen.

Auch hätte er gerne weitere Informationen über sein Flugzeug, ideal wäre es, wenn sich ein ehemaliger Pilot bei ihm melden würde.

Manfred Götz, Bremer Straße 6, Schwabach, Telefon (09122) 61196, E-Mail manfred.goetz@gw-tools.de

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