In Polen gab es ein zweites Schwabach

25.6.2016, 06:31 Uhr
In Polen gab es ein zweites Schwabach

Bei seinen Nachforschungen ist Friedrich Seyferth zu folgendem Ergebnis gekommen: Zum ehemaligen Kreis Randow in der Provinz Pommern gehörte eine kleine Gemeinde, die auch Schwabach hieß. Zumindest von 1750 bis 1945.

Sie bestand aus dem Gut Schwabach und dem Hauptwohnort Schwabach. Das Schwabach in Pommern war eine Gebietskörperschaft mit einer Flächengröße von 2,4 Quadratkilometern und lag nordwestlich von Stettin.

Vorsteher und Standesamt

Im Jahre 1925 hatte Schwabach 209 Einwohner, die in 25 Wohnhäusern lebten. Der Ort hatte einen Gemeindevorsteher, später als Bürgermeister bezeichnet, einen Gemeinderat und ein Standesamt.

Mit 208 Protestanten (99,5 Prozent) war die große Mehrheit, wie in Pommern insgesamt, evangelischen Glaubens, die zur Kirchengemeinde „Kirchspiel“ gehörten. Das zuständige Amtsgericht befand sich in Pölitz, das Landratsamt in Stettin. Am 15. Oktober 1939 wurde der Kreis Randow aufgelöst und die Gemeinde Schwabach bis 1945 in den Landkreis Naugard (polnisch: Nowogard) eingegliedert.

Vor 1750 und nach 1945 hieß der Ort Radún, kann im Internet (auf polnisch) recheriert werden. Dort finden sich auch weitere Motive aus dem heute nicht mehr existierenden Schwabach in Pommern, nordöstlich von Stettin gelegen und 666 Kilometer von der mittelfränkischen Goldschlägerstadt entfernt.

An der Oder

Ein polnischer Historiker hat sich ausführlich mit der Geschichte Raduns beziehungsweise Schwabachs befasst. Demnach hat im Jahr 1312 Fürst Otto I. den Bereich Radún – er wird von den Flüssen Oder und Domierzna „eingerahmt“, drei Kilometer nördlich liegt die Ortschaft Swieta – der Stadt Stettin geschenkt.

Das Gelände musste erst trockengelegt werden, dann konnte es besiedelt werden. Das schwer erreichbare Sumpfgelände hat den Menschen dort das Leben schwer und eine weitere Entwicklung unmöglich gemacht.

Im Jahr 1750 dann gab es einen Neufang, als König Friedrich II. von Preußen Radún an General von Stille abgab, der nicht nur neue Siedler gewinnen gewinnen konnte, sondern dem Ort auch den Namen Schwabach gab.

Zerstörung im Zweiten Weltkrieg

Am Anfang des 20. Jahrhunderts dann ist das Dorf wieder in den Besitz der Stadt Stettin übergegangen. Zwei Friedhöfe hat es dort gegeben und einen Hafen. Zweimal täglich legte ein Dampfer an, der morgens 800 Milchkannen mit je 20 Litern Inhalt nach Stettin zur Molkerei transportierte und auch Passagiere mitnahm; am Abend legte das Schiff wieder in Schwabach an.

Während des Zweiten Weltkriegs befand sich nahe Schwabachs eine Luftabwehr-Station, zum Schutz der nahen Hydrierwerke Stettin-Politz. Durch Luftangriffe der Allierten in den Jahren 1944 und 1945 wurde Schwabach weitgehend zerstört. Die Steine, aus denen die dortigen Häuser gebaut waren, wurden für den Wiederaufbau Warschaus abtransportiert.

Das Gebiet erhielt wieder den Namen Radún, der Ort wurde aber nicht wieder aufgebaut. Heute zeugen noch Obstbäume sowie Reste des Friedhofs von der früheren Existenz Schwabachs und Radúns.

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