Initiative des Asylcafés: Ehrenamtliche unterrichten Flüchtlinge

22.8.2014, 09:13 Uhr
Initiative des Asylcafés: Ehrenamtliche unterrichten Flüchtlinge

© Foto: Held

Konzentriert sitzen die „Schüler“ mit Lehrerin Wiebke Probst-Fischer zusammen. Auf dem Programm steht Zählen von eins bis zwanzig, was auch schon ganz gut klappt. Neben dem Erlernen der deutschen Sprache sollen die Flüchtlinge „mal raus aus ihren Unterkünften“, so SPD-Stadträtin Evelyn Grau-Karg, die das Asylcafé mitgegründet hat.

Das Problem: Bis Asylsuchende eine Arbeitserlaubnis beantragen dürfen, müssen sie mindestens neun Monate warten. Ebenso lange beträgt die Wartezeit auf einen Deutschkurs. Voraussetzung für einen Arbeitsplatz jedoch sind Deutschkenntnisse. Folglich verwehren die Gesetze den Flüchtlingen im ersten dreiviertel Jahr ihres Exils, die Möglichkeit sich zu integrieren. Zudem ist ihnen selbst nach der langen Wartezeit ein Platz in einem Deutschkurs nicht sicher, da die Nachfrage das Angebot übersteigt.

Diese Situation veranlassten Evelyn Grau-Karg und das Team vom Asylcafé einen kostenlosen Deutschkurs ins Leben zu rufen. Lehrer unterrichten ehrenamtlich in ihrer Freizeit. Auch eine Kinderbetreuung wird angeboten. Das Unterrichts-Material wird durch Spenden finanziert, die Räumlichkeiten stellt das Dekanat Schwabach zur Verfügung.

Lernbegierige Syrer

Die anwesenden Flüchtlinge stammen alle aus dem vom Bürgerkrieg gebeutelten Syrien. Sie waren sehr motiviert und zeigten sich engagiert bei der Sache. „Hallo, wie geht es Ihnen?“ Einfache Konversationen beherrschen die Syrer schon. Eigentlich sollte der Kurs einmal die Woche stattfinden, doch auf Bitte der Asylbewerber wird man sich nun zweimal wöchentlich zum Deutschlernen treffen. Ab September sollen zwei weitere Gruppen unterrichtet werden. Auch das Schülerkolleg von Ulrike Dehner-Reimann bietet kostenlose Deutschkurse an.

Nach der Unterrichtsstunde berichteten die jungen Syrer, dass sie in ihrer Heimat zum Kämpfen gezwungen worden wären, daher flohen sie. Einer arbeitete als Ingenieur, zwei waren Fotografen und zwei Studenten, berichten sie in fließendem Englisch. Bis zu drei Monate habe ihre Odyssee gedauert, bis sie hier ankamen. Einer erzählt Unglaubliches: Er habe den Großteil der Strecke zu Fuß bewältigt, andere seien Menschenschmugglern ausgeliefert gewesen.

In Deutschland versuchen sie nun einen Neuanfang. Dieser Deutschkurs könnte eine wichtige Hilfe sein.

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