Innung schlägt Alarm: Der Metzger vom Land stirbt aus

30.4.2015, 09:41 Uhr
Innung schlägt Alarm: Der Metzger vom Land stirbt aus

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Als Gastredner der Jahresversammlung der Metzger-Innung Mittelfranken-Süd rief Rainer Hechinger dazu auf, das Vertrauen der Bevölkerung in die handwerklichen Betriebe durch aktive Öffentlichkeitsarbeit zu stärken. Der Fleischerverband Bayern unterstütze die Mitglieder nach Kräften, versprach er und mahnte: „Melden Sie sich bei Problemen, fordern Sie uns!“

Vor gut 30 Zuhörern im Gasthaus Riepl in Georgensgmünd-Hauslach warb Hechinger für die Lobbyarbeit des Landesinnungsverbandes. Er und Landesinnungsmeister Georg Schlagbauer (München) hätten gute Kontakte zur Landespolitik geknüpft. So erhoffe man sich von Kultusminister Ludwig Spaenle Unterstützung bei der Neugestaltung der Berufsschullandschaft.

Die Zahl der Standorte werde wegen geringerer Lehrlingszahlen sinken; Blockbeschulung statt ein Berufsschultag pro Woche wäre die Folge. Er sieht in Bayern eine Mehrheit für eine ein- statt die vierwöchige Beschulung.

Als positiv bewertete der LIV-Geschäftsführer die Gründung einer Arbeitsgemeinschaft des bayerischen Ernährungshandwerks, über die man mit Bäckern und Brauern und anderen Berufsgruppen an einem Strang ziehe. Die Metzger seien mit über 2000 Mitgliedern der stärkste Landesverband. Zukunftsziel sei die Einrichtung eines „Hauses des Ernährungshandwerks“ in München.

Wie wichtig Verbandsarbeit von München über Berlin bis Brüssel sei, zeigte für Hechinger der Fall der traditionell über Kiefernzapfen gegrillten Coburger Bratwurst; man habe nun Hoffnung auf eine Neuregelung der PAK-Grenzwerte (PAK: Polyzyklische Aromatische Kohlenwasserstoffe) durch die EU. Zu dem heiklen Thema Verbandsfinanzen hieß es, der LIV sei „nach stürmischen Zeiten“ auf dem Weg zur schwarzen Null.

Weniger Lehrlinge

Sinkende Lehrlingszahlen machen sich auch auf Innungsebene bemerkbar, wie Sebastian Dörr, der Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Mittelfranken-Süd, mitteilte. Im ersten Lehrjahr sei ein regelrechter Einbruch zu vermelden: So hätten auf Innungsebene im Herbst nur acht junge Leute eine Ausbildung zum Fleischer und sechs eine Lehre im Fleischerei-Fachverkauf begonnen; im zweiten Lehrjahr stehen immerhin noch je zwölf Azubis, im dritten Lehrjahr zwölf Fleischer und sieben Fachverkäuferinnen. Insgesamt bilden die Betriebe damit derzeit 57 Lehrlinge aus.

Studiendirektor Volkmar Steffanides von der Berufsschule Weißenburg nannte die Tendenz bedrohlich. Weil weniger als sechs Azubis gemeldet waren, musste bereits die Berufsschule Rothenburg ihre Fleischer-Ausbildung schließen. Nun warte die Regierung bis Herbst ab, ob es weitere Schließungen geben soll. Wenn am Ende neben Nürnberg nur ein Standort übrigbleiben sollte, führe wegen der weiten Fahrwege an Blockbeschulung kein Weg vorbei. Der Pädagoge hofft dabei auf „eine Stärkung des Ländlichen Raums“ zugunsten der Schule Weißenburg statt einer Zentralisierung in Fürth/Nürnberg.

Obermeister Willy Böbel blickte zurück auf zahlreiche Innungsveranstaltungen 2014 – von der Hygieneschulung bis zur Meisterfeier. Fürs neue Jahr lud er zu einem Grillseminar am 14. April (19 Uhr) bei der Evenord in Nürnberg, zu dem für die Nachwuchsgewinnung wichtigen „Berufsparcours“ in Treuchtlingen und Roth im Oktober und zum Berufsbildungskongress in Nürnberg vom 7. bis 10. Dezember ein.

Eine gute Nachricht für Böbel: Die BSE-Testpflicht für Rinder entfällt künftig. Schlecht dagegen: immer mehr Dokumentationspflichten, die für Metzger kaum noch zu bewältigen seien.

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