Jürgen Franzke zeichnet Geschichte des Goldschlagens nach

1.9.2015, 08:52 Uhr
Jürgen Franzke zeichnet Geschichte des Goldschlagens nach

Das Schwabacher Tagblatt veröffentlicht daraus (Neuerscheinung im Oktober: „Die Goldschläger von Schwabach“) vorab einige Kapitel-Auszüge:

Die bedeutendste Abhandlung des Mittelalters über das Blattgold stammt aus dem frühen 12. Jahrhundert. Verfasser war der deutsche Mönch Theophilus, die Handschrift mit dem Titel „Diversarum artium schedula“ schildert die in den Klöstern ausgebildeten Kunsttechniken und Kunsthandwerke. Hier findet sich auch die Beschreibung des Goldschlägerhandwerks mit Bezug auf Deutschland sowie eine Abhandlung über das Vergolden.

Während im Lucca-Manuskript beschrieben wurde, dass die Goldfolien noch zwischen Kupferblättchen eingelegt und geschlagen wurden, wird nun ein spezielles Papier verwendet – „griechisches Pergament“ genannt –, das noch eine besondere Behandlung mit Ocker erfährt. Im 16./17. Jahrhundert wird dann direkt Pergament beziehungsweise das sogenannte „Goldschlägerhäutchen“ benutzt, das aus Rinder-Därmen hergestellt wurde. „Obwohl die Beschreibung des Theophilus bereits mehr als 800 Jahre alt ist, gelten die damals bereits bekannten Grundlagen und Regeln für das Goldschlägerverfahren im wesentlichen auch heute noch“, schreibt Ingrid Humpl in ihrer Dissertation.

Aus Klöstern zu den Bürgern

Aus den klösterlichen Werkstätten, wo bereits im 12. Jahrhundert sehr feines Blattgold hergestellt wurde, ging diese Handwerkskunst etwa zwei Jahrhunderte später auf „bürgerliche“ Handwerker über. In der Stadt Nürnberg wurde bereits im Jahr 1373 ein Goldschläger erstmals urkundlich erwähnt, in Augsburg um ca. 1400.

Etwa 200 Jahre wurde das Handwerk als „freie Kunst“ betrieben, erst 1554 wurde es auf mehrfaches Ersuchen der Goldschläger-Meister zum „geschworenen Handwerk“ ernannt. Damit wurden unter anderem Organisation, Arbeitszeiten, Entlohnung, Lehrlingsausbildung und Meisterwerdung geregelt. Kontrolle übte das städtische Rugsamt aus, die Aufsichtbehörde des Rates (Voit, Seite 13)

Arbeit im Sitzen

In dem berühmten „Ständebuch“ des Jost Amman, der die Holzschnitte fertigte und zu dem Hans Sachs die Texte geschrieben hat, findet sich auch die erste Abbildung eines „Goldschlagers“. Das Buch wurde 1568 in Frankfurt gedruckt. Auffallend ist, dass der Goldschläger des 16. Jahrhunderts im Sitzen arbeitet, in den frühen Fotografien des 19. Jahrhunderts dagegen schlagen die Männer im Stehen.

Das Ständebuch von Christoph Weigel, das 1698 in Regensburg erschienen ist, zeigt ebenfalls einen sitzenden Goldschläger bei der Arbeit. Weigel, der seit 1699 in Nürnberg lebte, beschreibt erstmals ausführlich das Handwerk des „Gold-Schlager“ (Seiten 297 ff). Der Text schildert anschaulich die „Technik“ des Goldschlagens, vom Gießen der Gold-Legierung über das Schlagen des Zain auf dem Amboss bis zum „Fertigschlagen“ der Blätter, die in Pergament aus Ochsendarm eingelegt sind – „mit großer Mühe, Kunst und besonderer Wissenschaft“ – das Blattgoldschlagen war Kunst, nicht nur Handwerk.

Im Stadtarchiv Nürnberg findet sich eine sehr interessantes Dokument, nämlich das „Zaichenbuch“ der Goldschlägermeister Nürnbergs im 17. Jahrhundert. Im Titel heißt es: „Zaichenbuch des Erbarn und Kunstreichen Handwerckhs der Goldschlagere In Nürmberg darinnen die nahmen aller Maister und dem Zaichen wie sie solche auf Ihre Arbeit zu trucken pflegen ordenlich gesetzt seindt.“

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