Kampf dem Holzwurm: St. Sebald wird begast

7.5.2015, 08:28 Uhr
Kampf dem Holzwurm: St. Sebald wird begast

© Foto: Wilhelm

Die Vorsichtsmaßnahmen sind nicht übertrieben. In Ursensollen bei Amberg war 2002 ein an eine Kirche angebautes Gebäude nicht hinreichend abgedichtet worden: Ein 39-jähriger Familienvater starb (SZ-online: Giftgas aus Kirche tötet Familienvater).

„Alles im grünen Bereich“

Sicherheit ist deshalb für Architektin Susanne Grad, die die Sanierung von St. Sebald leitet, oberstes Gebot. „Das Gas ist absolut tödlich und auch geruchlos“, erklärt sie Wirkung und Tücke von „Sulfuryldifluorid“, einem in solchen Fällen gängigen Mittel.

Die Pfarrgemeinde hat deshalb die Frankfurter Spezialfirma „Desinfekta“ beauftragt. Deren Mitarbeiter Harald Wenzel hat in einer Garage im Pfarrhof seine kleine Werkstatt errichtet und misst ständig, ob die Konzentration in der Kirche hoch genug, außerhalb aber möglichst gegen Null geht. Deshalb sind in der Kirche Sensoren verlegt, außerhalb misst er mit seinem „Schnuppernäschen“, wie er das tragbare Gerät nennt. „Alles im grünen Bereich“, versichert er und lächelt vertrauenerweckend entspannt.

„Einfach überall Holzwürmer“

Anders als in der evangelischen Stadtkirche werden nicht einzelne Bereiche, sondern gleich die ganze Kirche begast. „Vom Bretterboden über die Altäre bis zum Beichtstuhl: Die Holzwürmer sind einfach überall“, erklärt Susanne Grad. Ein weiterer Unterschied: Schäden wie an wertvollen Figuren in St. Martin kann es in St. Sebald nicht geben. Hier wird eine andere Technik verwendet.

Bis Freitagabend werden alle Holzwürmer und deren Eier getötet sein. Damit dürfte das Problem für Jahre gelöst sein. Am Samstag wird gelüftet und am Sonntag kann in der Arche um 9 Uhr der Gottesdienst beginnen. Die Kirche ist für ein Jahr Baustelle. „Am Montag wird innen das Gerüst aufgestellt“, blickt Susanne Grad voraus. „Dann kommen die Kirchenmaler und beginnen, die Risse und den Putz zu sanieren.“

Keine Kommentare