Kann lesbische Erziehrin doch bleiben?

17.2.2018, 06:00 Uhr
Kann lesbische Erziehrin doch bleiben?

© Foto: Gerner

Denn: Der zuständige Kornburger katholische Pfarrer Franjo Skok, der vorvergangene Woche zunächst nicht erreichbar war, hat gestern im Gespräch mit der Redaktion angekündigt, dass man "über eine gemeinsame Zukunft sachlich weiterreden kann".

In der "Grundordnung des kirchlichen Dienstes im Rahmen kirchlicher Arbeitsverhältnisse" aus dem Jahr 2015 wird eine eingetragene Lebenspartnerschaft (die "Ehe für alle" hat es damals noch nicht gegeben) zwar als schwerwiegender Loyalitätsverstoß gebranntmarkt. Aber vielleicht finde man ja in Abstimmung mit der Diözese einen Kompromiss, der eine weitere Zusammenarbeit möglich macht, so der Geistliche im Gespräch mit dieser Zeitung.

Abwägen von Fall zu Fall

In der Tat hat ein solcher Loyalitätsverstoß nicht zwangsläufig einen Rauswurf beziehungsweise eine Nichtverlängerung eines befristeten Vertrags zur Folge. Eine Weiterbeschäftigung hänge von der "Abwägung der Einzelfallumstände" ab, heißt es in der Grundordnung. Franjo Skok hat diese Abwägung allerdings nicht (mehr) alleine in der Hand. "Da spricht auch das Kindergartenreferat in Eichstätt mit."

Pfarrer Skok hat unabhängig davon keine leichte Woche hinter sich. Im Netz haben nach dem Artikel im Tagblatt Unbekannte Hasstiraden losgetreten und ihn als "Rassisten" und "kroatischen Nazi" beschimpft. "So etwas habe ich in meiner langen Dienstzeit in der Dizözese noch nicht erlebt", so der Ortsgeistliche, der 1977 aus Auslandsstudent nach Eichstätt kam – und blieb. Seit knapp 12 Jahren leitet er die Pfarrei Maria Königin in Kornburg, zu der auch das katholische Kinderhaus in Kleinschwarzenlohe gehört.

Auch beim Schwabacher Tagblatt sind ungewöhnlich viele Zuschriften eingegangen, als Leserbrief, Online-Kommentar oder Facebook-Post. Beschimpft wurde dabei – glücklicherweise – niemand. Allerdings konnten rund 90 Prozent der Kommentierer das Vorgehen der Kirche nicht verstehen, einen befristeten Arbeitsvertrag nicht zu verlängern, weil eine Erzieherin ihre Lebensgefährtin heiraten will. "Das ist ein weiterer Grund, warum die Institution Kirche ihre Schäfchen verliert", schreibt zum Beispiel Thomas Sachs auf Facebook. "Jesus würde sich im Grab umdrehen", findet "Pendler" auf nordbayern.de. "Indiskutabel, rückwärtsgewandt", ergänzt "wkandzora" ebenfalls auf nordbayern.de

Es gibt aber auch Verständnis für das Vorgehen der Kirche. Eine "weitere Zusammenarbeit wäre Heuchelei von beiden Seiten", findet "Thomas" auf nordbayern.de. "Wessen Brot ich esse, dessen Lied ich singe", ergänzt "Tokoloshi ebenfalls auf nordbayern.de.

Direkt an die Redaktion gewandt haben sich der Diakonieverein Wendelstein und das Bayerische Rote Kreuz. Und zwar indirekt mit Stellenangeboten für Lisa Nicklas. "Als Diakonieverein der evang.-luth. Kirchengemeinden Wendelstein, Kornburg und Röthenbach/St. Wolfgang haben wir keinerlei Bedenken, eine lesbische, verpartnerte Erzieherin einzustellen. Wir sind derzeit auf der Suche nach einer Erzieherin bei uns im Sternen-Kinder-Haus in Wendelstein. Wir würden es sehr begrüßen, wenn sich Frau Nicklas bei uns bewirbt", schreibt der evangelische Pfarrer Norbert Heinritz, der Vorsitzende des Diakonievereins. Ähnlich das Schreiben, das Martin Simon für die BRK-Flohkiste in Schwabach geschickt hat. Beide Schreiben hat die Redaktion an Lisa Nicklas weitergeleitet.

"Das wird mir zu viel"

Auf die junge Erzieherin ist nach dem Bericht im Schwabacher Tagblatt mindestens so viel eingestürmt wie auf Pfarrer Skok. Überregionale Zeitungen wollten berichten, Fernsehsender wie RTL und Stern TV haben angeklopft. Doch Lisa Nicklas hat das alles abgeblockt. "Das wird mir alles zu viel, ich möchte das nicht weiter aufbauschen."

Das ist ganz im Sinne von Pfarrer Skok. Es müsse jetzt vor allem Ruhe einkehren. "Je mehr ein Glas zersplittert ist, desto schwerer ist es, die Scherben wieder zusammenzukleben." Mit ein bisschen Abstand könne man ja noch einmal das Gespräch suchen. Denn: "Frau Nicklas ist ja eine gute Erzieherin."

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