Karlheinz Odörfer feiert 25-jähriges Bühnenjubiläum

19.9.2015, 09:34 Uhr
Karlheinz Odörfer feiert 25-jähriges Bühnenjubiläum

© Foto: Wilhelm

Vor 25 Jahren, am 20. September 1990, führte Kalle Odörfer bei Voltaires klassischer Satire „Candide“ erstmals Regie. Es war die erste von inzwischen 40 Inszenierungen.

Ein Gespräch über Amateurtheater mit Anspruch, ehrenamtliche Leidenschaft, die aktuellen Watzmann-Aufführungen und neue Pläne für ein Luther-Musical:

Herr Odörfer, Sie haben die ersten Plakate und Tagblatt-Berichte mitgebracht. Wie waren denn die Kritiken zu Beginn?

Karlheinz Odörfer: Die über „Candide“ war gut, aber die über unser zweites Stück mit dem Titel „Moliére pur“ war richtig vernichtend.

Noch gekränkt oder können Sie längst darüber lachen?

Odörfer: Klar kann ich darüber lachen. Zumal die Kritik vier positive Leserbriefe ausgelöst hatte. Und die konnten ja nicht alle falsch liegen.

Heute sind Ihre Inszenierungen ein selbstverständlicher und wichtiger Teil des Schwabacher Kulturlebens. Vor 25 Jahren aber waren Sie ein Pionier. Was hat Sie motiviert, eine eigene Theatergruppe zu gründen?

Odörfer: Theater ist meine Leidenschaft. Doch damals hatten die Konzertbüros vor allem Boulevardstücke oder Volkstheater nach Schwabach gebracht. Ich aber wollte anderes Theater: klassisches und experimentelles. Das gab es nicht. Diese Lücke wollte ich kreativ füllen.

Was hat diese Leidenschaft für die Bühne in Ihnen geweckt?

Odörfer: Das begann schon im Konfirmationsunterricht. Am Adam-Kraft-Gymnasium habe ich dann mit Mitschülern eine Theatergruppe gegründet. Das war lange bevor es ein Blaues Theater gegeben hat. Damals war übrigens auch schon Claudia Rabus dabei, die bis heute eine wichtige Darstellerin ist. Und meine musikalischen Grundlagen habe ich im Akkordeonorchester Schwerdberger und bei den Adam-Kraft-Singers von Jürgen Roßmeißl erworben. Später habe ich mit Carsten Jenß das Duo „Let’s dance“ gebildet und unter anderem am Bürgerfest gespielt.

Aus dem Hobby sollte auch der Beruf werden?

Odörfer: Ja, in Erlangen habe ich Theaterwissenschaft und Romanistik studiert. Ein festes Theaterengagement aber habe ich nie bekommen.

Wie groß war die Enttäuschung?

Odörfer: Ich wäre gerne Regisseur geworden, aber mir war immer klar, dass ich beruflich zweigleisig fahren musste, weil es einfach extrem schwer war und ja noch immer ist, eine Anstellung zu bekommen. Bei der bundesweiten Künstlervermittlung in Frankfurt wurde mir gesagt, dass sie mich nicht vermitteln können, weil ich ja leider noch keine Stelle hatte.

Man bekommt einen Job, wenn man schon einen hat: Klingt ein wenig nach dem Hauptmann von Köpenick.

Odörfer: Das muss man so akzeptieren. Ich bin dann bei der Spielwarenmesse Nürnberg Projektmanager geworden. Das war auch eine sehr gute Zeit. Inzwischen habe ich mich mit einer kleinen Kulturagentur selbständig gemacht.

Werden Sie von Theatrum Mundi bezahlt?

Odörfer: Mittlerweile wurde eine Aufwandsentschädigung im Mini-Job-Bereich vereinbart. Ich investieren ja auch etwa 20 Stunden pro Woche. Ich hatte feste Stellen im Theaterbereich sogar in Aussicht, aber ich wollte das, was ich in Schwabach begonnen hatte, weiterentwickeln.

Ihre erste Gruppe war La Compagnia. Was ist besonders in Erinnerung geblieben?

Odörfer: Ganz vieles, zum Beispiel der „Theater Sommer“ 1995 mit drei ganz verschiedenen Stücken: Rumpelstilzchen, Bunbury von Oscar Wilde und „Aus der Traum“. Für das Oscar-Wilde-Stücke bekamen wir in der Tagblatt-Kritik meine Lieblings-Überschrift: „Gewagte Szene gleich zu Beginn.“

Was war denn so gewagt?

Odörfer: Ein Liebespaar war unter der Bettdecke. Aber gesehen hat man nichts, das war eher akustisch. Man muss manchmal verrückte Sachen machen. Denn ein Theaterabend, den man vergisst, war kein guter. La Compagnia war eine wertvolle Zeit.

1997 aber kam die Trennung.

Odörfer: Da gingen die Meinungen über die künstlerische Ausrichtung nach einigen Jahren einfach auseinander. Deshalb habe ich mit einigen anderen La Compagnia 1997 verlassen und 1998 das „Theatrum Mundi Ensemble“ (TME) gegründet. Jeder machte sein Ding, das war die richtige Entscheidung.

Seither inszenieren Sie mindestens ein Stück pro Jahr. Vom „Dschungelbuch“ bis zu „Mord im Zwielicht“, von „Don Camillo“ bis zum „Hexer“, vom „Jim Knopf“ bis zu „Jack the Ripper“. Eine Auswahl nach Lust und Laune oder doch ein klares Konzept?

Odörfer: Uns ist ganz wichtig, dass wir flexibel bleiben und uns immer an Neues heranwagen. Und der Erfolg gibt uns recht. Viele Aufführungen sind ausverkauft.

Gab es auch große Flops?

Odörfer: In Schwabach eigentlich nicht. In den Neunzigern hatte ich auch bei den Nürnberger „Rampenlichtern“ einige Male Regie geführt und den „Hauptmann von Köpenick“ ganz aufwendig aufgezogen. Künstlerisch war das gut, kommerziell aber ein totaler Misserfolg.

Und umgekehrt: der größte Erfolg?

Odörfer: Ganz schwer zu sagen. Besonders spannend sind für uns ganz neue Herausforderungen wie das Freilicht-Szenentheater etwa bei der „Hexe von Schwabach“.

Wählen Sie als Regisseur die Stücke aus?

Odörfer: In der Regel mache ich Vorschläge und bespreche sie zunächst mit meinen Vorstandskollegen Stefan Gruber und Oliver Standhaft. Dann folgt eine Leseprobe im Team. Wir haben 25 Vereinsmitglieder. Um im Ensemble mitzuwirken, muss man aber kein Vereinsmitglied sein. Übrigens freuen wir uns sehr über neue Darsteller.

Wie gut muss man sein?

Odörfer: Zuverlässigkeit bei den Proben und den Aufführungen ist das A und O. Ansonsten bauen wir jeden auf: in Stimmbildung, Spracherziehung, Atemtechnik und mit Bewegungsübungen. Jeder Einzelne ist wichtig. Ein Theaterensemble ist wie ein Kartenhaus.

Sind Sie ein strenger Regisseur?

Odörfer: Ich will die Leute motivieren. Jeder macht das als Hobby. Aber wenn etwas wegen Schludrigkeit daneben geht, kann ich schon deutlich werden.

Theaterprojekte kosten viel Geld. Welche Unterstützung bekommen sie von der Stadt?

Odörfer: Heuer sind es 1500 Euro Zuschuss, außerdem ist das Bürgerhaus mietfrei. Das deckt 10 bis 20 Prozent der Kosten.

Zufrieden damit?

Odörfer: Wir müssen zufrieden sein. Wir lamentieren nicht, sondern sind dankbar für den Zuschuss.

Theatrum Mundi probt im Sonderpädagogischen Förderzentrum und ist oft im Gaswerk und im Bürgerhaus aufgetreten. Das aktuelle Watzmann-Musical spielen Sie im Gasthaus Döllinger in Schaftnach. Sind Sie jetzt immer dort?

Odörfer: Nein, wir bespielen weiterhin auch andere Bühnen. Aber der schöne neue rustikale Saal bei Döllinger passt bestens zum „Watzmann“.

Würden Sie sich ein eigene feste Bühne wünschen, wie sie Gruppen andernorts ja haben?

Odörfer: Das wäre ein großes Ziel. Aber dazu bräuchten wir mehr öffentliche Förderung. Alleine können wir das nicht tragen. Mit dem gemeinnützigen Theaterverein haben wir einen wichtigen Grundstein gelegt.

Was wird Ihr nächstes Projekt sein?

Odörfer: Das Luther-Musical, das vor einigen Jahren in Erfurt uraufgeführt worden ist. Geplant ist es im Juni 2016 auf dem Martin-Luther-Platz als Einstimmung auf das Luther-Jahr 2017. Es steht aber leider noch nicht fest, ob es auch klappt.

Eine Frage des Geldes?

Odörfer: Ja, die Gesamtkosten liegen bei rund 75 000 Euro. Ein Großteil ist Eigenleistung. Der Bayrische Kulturfond will 10 000 Euro beisteuern, wenn es klappt. Aber uns fehlen noch 20 000 Euro. Es laufen noch diverse Anträge. In den kommenden Wochen soll die Entscheidung fallen.

Die „Watzmann“-Vorstellungen im Schaftnacher Gasthof Döllinger finden am 24., 25. und 26. September statt. Beginn 20 Uhr. Vorverkauf: Buchhandlung Lesezeichen, Königsplatz. 17 Euro.

www.theatrum-mundi-schwabach.de

Keine Kommentare