Kiefernsterben um Schwabach ist wohl nicht aufzuhalten

21.7.2016, 10:45 Uhr
Die bräunliche Krone offenbart den vertrockneten Baum – Forstwirt Erich Bräutigam rückt ihm deshalb mit der Motorsäge zu Leibe.

© Thomas Correll Die bräunliche Krone offenbart den vertrockneten Baum – Forstwirt Erich Bräutigam rückt ihm deshalb mit der Motorsäge zu Leibe.

Fest steht: Seit dem brutalen Hitzesommer 2015 sterben Kiefern in großen Mengen ab – in ganz Mittelfranken und speziell auch in Maisenlach, Laubenhaid und am Heidenberg, den beliebten Naherholungswäldern südwestlich von Schwabach. Es sind bei weitem nicht nur Südhänge, an denen zunehmend die rotbraunen Kronen der abgestorbenen Riesen zwischen gesundem Kieferngrün durchscheinen.

Schuld ist wahrscheinlich der Klimawandel, da sind sich die Experten einig. Die Förster Hubert Riedel, Christoph Kassian und Thomas Knotz sehen das so, auch Waldreferent Ralf Straußberger vom Bund Naturschutz stimmt zu. Ein bisschen ratlos sind sie dennoch. Schließlich galt die Kiefer immer als ein Baum, der Wärme und Trockenheit gut verträgt.

Straußberger betont bei einem abendlichen Informationsspaziergang an einem Waldstück nördlich von Unterreichenbach dementsprechend, dass auch Fachleute vom Ausmaß des Kiefernsterbens überrascht worden seien. Trockenheit und sandigen Boden könne die Kiefer ab, die immense Hitze müsse also Schuld sein. Wissenschaftliche Untersuchungen stehen aber noch aus, deshalb könne man keine hundertprozentigen Aussagen treffen.

Mit der Schwächung der Kiefer kommen auch Schädlinge: Pilze, Misteln, der Kiefernprachtkäfer. Es scheint aber, als seien diese Parasiten nur Symptome, nicht die Ursache des Niedergangs der Kiefer. Eine Rolle spielt laut Hubert Riedel auch die Dichte des Waldes. Besonders private Waldbesitzer ließen die Bäume – aus nachvollziehbaren wirtschaftlichen Gründen — besonders eng stehen, frei nach dem Motto: mehr Holz, mehr Profit. Das schwäche aber den Wald zusätzlich, weil dadurch die Konkurrenz um Wasser größer wird.

Kurzfristig gibt es keine Lösung für das Kiefernsterben und seine Folgen. Abgestorbene Bäume, so Riedel, müssten allein schon wegen der Gefahr für Fußgänger nach und nach abgeholzt und entfernt werden. Derzeit sind solche Durchforstungsmaßnahmen in der Maisenlach im Gange. Riedel appelliert hier an die Spaziergänger, die Absperrungen zu beachten – im Interesse der eigenen Gesundheit.

Mischwald ist die Lösung

Gefällt werden dabei nicht ausschließlich kaputte Bäume, es wird auch „Platz gemacht“, wie Riedel es formuliert. Denn eine langfristige Lösung, auch da ist die Expertenmeinung einhellig, die gibt es durchaus: Mischwald. „Wir müssen weg vom reinen Nadelwald“, sagt Riedel. Deshalb werden statt der abgeholzten Kiefern Buche und Bergahorn angepflanzt, die mit den geänderten Klimabedingungen besser zurecht kommen. Im Staatswald betreibe man das systematisch, aber auch Privatbesitzer zeigten zunehmend Einsicht in die Notwendigkeit der Waldverjüngung.

Es handelt sich dabei natürlich um eine langwierige Angelegenheit. 40, 50 Jahre dauert es, bis die Bäume eine gewisse Höhe erreichen, die 30 Meter hohen alten Kiefern haben teilweise 120 Jahre unter der Krone. Nur dürfte sich an den steigenden Temperaturen so schnell nichts ändern, der Waldumbau ist auf Dauer also, um eine Formulierung Angela Merkels auszuleihen: alternativlos.

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