Kirchweih ohne Silikon

19.9.2015, 10:24 Uhr
Manche(r) hat viel zu tun, um obenrum (Brust & Dekolleté) und untenrum (stramme Waden) alles hübsch zu arrangieren.

© dpa Manche(r) hat viel zu tun, um obenrum (Brust & Dekolleté) und untenrum (stramme Waden) alles hübsch zu arrangieren.

Schöne Fahrgeschäfte, hohe Promi-Dichte, reichlich zu essen und zu trinken, fesche Madln mit viel Holz vor der Hütt’n und kernige Burschen in der Krachledernen gibt es hier wie dort.

Dass wir in Schwabach nicht so viele Zelte brauchen wie auf der Theresienwiese herumstehen, liegt erstens daran, dass die Franken schlicht und einfach viel wetterfester sind. Bei zehn Grad und herbstlichem Sprühregen lässt es sich doch wunderbar im überdachten Biergarten feiern. Und es liegt zweitens daran, dass Schwabachs Budenstadt einfach keine 42 Hektar oder 65 Fußballfelder umfasst wie das Pendent jenseits der Donau.

Noch etwas unterscheidet Schwabach von den hysterischen Münchnern. Während unsereins keine Spätfolgen zu befürchten hat, wenn er im Autoscooter gegen die Bande dotzt oder im „Donky Kong“ das Gleichgewicht verliert, haben Oberbayerns Schönheitschirurgen längst wieder den Ausnahmezustand ausgerufen. Viele der rund sechs Millionen Oktoberfestbesucher brauchen vor dem glamourösen ersten Wiesn-Auftritt nämlich noch einen kleinen Silikon-Nachschlag.

Das liegt zum einen an den Frauen, die beim Dirndlkauf die Realität (75A) mit Baywatch-Nixe Pamela Anderson (85E) verwechselt haben. Das liegt aber auch – und jetzt obacht – an immer mehr Männern, die zwar in Lederhosen herumlaufen, aber dabei nicht so krachdürre Haxn wie der Fußballer Müller Thomas zur Schau stellen wollen. Sie beknien also die Herrscher und Herrscherinnen über die Silikon-Kissen, ihnen damit die untere Bein-Region ein wenig aufzublasen (Hannoversche Allgemeine: Aufgespritzte Waden sind "In" beim Oktoberfest). Vor allem unter den Italienern ist das künstliche Wadl-Design zum Oktoberfest zum Volkssport geworden.

Verrückt, diese Leute. Da lobe ich mir doch die unprätentiöse und entspannte Schwabacher Kirchweih. Hier sind Leute zu Gast, die sich ihre Figur nicht unter dem Skalpell zurechtschnitzen haben lassen. Sie haben sich stattdessen jeden Zentimeter Umfang in jahrelanger Arbeit hart erarbeitet. „Herr Ober, noch eine Maß!“

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