Klöppeln auch in der Medizintechnik

5.10.2012, 09:00 Uhr
Klöppeln auch in  der Medizintechnik

Museumsmitarbeiterin Inge Strobel staunte nicht schlecht, als ihr Cousin Norbert Hufmann ihr eine weiße Kunststoffspritze mit einem langen, extrem dünnen Schlauch überreichte, die er dem Klöppelmuseum im Namen der Firma EPflex übergeben möchte. Auf den ersten Blick konnte Inge Strobel eine Verbindung zum Sammlungsauftrag des Klöppelmuseums nicht im Entferntesten erkennen. Assoziieren die Besucher mit einem Besuch im Klöppelmuseum doch eher kunstvolle Spitzen, wertvolle Decken und kostbare Kleider.

Doch Norbert Hufmann lies sich nicht beirren und führte die Funktion dieses ungewöhnlichen Stückes vor: Wenn man dem Zugdraht im Innern des langen Schlauchs durch Betätigen des Handgriffes einen Impuls gibt, öffnet sich an dessen Ende ein Netzgeflecht, das vorn geschlossen ist und einem Körbchen gleicht. Bei genauerem Hinsehen sieht man: Dieses Körbchen ist tatsächlich aus vielen feinen Drahtfäden geklöppelt.

Hergestellt wird das „geklöppelte Körbchen“ in Dettingen an der Erms. Dort produziert die Firma „EPflex Feinwerktechnik“, ein Hersteller von Metallkomponenten für die Medizintechnik, spezielle Führungsdrähte, Hypotubes, Nitinol-Steinfangkörbchen sowie kundenspezifische Sonderprodukte.

Das „geklöppelte Körbchen“ besteht aus 16 superelastischen Nitinol-Drähten, die aufwändig per Hand miteinander verflochten werden. Dabei wird exakt die Technik des Klöppelns, das Drehen und Kreuzen der einzelnen Fäden, angewandt. Nitinol-Körbchen werden für die endoskopische Entfernung von Blasen-, Gallen-, Speicheldrüsen- oder Nierensteinen oder anderen Fremdkörpern aus dem Körper verwendet. Dafür wird das Körbchen über natürliche oder künstlich geschaffene Körperöffnungen durch einen Katheter eingeführt, um Konkremente über den Einführungsweg zu entfernen. Die Besonderheit bei dem Geflecht des „geklöppelten Körbchen“ ist, dass man zunächst eine große Öffnung zum Einfangen der Konkremente hat und die Fäden sich dann beim Zurückziehen als engmaschiges Netz um die Steinchen legen und diese so aus dem Körper geholt werden können.

Norbert Hufmann hat das Exponat im Rahmen seiner beruflichen Kontakte zur Firma „EPflex“ entdeckt. Als Mediaberater arbeitet er mit der Firma zusammen. Das Unternehmen war gerne bereit, dem Museum ein „geklöppeltes Körbchen“ sowie Informationsmaterial über dessen Herstellung zur Verfügung zu stellen.

 

Keine Kommentare