Kompromisse rund ums Wochenendhausgebiet in Schwand

17.9.2014, 09:33 Uhr
Kompromisse rund ums Wochenendhausgebiet in Schwand

© Foto: Gunther Hess

Die Gemeindeverwaltung hat den ersten Schritt für die Änderung des Bebauungsplans getan und Bürgern und „Trägern öffentlicher Belange“ Stellungnahmen im Rahmen der frühzeitigen Bürgerbeteiligung ermöglicht. Die Bauverwaltung wird nun die Vorschläge und Anregungen in das weitere Verfahren einarbeiten.

Es folgt die Billigung durch den Gemeinderat (oder, wenn gewünscht, entsprechende Änderungen) und schließlich die offizielle Beteiligung der Bürger und der „Träger öffentlicher Belange“.

Die aktuelle Planung stellt einen Kompromiss dar zwischen dem, was erlaubt war und dem, was sich im Lauf der Jahre „entwickelt“ hat.

- Nur Einzelhäuser sollen zulässig sein, keine Reihenhäuser.
- Aus dem Wochenendhausgebiet wird ein Wohngebiet.
- Die Nutzung der Häuser für ständiges Wohnen soll erlaubt werden.
- Die maximale Geschossfläche soll künftig 130 Quadratmeter betragen (bisher im Wochenendhaus-Gebiet 54 Quadratmeter). Die Geschossflächenzahl wird auf 0,20 festgelegt, das heißt, nur 20 Prozent der jeweiligen Grundstücke dürfen bebaut werden. Dies bedeutet, dass die 130 Quadratmeter lediglich bei Grundstücken ab 650 Quadratmeter Fläche erlaubt sein sollen.
- Nebengebäude dürfen höchstens zehn Quadratmeter Fläche haben. Sie werden damit bewusst klein gehalten.
- Die Dachneigung bei Pultdächern darf höchstens zehn Grad betragen, bei Satteldächern höchstens 30 Grad, und das bei einer maximalen Traufhöhe von 4,30 Meter.
- Kniestöcke dürfen höchstens 50 Zentimeter hoch werden.
- Die Grundstücke dürfen nicht kleiner als 450 Quadratmeter sein/werden.
- Kanalisation wird nicht gebaut, allerdings sind Kleinkläranlagen erforderlich.
- Straßenbeleuchtung ist vorerst nicht vorgesehen.
 - Momentan ist kein Straßenausbau geplant, die Wege werden also vorerst nicht asphaltiert.

Während der Auslegungsfrist der frühzeitigen Bürgerbeteiligung sind bei der Marktverwaltung laut Auskunft der Bauverwaltung eine Sammelstellungnahme mit sechs Anschreiben (zum Teil mit Unterschriftenliste) und eine Sammelstellungnahme in Form von 100 gleichen Anschreiben eingegangen. Weiterhin wurden zwölf Einzelstellungnahmen eingereicht.

Die Stellungnahmen hatten demzufolge hauptsächlich zum Gegenstand: Festlegung der Grundflächenzahl, Zulassung der maximalen Geschossfläche, Höhe des Kniestockes, Festlegung der Dachneigung, die maximale Traufhöhe, die Größe der einzelnen Parzellen. Weitere Themen seien die Festlegung des Gebietscharakters nach Baunutzungsverordnung und die Festlegung der öffentlichen Verkehrsflächen gewesen. Die Planung des Kinderspielplatzes sei ebenfalls angesprochen worden. Anmerkungen und Fragen hätten sich auf die Abwasserbeseitigung bezogen.

Geringere Geschossfläche

Viele haben zum Beispiel mit ihrer Unterschrift dokumentiert, dass sie keine Gebäude größer als 110 Quadratmeter Geschossfläche wünschen. Das ist weniger als das von der Gemeinde beauftragte Planungsbüro vorgesehen hat (130 Quadratmeter). Sie haben sich auch generell gegen Kniestöcke ausgesprochen.

Bedenken gibt es auch hinsichtlich der Frage Kanal oder nicht. Die aktuelle Planung sieht keine Kanalisation vor. Kleinkläranlagen sollen die Abwässer reinigen. Allerdings meinen die Wochenendhaus-Gebiet-Bewohner, dass hier jetzt schon das Ende der Fahnenstange erreicht ist. Sie erinnern sich an den August 2010, als die Kombination aus starkem Regen und hohem Grundwasserspielgel die Grenzen des Systems zeigte. Das Wasser versickerte nicht mehr, die Rückhalte-Behälter liefen – vor allem auf den tiefer gelegenen Grundstücken – voll beziehungsweise über.

Versickerung versagt

Wenn schon damals die Versickerung versagt hat, dann wird sie es noch mehr tun, wenn noch zusätzliche Häuser gebaut und weitere Flächen versiegelt werden, so die Befürchtung. Damit könnte dann einen Kanalisation, die eigentlich nicht geplant ist, letztlich doch noch notwendig werden. Dies hätte Kosten zur Folge zum einen für die Bewohner des Gebiets, zum anderen erscheint fraglich, ob das Kanalisationssystem von Schwand die zusätzliche Belastung noch tragen kann.

Ein weiterer Einwand der Bewohner: Der geplante Spielplatz liegt in einer sumpfigen Wiese. Dort  müsse entweder das Gelände aufgeschüttet werden, oder der Spielplatz werde bei feuchtem Wetter relativ schnell zum Schlammloch.

Kritik an Robert Pfann

Die „Siedler Community“ – so nennen sich die alteingesessenen Wochenendgebiet-Bewohner, die keine Änderung oder allenfalls eine geringe, wünschen – hat von der vorzeitigen Bürgerbeteiligung eher per Zufall erfahren. Petra Kindermann, eine der Sprecherinnen, wirft deshalb Bürgermeister Robert Pfann vor, sich nicht an sein Versprechen beim Info-Abend im Sportheim gehalten zu haben.

Damals hatte Pfann zugesichert, dass die Gemeinde alle Betroffenen über alle Verfahrensschritte individuell informieren werde. Zumindest eine Veröffentlichung im Schwanstettener Info wäre wünschenswert gewesen, meint Petra Kindermann. Sie habe den Eindruck, dass es von der Gemeinde gar nicht gewünscht ist, die Aufmerksamkeit der Bürger auf dieses doch sensible Thema zu lenken.

Der Kommentar: Lohweg-Gebiet in Schwand: Aus Unrecht soll Recht werden

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