Leben für den Radsport ging zu Ende: Toni Rottmann ist tot

10.1.2015, 11:42 Uhr
Leben für den Radsport ging zu Ende: Toni Rottmann ist tot

© Archiv: Marr

„Auf der Radrennbahn am Reichelsdorfer Keller war der einmalige Radsportidealist in den Sommermonaten häufiger anzutreffen als in seinem Haus in Großgründlach“, erinnert sich Schrittmacher-Legende Dieter Durst (69), der 1967 zusammen mit Toni Rottmann zu den Neulingen im Stehersport zählte. „Die Rennbahn ist mein Zuhause, hier möchte ich am liebsten einmal begraben werden“, sagte Rottmann immer wieder, wenn er die Rennen der Steher im Rollstuhl verfolgte.

Ebenso eng wie mit der traditionsreichen Piste war Toni Rottmann auch mit „ seinem Verein“, dem Tourenclub Nürnberg verbunden, dessen Mitglied er 70 Jahre lang bis zu seiner Auflösung war.

Leben für den Radsport ging zu Ende: Toni Rottmann ist tot

© Foto: Marr

Als Rennfahrer fuhr er bis zum Ende der 1950-er Jahre als Amateur und Senior auf Bahn und Straße. Danach war er als „Mädchen für alles“ die Seele des kleinen Radsportvereins. Obwohl er nie Erster Vorsitzender des TCN war, war Rottmann bis zu seinem 80. Geburtstag in allen Bereichen im Einsatz und der ruhende Pol.

Keine großen Worte

Rottmann war kein Mann großer Worte, sondern ein Mann der Tat und der Praxis, der immer dann zur Stelle war, wenn im Verein echter Einsatz gefragt war — auch dann, wenn es galt, Opfer zu bringen und mit anzupacken. Besonders wird Rottmanns beispiellose Hilfsbereitschaft in Erinnerung bleiben, mit der er jahrzehntelang vor allem Jugendlichen des Vereins mit dem nötigen Rennmaterial aus seinem reichen Fundus versorgte.

Am liebsten erinnerte sich Toni Rottmann an die 1960-er Jahre, in denen er zusammen mit Altmeister Fritz Scheller den Tourenclub-Nachwuchs betreute, der damals zahlreiche Siege, viele bayerische und mehrere deutsche Meistertitel holte. Auf Bahn und Straße zählten Hans Kellermann, Klaus Burges, Robert Kupfer, Heinz Pilhofer, Karl-Heinz Schmidt, Wolfgang Hellwig und Manfred Rietzke zur deutschen Spitzenklasse! Restlos begeistert war Rottmann, als er ab 1967 rund 30 Jahre lang als Schrittmacher im Sattel saß, wobei er immer wieder weitere Steher-Neulinge gewann, sie unterstützte und motivierte.

„Ohne Toni wäre ich nie Steher geworden“, erinnert sich Klaus Burges (Tourenklub Schwabach), der 1975 und 1977 zweimal Deutscher Stehermeister wurde, heute noch dankbar. „Auch ich hatte Toni Rottmann sehr viel zu verdanken“, ergänzt Herbert Oppelt, der ab 1993 als Vorsitzender des Tourenclubs Nürnberg die erste deutsche Bundesliga-Mannschaft der Frauen aufbaute, aus der später das Profi-Team „Equipe der Nürnberger Versicherung“ entstand.

Gesundheitliche Probleme

Bis zu seinem 80. Geburtstag war dies alles für Toni Rottmann selbstverständlich, doch kurz danach erlitt er einen Schlaganfall, dem in den folgenden Jahren viele weitere gesundheitliche Probleme folgten. Den Radsport verlor er allerdings auch dann nicht aus den Augen. Seine Ehefrau Margarete, die ihn über zehn Jahre aufopferungsvoll zu Hause pflegte, musste ihn bis 2013 regelmäßig mit dem Rollstuhl an den Reichelsdorfer Keller bringen. Für einige Stunden vergaß er dabei seine Schmerzen.

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