Lebenshilfe Schwabach gründet Ausbildungsverbund

11.9.2014, 08:05 Uhr
Lebenshilfe Schwabach gründet Ausbildungsverbund

© Robert Schmitt

Der Ausbildungsverbund bietet eine heilpädagogische Zusatzausbildung an, mit der Pädagogen und Therapeuten die Idee der Inklusion erfolgreich in die Praxis umsetzen können. „Die Psychomotorik ist ein inklusives Konzept, das pädagogische Mittel und Methoden zur Eingliederung entwickelt hat“, sagt Akademie-Leiter Dr. Andrzej Majewski.

Doch was bedeutet Inklusion im pädagogischen Alltag, und kann sie in den Kindertagesstätten und Schulen tatsächlich umgesetzt werden? Was auf der einen Seite ein großer Gewinn im Rahmen von Inklusion ist, bedeutet eine neue Herausforderung für die Pädagogen, für die Eltern und nicht zuletzt für die Kinder.

Besonderer Förderbedarf

Stefan beispielsweise besuchte zwei Jahre einen heilpädagogischen Kindergarten. Seit zwei Wochen ist der Fünfjährige nun in einem Regelkindergarten. „Stefan versucht immer wieder wegzulaufen, meist verweigert er auch die Teilnahme an allen Aktivitäten unserer Gruppe“, berichtet die Erzieherin. Ab und zu wirft er Bausteine auf andere Kinder, schüttet Getränke aus, oder rennt im Gruppenraum schreiend auf und ab. Stefan ist ein Kind mit besonderem Förderbedarf in den Bereichen emotional-soziale Entwicklung und Körperwahrnehmung. „Psychomotorik als Teil heilpädagogischer Arbeit kann hier Inklusion möglich machen“, ist Majewski überzeugt. Um die Idee der Inklusion erfolgreich in die Praxis umzusetzen, brauchen soziale Einrichtungen Zukunftsperspektiven.

Psychomotorik setzt sich seit mehr als 60 Jahren mit der Frage der Chancengleichheit und der individuellen Förderung auseinander. „In der Psychomotorik findet auch das schwächste Glied einen Platz und erfährt, dass es gebraucht wird. Deshalb ist der Integrationsgedanke ein wichtiger Bestandteil der Psychomotorik“, erklärt Prof. Dr. Claudia Kugelmann, Direktorin des Schüler-Forschungszentrums in Berchtesgaden.

„In der Psychomotorik werden Menschen nicht ausgesondert, sondern in heterogenen Gruppen betreut und gefördert.“ In einer Psychomotorik-Gruppe treffen Kinder, die wegen ihrer Entwicklungs- und Verhaltensauffälligkeiten therapeutische Hilfe brauchen, mit Kindern zusammen, die in ihrer Entwicklung keine Auffälligkeiten zeigen. „Dabei liegt der Fokus auf der Erziehung zu Toleranz, Rücksichtnahme und Akzeptanz für das Anderssein“, sagt Jolanta Majewska, Leiterin der heilpädagogischen Tagesstätte der Lebenshilfe in Schwabach.

Verschiedenheit als Normalität

Inklusion ist eine Forderung aus der UN-Behindertenrechtskonvention. Deutschland hat die Vereinbarung 2009 unterzeichnet und sich damit zu einem inklusiven Bildungssystem verpflichtet, das Kinder nicht mehr in Sonder- und Förderschulen separiert und auch nicht mehr nur integriert, also in Sondereinrichtungen bildet und dann in die Gesellschaft eingliedert. Stattdessen soll Verschiedenheit von Anfang an als Selbstverständlichkeit akzeptiert werden.

Immer mehr psychosozial und entwicklungsauffällige Kinder und Jugendliche besuchen im Zuge der Inklusion Regeleinrichtungen. Diese Entwicklung ist gesellschaftlich-politisch gewollt. Konsequenterweise werden pädagogische Kräfte aller sozialen Einrichtungen immer öfter mit Kindern und Jugendlichen auch heil-pädagogisch arbeiten müssen, um Verhaltensauffälligkeiten entgegenwirken zu können.

Weitere Informationen bei der Geschäftsstelle der Lebenshilfe in Schwabach oder unter der Telefonnummer (0 91 22) 7 78 52.

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