LesArt mit Max Goldt und dessen „Dramoletten“ aus „Räusper“

16.11.2015, 10:28 Uhr
LesArt mit Max Goldt und dessen „Dramoletten“ aus „Räusper“

© Foto: Robert Schmitt

Wenn nur dieses verdammte „t“ nicht wäre. Wie schön könnte man die Qualität seiner Werke mit Hilfe von Wortspielen beschreiben: „Goldfinger“, „Goldhand“ und „Goldfeder“ böten sich an. Nie war ein Konsonant hinderlicher als bei Max Goldt. So bleibt der Griff auf weniger metaphorische Bilder: Wortästhet, Vollzeit-Polemiker und Edel-Satiriker. So präsentierte er sich bei seiner Schwabacher LesArt-Lesung.

Max Goldt ist vielfach ausgezeichnet. Unter anderem mit dem Kleist-Preis. „Max Goldt gehört gelesen, gerühmt und ausgezeichnet“, hat sein Kollege Daniel Kehlmann einmal über ihn gesagt.

Goldt präsentiert alte und neue Texte aus seinem jüngsten Hörbuch „Freundin in der Hose der Feindin, Feindin in der Küche des Freunds“. Goldt kann das Verhalten seiner Zeitgenossen haarscharf analysieren, entlarvend einordnen und häufig ein wenig absonderlich kommentieren. Das alles mit brillanter Sprache.

So berichtet er von Querulanten, die sich im vergangenen Jahrtausend noch über seinen quietschenden Koffer aufgeregt oder Kinder mit dem Krüppelstock getriezt hätten, heute aber ihre Aktivitäten völlig ins Internet verlegt haben, um dummdreist zu belehren oder Ökofaschismus und Klimalüge zu beschwören. „Der Text stammt aus 2008, ist also vor Pegida entstanden, aber es gibt dennoch Ähnlichkeiten“, erklärt er.

Seit 1996 arbeitet Goldt als Comic-Texter mit dem Zeichner Stephan Katz zusammen. Als „Katz und Goldt“ hat das Duo zahlreiche Comic-Strips in „Titanic“ und „Zeitmagazin“, aber auch in Buchalben veröffentlicht. Für seine Lesungen hat Goldt daraus „Dramolette“ gemacht. Kleine szenische Texte mit dunklen Humor und überraschenden Pointen.

„Räusper“ heißt der Sammelband, in dem Goldt sie jüngst veröffentlicht hat. Die er vorliest, sind besonders brillant. Vor einem Café verabschieden sich drei Schwule von ihrer weiblichen Begleitung. Das Trio macht sich sorgen, weil die Freundin allein über den dunklen Waldkäuzchensteig nach Hause muss. Das Angebot, von einem begleitet zu werden, lehnt sie jedoch brüsk ab. „Wenn man bedenkt, dass 99 Prozent aller Vergewaltiger aus dem Umfeld ihres Opfers stammen, ist es doch viel wahrscheinlicher, dass ich von Dir vergewaltigt werde“, sagt sie. „Feministische Ironie“, nennt einer der anderen beiden Männer diese Logik.

Auf dem Weg springt dann aber einer aus dem Busch, mit dem die Feministin überhaupt nicht gerechnet hätte. Der Grobian will jedoch alles andere als Sex. Er macht bei stockdunkler Nacht Direkt-Marketing für eine neue Wundercreme und verteilt sie in besonders gekonnter Weise auf der Wangenhaut seines Opfers. „Sie sind ein guter Klopfer“, erkennt sie dabei sofort.

In solchen Momenten freut man sich dann doch sehr über das „t“. Denn Gold wäre ja Schweigen.

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