Literarische Spurensuche im Dorf

28.4.2009, 00:00 Uhr

Das Schulhaus wurde 1835 erbaut, denn mit Einführung der allgemeinen Schulpflicht war ein größeres Gebäude notwendig geworden. Die Teilnehmer erfuhren, dass zwei prominente Schüler hier die Schulbank drückten: Der Heimatschriftsteller Karl Burkert, der als Lehrer-sohn mit seinen sieben Geschwistern auch in der Schule wohnte.

Burkert lebte Anfang des 20. Jahrhunderts in Leerstetten und hat die Welt der Klein- und Großbauern, der Knechte und Mägde, Tagelöhner und durchziehenden Bettler lebendig in seinem Buch «Auf frühen Wegen» beschrieben. Das Buch ist in der Gemeindenbücherei in Schwan-stetten auszuleihen. Elisabeth Engelhardt besuchte die einklassige Dorfschule von 1931 bis 1937.

Schon damals wurde ihr Talent beim Malen und Aufsatzschreiben erkannt. Berühmt geworden ist die Bauerntochter durch ihre beiden Romane «Feuer heilt» und «Ein deutsches Dorf in Bayern», in denen sie die Dorfwelt in verschiedenen Jahrhunderten lebendig und spannend beschreibt. Letzterer Roman zeigt den großen Wandel auf dem Land, seine Hintergründe und Folgen, die Zersiedelung der Landschaft, den massenhaftenVerkauf der Äckern und den Verlust alter Traditionen, Sitten und Wertvorstellungen. Beide Engelhardt-Romane sind in der Bibliothek ausleihbar oder bei der Buchhandlung Genniges in Roth zu haben.

Die Kirche St. Peter und Paul war die zweite Station. Der Bau geht auf das Jahr 1350 zurück. Seine jetzige Gestalt erhielt das Gotteshaus von Professor Alexander Heideloff. Der Innenraum ist ein stimmiges Ensemble aus gotischen und barocken Elementen. Elisabeth Engelhardt wurde am mittelalterlichen Taufstein getauft und feierte hier ihre Konfirmation, an der auch ihr jüngster Bruder Wilfried getauft wurde. Die Büchenbacher Gruppe hielt eine kurze Andacht, Diakon Thomas Bucka gestaltete sie. Für die Erhaltung der Kirche spendeten die Senioren großzügig.

Schönstes Pfarrhaus

Das Pfarrhaus im Stil eines kleinen Barockschlösschens ist das Werk des bekannten Baumeisters Steingruber. Ingeborg Höverkamp erzählte die Episode, als die Amerikaner bei Kriegsende das Pfarrhaus beschlagnahmten und der Pfarrersfamilie nur einen Raum zur Verfügung stellten, worauf Pfarrer Karl Plesch verzweifelt fragte, warum man ausgerechnet das Leerstetter Pfarrhaus als Quartier beschlagnahmt hatte. Er erhielt zur Antwort: «Sie haben das Pech, das schönste Pfarrhaus im weiten Umkreis zu haben.» Elisabeth Engelhardt entwickelte ein besonderes Vertrauensverhältnis zum damaligen Pfarrer Gebhardt Eberlein, er war ihr einziger literarischer Gesprächspartner im Dorf.

Nur einen Steinwurf entfernt steht der Engelhardt-Hof. Elisabeth Engelhardt konnte von ihrem Arbeitszimmer im ersten Stock sehen, ob im Arbeitszimmer des Pfarrers noch Licht brannte, dann konnte sie - ohne Anmeldung - noch mit dem Seelsorger sprechen.

Der Engelhardt-Hof wurde in den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts gebaut, vorher stand dort ein kleiner Bauernhof aus dem 18. Jahrhundert, der von drei Generationen, Knechten und Mägden bewohnt wurde, wie es damals üblich war. Neben dem Wohnhaus steht ein frisch renovierter Backofen, in dem die Familie Engelhardt auch ihr Brot backen durfte, denn der Backofen gehörte den Nachbarn.

Höverkamp wies auf die Gedenktafel am Engelhardt-Hof hin, der der Schriftstellerin zum zehnten Todestag von der Gemeinde Schwanstetten gewidmet wurde. Zur Vertiefung von Leben und Werk der Schriftstellerin Elisabeth Engelhardt verwies Höverkamp auf ihre Biografie: «Elisabeth Engelhardt - eine fränkische Schriftstellerin», 1994. Das Buch gibt es bei der Marktgemeinde.