Messerstecherei unter Erntehelfern: Prozess beginnt

13.3.2018, 05:58 Uhr

Der Aufenthalt des Saisonarbeiters in Rohr sollte von Mitte Juli bis Mitte September dauern – doch der Mann ist bis heute in Deutschland; denn seit 8. August 2017 sitzt er in Untersuchungshaft. Gefährliche Körperverletzung lautet der Vorwurf der Staatsanwaltschaft und zwar in der schärfsten Formulierung des Paragrafen 224 Strafgesetzbuch: "Mittels einer das Leben gefährdenden Behandlung."

Alkohol und Aggression

Rückblick: Im vergangenen Sommer verdingte sich der 48-jährige Mann polnischer Herkunft in Rohr als Erntehelfer, er und weitere Saisonarbeiter waren in Wohncontainern untergebracht, der mutmaßliche Messerstecher und der später Geschädigte bewohnten gemeinsam einen der insgesamt fünf Container. Trifft die Anklage zu, war es einmal mehr die unheilvolle Mischung aus Alkohol und Aggression, die zu der Bluttat in der Nacht des 5. August führte: Zwischen 22 und 23.30 Uhr stritten die beiden Männer erst lautstark, dann drosch der 48-Jährige seinem Kontrahenten mit der linken Faust ins Gesicht – und schlug dem anderen Mann zwei Schneidezähne aus.

Doch damit nicht genug: Er griff zu seinem Brotzeitmesser (Klingenlänge: zwölf Zentimeter), packte den Geschädigten von hinten am Hals und rammte ihm das Messer in den Bauch. Der Mann wurde im Stadtkrankenhaus Schwabach notoperiert.

Rechtsmediziner gefragt

Wie stark er geblutet hat, wurde auf Fotos festgehalten. Mehr als ein halbes Jahr später betrachten die Prozessbeteiligten die Aufnahmen in der 13. Strafkammer des Landgerichts Nürnberg-Fürth, ein Rechtsmediziner soll die Schwere der Verletzung erläutern.

Selbst nach dem Bauchstich attackierte der Angreifer sein Opfer weiter, erst als er sich selbst mit dem Messer am Oberarm verletzte, ließ er von dem Mann ab. Andere Erntehelfer informierten den Inhaber des Betriebs, er rief die Rettungskräfte.

Kurz vor ein Uhr nachts zeigte ein Blutalkoholtest knapp 2,4 Promille, der Geschädigte hatte ein Promille. Der Prozess wird fortgesetzt.