"Miss Turkuaz": Schwabacherin greift nach der Krone

3.11.2017, 05:58 Uhr
Melike Berrak Yüksel hat im vergangenen Jahr den Wettbewerb gewonnen, heuer will Deria Koc aus Schwabach es ihr nachmachen.

© Foto: Miss Turkuaz/PR Melike Berrak Yüksel hat im vergangenen Jahr den Wettbewerb gewonnen, heuer will Deria Koc aus Schwabach es ihr nachmachen.

Seit einigen Jahren wird die schönste türkischstämmige Frau Europas gewählt. Die Gewinnerin des Wettbewerbs darf sich dann "Miss Turkuaz" nennen. Der deutsch-türkische Unternehmer Yıldıray Cengiz hat die Misswahl ins Leben gerufen und sieht darin mehr als nur eine gewöhnlichen Schönheitskonkurrenz. Die Teilnehmerinnen sollen eine gelungene Integration repräsentieren und dem Trend zum Rechtsruck "die Farbenvielfalt der Kulturen und das moderne, selbstbewusste Gesicht junger türkischstämmiger Frauen aus Deutschland und Europa entgegen setzen", so heißt es in der Pressemitteilung.

Deria Koc ist 24 Jahre alt und wohnt im Vogelherd.

Deria Koc ist 24 Jahre alt und wohnt im Vogelherd.

"Seriöse Wahl"

"Es ist eine seriöse Misswahl", betont Deria Koc. Die 24-Jährige studiert an der privaten Wilhelm-Löhe-Hochschule in Fürth Gesundheitsökonomie und Ethik und wohnt im Schwabacher Stadtteil Vogelherd. Sie wollte "schon immer" bei einer Misswahl mitmachen, aber nicht bei irgendeiner: "Ein Schönheitswettbewerb in der Disco oder so etwas wäre nicht in Frage gekommen." Deshalb also Miss Turkuaz: Der Anspruch des Wettbewerbs ist es nämlich, nicht nur Schönheit zu prämieren.

"Wie präsentiert man sich? Wie integriert ist man in Deutschland? Intelligenz, Allgemeinwissen – das spielt alles eine Rolle bei der Wahl", erklärt Koc. Wenn die junge Schwabacherin erzählt, was ihr bereits seit einer Woche in Gelsenkirchen alles zur Vorbereitung beigebracht wird, zeigt sich der weiter gefasste Ansatz der Misswahl. Geschichtslektionen zu Weltkrieg, Nachkriegszeit oder Gastarbeitern, Statistiken zur (nicht nur türkischen) Migration, Knigge-Regeln, außerdem Tanzproben, Jury-Kennenlernen, Fotoshootings und Pressekonferenzen – die Teilnehmerinnen sind voll eingespannt.

Wenig Schlaf

Wenig Schlaf habe sie diese Woche bekommen, erzählt Koc und seufzt, doch für sie sei es eine "süße Erschöpfung". Schließlich hat sie sich professionell vorbereitet und sogar den Urlaub sausen lassen, um noch einige Stunden im Fitnessstudio zu schwitzen. Bei aller Begeisterung will Koc aber – auch im Falle eines Sieges – ihr Studium auf jeden Fall beenden. "Wenn ich den Bachelor habe, kann ich immernoch Model werden."

Im Finale am Samstag in Marl (Ruhrgebiet) wird sich Koc wie ihre 20 Konkurrentinnen einmal in der Abendgarderobe und einmal im Bikini auf der Bühne präsentieren – Misswahl bleibt schließlich Misswahl, und Schönheit ein wichtiges Kriterium. Fünf Frauen kommen in die engere Auswahl und stellen sich dann einer Fragerunde.

Am Ende wird die Gewinnerin von einer Jury gewählt, der etwa Gabriele Preuss, Abgeordnete im Europa-Parlament, Autor Baha Güngör, die Schauspieler Cem Davran, Sinan Akkus und Yasin Boynuince, außerdem Vorjahressiegerin Melike Berrak Yüksel angehören. Der Abend wird eine Woche später vom türkischsprachigen Fernsehsender EuroStar übertragen, den Millionen türkischstämmiger Menschen in ganz Europa empfangen.

Miss Turkuaz zu sein ist übrigens keine rein repräsentative Ehre. Die Mitarbeit bei Integrationsprojekten ist gefragt, die Vorjahressiegerin traf etwa Ex-Kanzlerkandidat Martin Schulz zu einem Gespräch. "Etwas für die Integration tun, nicht nur von türkischstämmigen Menschen", so Deria Koc, sei Aufgabe der Gewinnerin.

"Unter den ersten Fünf"

Aber soweit ist es ja noch nicht. Zunächst einmal will Koc ihre Heimatstadt Schwabach würdig repräsentieren. Die Teilnehmerinnen kommen aus größeren Städten wie Frankfurt/Main, Oberhausen, Bielefeld, auch aus den Niederlanden, Belgien und der Schweiz sind Frauen dabei – und mit Dilruba Kumar auch eine Nürnbergerin.

Auch wenn die Konkurrenz groß ist, Deria Koc gibt sich selbstbewusst: "Ich sehe mich unter den ersten Fünf." Wenn man mitmacht, möchte man schließlich auch gewinnen.

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