Müder Club müht sich zu 3:2-Arbeitssieg über Kornburg

2.7.2016, 07:29 Uhr
Müder Club müht sich zu 3:2-Arbeitssieg über Kornburg

© Foto: Zink

Lange hat sich der Club nicht mehr im Verbreitungsgebiet des Schwabacher Tagblatts blicken lassen. Die Älteren munkeln, es hätte früher sogar Testspiele des Ruhmreichen in Großschwarzenlohe gegeben. Jedenfalls war die Freude südlich von Nürnberg groß, als der frischgebackene Relegations-Verlierer aus der Zweiten Liga am Donnerstag zum Testspiel beim frischgebackenen Relegations-Verlierer aus der Landesliga vorbeischaute.

So groß war die Freude, dass in Kornburg vor dem Anpfiff ein ausgesprochenes Verkehrschaos herrschte. Die Verantwortlichen entschlossen sich deshalb, das Spiel um eine Viertelstunde zu verschieben. Das hat es beim TSV Kornburg schon lange nicht mehr gegeben.

Um 18.15 Uhr war es dann soweit: Anpfiff beim Spiel David gegen Goliath. Und tatsächlich, überlegen war der Club in der ersten Hälfte vor allem körperlich, besonders bei Kopfballduellen. So schien das Spiel seinen vorherbestimmten Lauf zu nehmen, als Niclas Füllkrug bereits in der 4. Minute eine Ecke von Kevin Möhwald sehenswert zum 1:0 für den Club verwandelte.

Nachwuchs konnte sich zeigen

Womit auch der Beweis erbracht war, dass Füllkrug tatsächlich noch bei dem Verein spielt, bei dem er unter Vertrag steht. Zweimal lag er nach einem Zweikampf am Boden, und jedesmal ging ein Raunen durch das Publikum: Eine Verletzung könnte den FCN um eineinhalb bis zwei Millionen Hannoversche Euro bringen. Füllkrug ist aber wohlauf.

Müder Club müht sich zu 3:2-Arbeitssieg über Kornburg

© Foto: Roland Jainta

Neu-Trainer Alois Schwartz ließ in den zwei Halbzeiten zwei komplett verschiedenene Mannschaften spielen, auch einige Nachwuchshoffnungen konnten sich so für Höheres empfehlen. Während der 20-jährige Dennis Lippert als Linksverteidiger zwar nicht negativ auffiel, aber körperlich noch recht jugendhaft wirkte, spielte in der Innenverteidigung mit Lukas Mühl ein Berg von einem 19-Jährigen. Er kam ursprünglich vom TSV Regen zum Club und bestach gegen Kornburg durch seine Kopfballstärke.

Allerdings ließ ihn der Kornburger Torjäger Szymon Pasko in der 17. Minute ziemlich alt aussehen. Er tanzte Mühl im Mittelfeld aus, spielte ab, bekam den Ball im Strafraum zurück und versenkte ihn zum 1:1 – unter tosendem Applaus der Fans am Sportplatz an der Kellermannstraße. Natürlich sind die meisten Kornburger auch Club-Fans. Aber ein bisschen ärgern wollten die Lokalmatadoren den großen Nachbarn schon.

Und das taten sie, allen voran Pasko, aber auch der starke Neuzugang Berkan Caglar und die stabil stehende Abwehr mit den zwei 19-Jährigen Yanick Uschold und Kevin Schwarz. Ein Klassenunterschied war in der ersten Hälfte insgesamt nicht zu erkennen, nur ab und blitzte die individuelle Klasse des Zweitligisten auf, zum Beispiel in der 35. Minute.

Erneuter Ausgleich

Da dribbelte sich der vor zwei Jahren von 1860 München gekommene Ivan Knesevic im Alleingang durch den Kornburger Strafraum und legte schließlich mit viel Übersicht ab auf Jakub Sylvestr. Der Slowake, der beim Club wohl wieder eine Rolle spielen soll, falls Füllkrug und Burgstaller gehen, traf mit etwas Glück im zweiten Versuch zum 2:1.

Doch es dauerte keine fünf Minuten, bis die Kornburger erneut gleichzogen. Wieder stand Szymon Pasko im Mittelpunkt, als er bei einem Konter Lippert stehen ließ und Kapitän Artur Dutt bediente. Der chippte den Ball über den zu spät herausgelaufenen Torwart Kirschbaum: 2:2.

Spätestens jetzt war klar, dass der TSV nicht zum Autogramme abholen gekommen war. Ein Spektakel für die 2500 zahlenden Gäste – mit Presse, VIPs, Kindern und Kegeln dürften es sogar rund 3000 Zuschauer gewesen sein.

In der zweiten Hälfte sah man dann einen besseren Club und weiterhin engagierte Kornburger. Außerdem kristallisierten sich einige Gewinner des Abends heraus.

Gewinner Nummer Eins: der TSV Kornburg. Eine engagierte Leistung gezeigt, den Club etwas geärgert, die Zuschauer glücklich und – nicht zu vergessen – zusätzliche Einnahmen gemacht, die immer gut gebraucht werden können. Ein rundum gelungenes Spiel für die Kornburger, deren Trainer Herbert Heidenreich in der zweiten Hälfte auch seinen Bankdrückern einen Einsatz gönnte. Bei der bekannten Auswärtsstärke des TSV hätte es womöglich sogar zu einem Sieg gereicht, wenn man beispielsweise im Frankenstadion gegeneinander angetreten wäre.

Gewinner Nummer Zwei: Eduard Löwen. Der 19-jährige Innenverteidiger hat beim 1. FC Kaiserslautern das Fußballspielen gelernt und wechselte jetzt von Saarbrücken zum Club. Körperlich stark und sicher im Spielaufbau überzeugte Löwen in der zweiten Hälfte neben Dave Bulthuis.

Gewinner Nummer Drei: Werbeträger am Kornburger Sportplatz. 3000 Zuschauer und zwei TV-Kameras sahen die Bandenwerbung von Firmen wie Ott&Neukamm-Fliesen oder Umformtechnik Kreiselmeyer. Normalerweise spricht deren Werbung gerade einmal 150 potenzielle Kunden an – an guten Spieltagen.

Viel zu tun trotz Sieg

Gewinner Nummer Vier: Szymon Pasko. Hätte er zwei, drei Kilo weniger auf den Rippen, dann wäre er vielleicht sogar was für Club-Sportvorstand Andreas Bornemann. Nach 28 Toren in der vergangenen Landesliga-Saison hat Pasko am Donnerstag ein weiteres Highlight gesetzt.

Der fünfte und letzte Gewinner hieß dann doch noch FCN, schließlich verwandelte Neuzugang Tobias Kempe in der 86. Minute einen etwas fragwürdigen Elfmeter zum 3:2-Sieg. Trotzdem, Trainer Schwartz hat viel zu tun bis zum Saisonstart in fünf Wochen.

TSV Kornburg: Ockert, Uschold, Schmidt, Dutt, Nowak, Schwarz, Kowal, Caglar, Eberhardt, Pasko, Olschewski (Iglesias Abert, Müller, Dünfelder, Tullius, Bozic, Mack, Arlt, Gkenios, Roth).

1. FC Nürnberg, erste Halbzeit: Kirschbaum, Brecko, Mühl, Margreitter, Lippert, Petrak, Möhwald, Evseev, Knezevic, Sylvestr, Füllkrug; zweite Halbzeit: Rakovsky, Sepsi, Löwen, Bulthuis, Kammerbauer, Kempe, Behrens, Gislason, Hercher, Ott, Burgstaller.

Tore: 0:1 Füllkrug (4.), 1:1 Pasko (17.), 1:2 Sylvestr (35.), 2:2 Dutt (39.), 2:3 Kempe (86., Foulelfmeter). SR: Badstübner (Windsbach). Zuschauer: 3000.

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