Musikalische Matinee zum Finale des Henselt-Festivals

13.5.2014, 10:26 Uhr
Musikalische Matinee zum Finale des Henselt-Festivals

© Gössnitzer

Nach der Begrüßung durch Kulturamtsleiterin Sandra Hoffmann-Rivero folgte der wissenschaftliche, heitere und besinnliche Vortrag von Dr. Lucian Schiwietz. Er ist bereits von früheren Veranstaltungen bekannt, denn Schiwietz ist Vorstandsmitglied der Internationalen Henselt-Gesellschaft, die ihren Sitz in Schwabach hat. Seit 2007 ist Schiwietz wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Musikwissenschaft der Universität Leipzig.

Musikalische Matinee zum Finale des Henselt-Festivals

© Gössnitzer

Anhand von Anekdoten beleuchtete er das Phänomen Henselt. Dessen Zeitgenossen haben ihn wegen seiner Kompositionen und seiner Spielkunst als Virtuosen verehrt. Doch hatte Henselt auch Schattenseiten, wie den zeitweise harten Umgang mit seinen Schülern. Doch genauso konnte er ein herzensguter Mensch sein. So wie jeder große Künstler seine „Macken“ habe, so sei es auch bei Henselt gewesen, so Schiwitz.

Henselts Streben nach Bewunderung erfüllte sich in glänzenden Triumphen bei seinen Klavierkonzerten. Sein Pflichtgefühl, seine Charakterstärke und sein Fleiß – oft ein tägliches Üben von acht bis 14 Stunden – führten dazu, dass er, wo immer er war, eine stumme Klaviatur bediente, um seine Fingerfertigkeit für seine Kompositionen – welche die Besonderheit der Spannungsbögen und das Legato-Spiel mit „Samtpfötchen“ aufweisen – ständig zu erhalten.

So erzählt die Anekdote, dass Henselt, der an krankhaftem Lampenfieber und an Übereifer als Absicherungsbedürfnis seines Könnens litt, einmal, in Vorbereitung auf einen Soloauftritt in Gedanken versunken seine Fingerübungen nicht auf der stummen Klaviatur, sondern auf dem Rücken der Gastgeberin fortsetzte. Die verzieh es aber dem großen Meister.

Henselt, so berichtete Schiwietz in einer andere Anekdote, spielte pausenlos und stundenlang zur Unterhaltung. Manchmal unterbrach er sein Spiel nicht einmal zum Essen. Wenn er aber keine Lust hatte, seine Kunst zu zeigen, half alles Bitten und Betteln nichts.

Aufbrausend und gütig

Extrem war er auch als Klavierpädagoge, er konnte aufbrausend, aber auch gütig zu seinen Schülern sein. Die Literatur berichtet, dass es Henselt in 20 Minuten schaffte, einem Schüler so viel zu erklären, dass er Übungsmaterial für ein halbes Jahr hatte.

Der weltbekannte britische Klaviervirtuose Daniel Grimwood untermalte traumhaft die einzelnen Sequenzen des Schiwietz-Vortrages mit Kompositionen Adolph Henselts. Grimwood, der als einer der weltbesten Henselt-Interpreten gilt, brachte unter anderem den Impromptus Nr. 7, das Opus 2 „Wenn ich ein Vöglein wär“ sowie die „Romanze Opus 10“ zu Gehör. Sein anheimelnder Klavieranschlag, die Gestaltung der Agogik und seine Interpretation des Reichtums menschlicher Gefühle, die Henselt in seinen romantischen Kompositionen auszudrücken versuchte, spielte er mit so viel Gefühl, dass das Publikum ihm wahre Beifallsstürme schenkte.

Als besonderes Schmankerl war Lukas Katter aus Alzenau, der Sieger beim diesjährigen Landeswettbewerb von „Jugend musiziert“, angereist. Er het den Adolph-von-Henselt-Förderpreis der Stadt Schwabach erhalten (Lukas Katter erhält Adolph-von-Henselt-Auszeichnung). Der Preis wurde anlässlich des 200-jährigen Henselt-Jubiläums erstmals ausgerufen, um junge Künstler, vornehmlich Pianisten auf hohem Niveau, zu fördern und parallel dazu Adolph von Henselt bekannter zu machen.

Dem Publikum und als Reminiszenz hinsichtlich des Förderpreises brachte der 17-jährige Lukas Katter seinen Wettbewerbsvortrag, eine Komposition von Franz Liszt, zu Gehör. Die Jury hat sich aus gutem Grund für ihren Preisträger entschieden: „Lukas Katter hat sich mit seinem anspruchsvollen Wettbewerbsprogramm als ein Pianist präsentiert, der einen hohen technischen und künstlerischen Reifegrad erreicht hat. Sein Spiel ist geprägt von makelloser virtuoser Brillanz, wie von tiefem Verständnis für den emotionalen Gehalt der Musik. In seiner Altersgruppe zählt er zu den pianistischen Ausnahmeerscheinungen.“ Das Publikum bestätigte das Urteil mit donnerndem Applaus.

Zum Abschluss der Matinée stellte der Schwabacher Henseltkenner und Forscher Gebhard Kindl sein neues Buch „Adolph von Henselt 1814–

1889“ vor. Kindl sprach davon, dass Henselt ein Juwel sei. Deshalb habe er sich mit seiner Gemahlin Ursula auf Schatzsuche begeben, um dieses Juwel zum Strahlen zu bringen. Kindl konnte bei seinen Recherchen, die er seit zehn Jahren ehrenamtlich betreibt und die jetzt zum dritten Buch führten, sich auf vorhandenes Material unter anderem von Dr. Oskar Stollberg oder Richard Beattie-Davies berufen. Er bedankte sich bei allen Mitwirkenden seines Buches.

Prof. Karl Daumer aus München berichtete dann, dass er noch Henselt-Blut in den Adern habe und dankte allen Beteiligten für die hervorragende Ausführung des gesamten Henselt-Festivals, ebenso Kulturbürgermeister Roland Oeser. Für Kulturamtsleiterin Sandra Hoffmann-Rivero gab es einen Blumenstrauß von Oeser. Mit einer brillant musizierten Henselt-Komposition, dargeboten von Lukas Katter, ging dieser faszinierende Vormittag zu Ende.
 

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