Musikschule ist in Schwabachs Altes DG eingezogen

18.6.2018, 16:00 Uhr
Die achtköpfige Trommelgruppe „Sambanesen“ sorgte im Zelt im Hof des Alten DG für die richtige Stimmung bei der Einweihung der Schwabacher Musikschule.

© Foto: Wolfram Göll Die achtköpfige Trommelgruppe „Sambanesen“ sorgte im Zelt im Hof des Alten DG für die richtige Stimmung bei der Einweihung der Schwabacher Musikschule.

"Man muss mit Begriffen wie historisch und Meilenstein vorsichtig umgehen", meinte Oberbürgermeister Matthias Thürauf (CSU). "Aber hier handelt es sich wirklich um eine große Stunde, die wir mit großer Freude begehen."

"Wir haben den historischen Schritt geschafft, dass wir das Alte DG wiederbelebt haben", so Oberbürgermeister Thürauf. 2014 habe man sich nach langer Diskussion, an der sich die Bevölkerung intensiv beteiligt habe, darauf geeinigt, das altehrwürdige Gebäude in eigener Regie zu renovieren, und ein eigenes Nutzungskonzept ausgearbeitet.

Erst Zuchthaus, dann Schule

Ganz zu Beginn war das von 1757 bis 1761 erbaute Gebäude ein Zuchthaus, dann Lehrerseminar, dann Deutsches Gymnasium, dann Wolfram-von-Eschenbach-Gymnasium (WEG) bis zu dessen Auszug, ab den 1980er-Jahren Mehrzweckgebäude – mit "nützlicher Überlauffunktion" für alles, was woanders keinen Platz hatte, wie Thürauf sagte – unter anderem für die Kollegstufe des Adam-Kraft-Gymnasiums, die Marionettenbühne, den Saal der Arbeiterwohlfahrt sowie eine kleine Moschee und einige Asylbewerberwohnungen.

Und nun, nach der Generalsanierung, bezog endlich die Musikschule als erste Institution ihre zwölf frisch renovierten Räume auf drei Stockwerken im Vorderflügel des Gebäudes, rechter Hand vom Haupteingang. Ab sofort können alle Schwabacher hier eine große Fülle von Instrumenten lernen – von Querflöte bis Kontrabass, von E-Gitarre bis Schlagzeug, von Jazz-Klavier bis Tuba. Für Kinder ab eineinhalb Jahren gibt es die "Musikzwerge", ab vier Jahren die musikalische Früherziehung.

Türen zu spät bestellt

Auf eine Kuriosität am Rande verwies Matthias Thürauf noch: "Der Tag der offenen Tür, den wir heute auch begehen, den hat der Türen-Lieferant anscheinend falsch verstanden. Jedenfalls sind noch keine richtigen Türen vorhanden." Gerade in einer Musikschule wären Türen durchaus nützlich, merkte Thürauf schmunzelnd unter Hinweis auf seine eigenen, wenig eleganten Klavier-Versuche an.

Für die nicht vorhandenen Türen übernahm Architekt Rainer Kriebel umgehend die Verantwortung: "Die wurden leider zu spät bestellt. Dafür bitte ich um Nachsicht." Allerdings habe man dafür provisorische Türen beschafft, so dass die Räume durchaus verschließbar seien. Die elf Räume der Musikschule mit Größen von zehn bis 30 Quadratmetern seien jeweils für die Nutzung unterschiedlicher Instrumente ausgelegt und gut schallisoliert, erklärte der Architekt. Der zwölfte Raum, ein kleiner Konzertsaal, ist für das Zusammenspiel von Ensembles aller Art gedacht.

Eine durchaus lange und beeindruckende Liste der durchgeführten Arbeiten zählte Architekt Kriebel auf: Energetische Sanierung, Sanierung der Holzdecken, Erhaltung und Renovierung des denkmalgeschützten Holz-Treppenhauses, akustische Isolierung, Komplettsanierung des historischen Dachstuhls mit Isolierung, Neueindeckung des Daches, Erneuerung sämtlicher Wasser- und Abwasserleitungen, sogar der unterirdischen. Das Riesenprojekt habe einiges an Nerven gekostet, so der Architekt Rainer Kriebel – zumal die Beschaffung nötigen Personals in Zeiten der Bau-Hochkonjunktur schwierig sei.

Sanierung war ein Kraftakt

"Das Alte DG ist das größte Sanierungsprojekt der Stadt seit langem", stellte Margarete Koenen klar, die Leiterin des städtischen Amtes für Gebäudemanagement. "Diese Sanierung war ein Kraftakt. Die Abstimmung des Raumprogramms – ein Kraftakt. Die Planung – ein Kraftakt." Katastrophale Mängel an Heizung, Leitungen und Isolierung hätten die Generalsanierung nötig gemacht.

Die Amtsleiterin nannte das Gebäude eine "alte Dame, groß und schön, aber keine Kirche – und deshalb muss sie ihr Geld selber verdienen", mithin also als Funktionsbau dienen. Fast jeder Schwabacher habe seine eigene Geschichte zu diesem Gebäude zu erzählen: "Rauschende Feste, heimliche Bewohner, Motten im Klavier, anonyme Alkoholiker, eine Pistole im Kamin." Sie selber sei in ihrer Jugend in den 70er und 80er Jahren hier in die Schule gegangen: "Keiner wusste, wer gerade welchen Schlüssel hat", erinnerte sich Koenen schmunzelnd. "Dieses Gebäude war gleichzeitig Hobbyraum und Notquartier der Stadt."

"Eine Stadt kann kaum etwas besseres tun als in die musikalische Bildung ihrer Bürger zu investieren", sagte die Leiterin des städtischen Kulturamtes, Sandra Hoffmann-Rivero. Musik sei ein wichtiger Grundstein für die kulturelle Entwicklung der Stadt. Denn die Musik sei diejenige Sparte der Kunst, die keine Sprachbarriere kenne und daher am besten geeignet sei, die Völker zu verbinden.

Hauseigene Einweihungsmusik

Die Musik für die Einweihungsparty lieferten die Trommelgruppe "Sambanesen" und der "Samba Batucada" – die Rhythmuswechsel wurden vom Leiter Can Ünlüsoy mit Trillerpfeife angekündigt –, das Duo Johannes Lang (Gitarre) und Klaus Högg (Klavier) spielte den eher melancholischen Tango "Oblivion" des Argentiniers Astor Pantaleón Piazzola, das Klarinetten-Trio Walter Greschl, Annika Bauerschmidt und Lucas Linner trug den sehr selten aufgeführten "Manatee Rag" des Amerikaners Arthur Frackenpohl vor, und abschließend sang das Duo Uwe Kamolz (Gesang, Gitarre) und Jochen Pfister (Klaver) "Sing about it" von den Wood Brothers mit der programmatischen Liedzeile "Sing about your trouble and it might pass": Sicher ein gutes Motto für die Generalsanierung sowie die künftige Arbeit der Musikschule.

 

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