Nahtloser Übergang bei der Sanierung der Stadtkirche

4.6.2011, 08:45 Uhr
Nahtloser Übergang bei der Sanierung der Stadtkirche

© Hess

Die Arbeiten in und am Turm sind fertig, das Gerüst wird ab nächste Woche abgebaut. Die Kosten für diesen ersten Abschnitt sind ungefähr im Rahmen geblieben, kalkuliert worden war mit 500000 Euro, kosten wird es nun wohl 520000. Geschäftsführender Pfarrer Dr. Paul-Hermann Zellfelder, der in der Kirchengemeinde zuständig ist für die Sanierung, ist damit ganz zufrieden.

Auf der einen Seite seien dies zwar höhere Kosten, dem gegenüber stünden aber zusätzliche Arbeiten durch neu entdeckte Schäden. So musste noch die Wendeltreppe, die nach oben führt ausgebessert werden, und zwar sowohl die steinerne Spindel als auch einige hölzerne Trittstufen. Insgesamt fielen auch die Steinmetzarbeiten am Turm etwas umfangreicher aus, weil erst mit Hilfe des Gerüsts zu erkennen war, wo genau die Schäden lagen und wie schlimm sie waren. Auch dass der Boden der Türmerstube morsch war, stellte sich erst im Lauf der Arbeiten heraus.

Beton bildet Ringanker

Repariert beziehungsweise ausgetauscht wurde wirklich nur, was kaputt war. Der Turmumgang war komplett marode. Er besteht nun aus Beton, der einen Ringanker bildet und den Turm zusätzlich stabilisiert. Eine kleine technische Besonderheit hier: Die Anschlussfuge zum Sandstein wurde mit Bleiwolle abgedichtet.

Den offiziellen Schlusspunkt hinter den ersten Bauabschnitt setzte die Weihe der neuen Glocke. Diese 323 Kilogramm schwere St.-Martins-Glocke hatten die Mitgliedern des Initiativkreises „Stadtkirche — das Herz von Schwabach. Dir wird’ ich helfen“ gestiftet (wir berichteten). Sie ersetzt eine alte Glocke, die beim Läuten den Turm in Schwingungen versetzt hatte.

Die Arbeiten an Abschnitt 1 liefen noch, als Abschnitt 2 am anderen Ende der Kirche startete. Für diesen zweiten und die weiteren Bauabschnitte wurde die Kirche gesperrt. Nur eine kleine „Baustellenkapelle“ aus Grobspanplatten bleibt offen (Zugang über den Martin-Luther-Platz). Von diesem kleinen Raum aus kann man durch Fensterchen in der Holzwand nach vorne ins Kirchenschiff blicken. Viel gibt es da allerdings nicht zu sehen, denn alle Altäre sind eingehaust.

Der Wurm ist drin

„Und wir haben doch Anobien“, stellt Pfarrer Zellfelder fest. In den Altären ist also der Wurm drin. Eine unangenehme Überraschung und doch wieder nicht. Die Kirchenmaler und -restauratoren, die die Altäre jedes Jahr reinigen und begutachten, hatten in Sachen Holzwurm Entwarnung gegeben. Allerdings hatte das Architekturbüro Lemke die Begasung der Altäre gegen den Holzschädling bereits einkalkuliert gehabt.

Der Altar-Kundendienst habe seine Ansicht revidiert, so Zellfelder. Das Begasen der Altäre und damit das Vernichten der Schädlinge geht durch die ohnehin vorhandenen Einhausungen recht einfach.

Rings um den Chor bauten die Arbeiter im April ein mächtiges Gerüst mit zehn Stockwerken auf. Hoch droben, im Dach des Chors, schaffen jetzt die Zimmerleute. Sie arbeiten in

dem laut Dendrochronologie-Untersuchung ältesten Teil des Dachstuhls aus dem Jahr 1418/19 direkt über dem Altarraum.

Damit sie an die Balken kommen, musste das Dach abgedeckt werden. Die Ziegel rutschten hinunter in den Schuttcontainer. Das hat durchaus seine Berechtigung, wie Architekt Jürgen Lemke erklärt. Etwa ein Drittel der Ziegel war bereits schadhaft, der Rest hätte zwar wiederverwendet werden können, doch das wären dann eben alte Ziegel mit begrenzter Rest-Lebenserwartung gewesen. Fazit: Aussortieren und Wiederverwenden wäre zu teuer und unwirtschaftlich.

Auch die vielen Dachlatten sind nicht zu retten. Sie sind ohnehin zu schwach dimensioniert. Es handelt sich um dünne Latten mit einem Querschnitt von 5 mal 3 Zentimeter, wie sie normalerweise für ein kleines Einfamilienhaus verwendet werden, aber nicht für eine so mächtiges Kirchendach. Unter die neuen Ziegel kommen Latten mit einem Querschnitt von 6 mal 4 Zentimeter.

Vom Chor ganz im Osten bis hinein über das Mittelschiff reicht der stehende Dachstuhl. Bei dieser Konstruktion stehen Pfosten senkrecht auf den quer über das Kirchenschiff liegenden Deckenbalken.

Diese von den Zimmerleuten Ständer genannten Pfosten schließen oben über Rahmenbalken, die als Pfetten dienen, an die schrägen Sparren an. Ein bisschen sieht es aus, als wäre im Dachstuhl Fachwerk für senkrechte Wände eingebaut worden. Das gesamte Gespärre hat sich unter anderem durch zum Teil morsche Lagerbalken gesetzt. Der Dachstuhl schiebt die Mauern nach außen und drückt an manchen Stellen auch von oben auf die Gewölbe. Diese Statik-Probleme gilt es zu lösen.

Dachstuhl wird gehoben

Zum einen wechseln die Zimmerer die kaputten Lagerbalken aus. Frischer Mörtel stellt eine ordentlich passende Verbindung zwischen Mauerkrone und Lagerbalken her. Zum anderen gilt es, den eingesunkenen Dachstuhl zu heben.

Dafür legen die Zimmerleute einen mächtigen Balken längs ins Kirchenschiff. An diesem schrauben sie die durchhängenden Deckenbalken fest. Diese Konstruktion wird schließlich an neuen Leimbinder-Sparren aufgehängt und damit gehoben.

Doch dies ist nur der Anfang. Die Schäden im Gebälk über den Seitenschiffen sind größer.

Eine Luxussanierung wird es nicht werden. Wie Architekt Jürgen Lemke betont, geht es ausschließlich darum, den Status Quo zu sichern und zu erhalten.

Dir wed' ich helfen - Restaurierung der Schwabacher Stadtkirche, Telefon (09122) 9256-200. Spenden: Konto 231 109 232, BLZ 76450000, Sparkasse Mittelfranken-Süd und

Konto 7807449, BLZ 76460015, Raiffeisenbank Roth-Schwabach

Aktuelle Informationen zum Stand der Sanierung gibt es im Internet unter www.dirwerdichhelfen.org

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