„Nein zu Hitler!“: Ausstellung zeigt Gesichter des Widerstands

12.7.2013, 08:35 Uhr
„Nein zu Hitler!“: Ausstellung zeigt Gesichter des Widerstands

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Die 40 Tafeln mit historischen Dokumenten über den Kampf gegen das verbrecherische Regime zeigen Lebensläufe mutiger Menschen und das Wirken von Widerstandsgruppen im Untergrund. Die beeindruckende Schau ist auf Initiative der SPD Schwabach bis zum 31. Juli im Evangelischen Haus zu sehen.

Haft in Dachau

Die Schwabacher protestierten heftig, als die Nationalsozialisten am 9. März 1933 die Hakenkreuzfahne am Schwabacher Rathaus hissten. Erst SA und SS von außerhalb schüchterten die Menge ein. Schon am nächsten Tag wurden die Schwabacher Josef Mayer und Julius Hofer verhaftet. Mayer, Sozialdemokrat und Reichsbannerführer, saß vier Wochen lang im Gefängnis, nur seine Auszeichnungen im ersten Weltkrieg ersparten ihm das KZ.

Julius Hofer, Gausekretär des Reichsbanners, wurde nach Dachau gebracht, ein Jahr lang verbrachte er im KZ, nach dem Attentat vom 20. Juli 1944 noch einmal. Sein Bruder Hans war bis 1933 SPD-Stadtrat, Vorsitzender des TSV 04 und Gewerkschafter. Weil er der NSDAP nicht beitrat, sorgten die Nazis für seine Entlassung.

Von Schwabach ins KZ

Diese und weitere Biografien – auch von Hans Hocheder, dem späteren Schwabacher Oberbürgermeister, der 1933 von den Nazi-Schergen verhaftet und mit den SPD-Stadträten aneinandergekettet zum Bahnhof und ins KZ nach Dachau gebracht wurde – waren gegenwärtig, als die Ausstellung „Nein zu Hitler!“ im Evangelischen Haus eröffnet wurde.

Werner Sittauer, SPD-Fraktionsvorsitzender im Stadtrat, gedachte der Schwabacher Sozialdemokraten, die dem braunen Terror die Stirn boten.

Von den Nazis verboten wurde aber nicht nur die SPD. Dieses Schicksal traf auch eine Reihe von Vereinen: den TSV 04, den Arbeiterschachclub, die Arbeiterwohlfahrt, den Arbeiter -Samariter-Bund (ASB), die Naturfreunde bis zur Radsportgemeinschaft Solidarität. Die Ereignisse von damals sind bei den Betroffenen unvergessen. Deshalb war auch Josef Mayers Enkelin Margit Kettner unter den Eröffnungsgästen.

„Ganz normale Menschen“

Als Gastgeber der Ausstellung hatte die SPD Schwabach die Kirchengemeinde St. Martin gefunden, die spontan das Evangelische Haus für die dreiwöchige Schau zur Verfügung stellte. Bei der Eröffnung erinnerte Pfarrer Dr. Paul-Hermann Zellfelder an die „ganz normalen Menschen, engagiert in Gewerkschaften und der sozialdemokratischen Partei“, die „in den Strudel eines perfiden totalitären Systems geraten“, ihren Idealen und Überzeugungen aber treu geblieben sind. „Sie nehmen für ihre Ideale Verfolgung in Kauf, setzen ihr Leben ein.“

Zellfelders Mahnung: „Diese Ausstellung ist wichtig und von Interesse für alle.“ Der Widerstand von Sozialdemokratie und Gewerkschaften, „bisher wenig, zu wenig beachtet“ (Zellfelder), nimmt in der Ausstellung der Bonner Friedrich-Ebert-Stiftung zentralen Raum ein.

Dreiwöchiges Gastspiel

Vor fünf Jahren zur 75. Wiederkehr der „Machtübertragung“ an die Nazis konzipiert, wandert die begehrte Schau seitdem durch ganz Deutschland. Initiatorin Carola Scherbel, stellvertretende SPD-Vorsitzende in Schwabach, war nun froh, dass die 40 Tafeln der Öffentlichkeit und vor allem Schülern und jungen Leuten in Schwabach drei Wochen lang gezeigt werden können. Die Eröffnungsgäste bat sie: „Erzählen Sie davon.“

Die Ausstellung präsentiert die historische Dokumentation mit Plakaten, Fotos und Schriften, widmet sich aber auch persönlichen Biografien des Widerstands und der Verfolgung. Das Konzept der Tafeln erläuterte Jochen Reeh-Schall von der Friedrich-Ebert-Stiftung, der die Tournee der Schau organisiert und begleitet.

Beispiele für Aufbegehren und Zivilcourage sind zu sehen, aber auch Flucht und Exil sowie Widerstandsarbeit vom Ausland aus. Bis zum Neuanfang – unter anderem mit dem vorher im KZ Dachau inhaftierten Kurt Schumacher – reicht der zeitliche Rahmen der Ausstellung.

Aber auch der bildete nur für einen Teil der SPD eine echte Befreiung. Im Osten Deutschlands wurden, so Jochen Reeh-Schall, nach kurzer Freude über das Ende des Nazi-Regimes „viele Sozialdemokraten schon wieder verfolgt und eingesperrt“.

Die Ausstellung ist von Montag bis Freitag jeweils von 10 bis 18 Uhr zu sehen, Gruppen melden sich bitte unter Telefon (09122) 9256200 an. Kataloge liegen kostenlos aus.

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