Neue Glocke für Schwabacher Stadtkirche

8.12.2010, 07:52 Uhr
Neue Glocke für Schwabacher Stadtkirche

© Kaiser-Biburger

Speziell dazu waren sie von der Glockengießerei Bachert nach Karlsruhe eingeladen worden. Hier hatte der Initiativ-Kreis die neue Glocke bestellt, die sie gemeinsam für die Stadtkirche spenden werden. Beeindruckt stellte die Schwabacher Gruppe fest, dass es sich hierbei nicht nur um einen reinen mechanisch-technischen Vorgang handelte, der in der Endphase der Glockenherstellung vollzogen wird.

Namen als Inschrift

Vielmehr vernahmen sie diesen Vorgang fast schon als eine sakrale Zeremonie. Mit feierlichen Worten verlas Christiane Bachert die Daten dieser Schwabacher Glocke mit deren Inschrift und die Namen der Stifter: „Die Glocke für Schwabach mit dem Ton Cis² + 6 Sechzehntel Halbton wird ein Gewicht von 300 Kilo und 780 Millimeter Durchmesser haben. Gestiftet wurde sie vom Initiativkreis „Dir werd ich helfen“ zur Rettung der Stadtkirche. Als Aufschrift wird sie auf beiden Seiten den Leitspruch tragen: „Einer trage die Last des anderen“.

Neue Glocke für Schwabacher Stadtkirche

© Kaiser-Biburger

Eine Seite ziert eine Abbildung des Heiligen Martins, auf der anderen Seite ist das Schwabacher Herz mit dem Logo des Initiativkreises zu sehen. Am unteren Rand stehen auf beiden Seiten die Namen: Hartwig Reimann, Dr. Roland Oeser, Dr. Paul-Hermann Zellfelder, Rudi Nobis, Bruno Fetzer, Ulrich Ziermann, Harald Bergmann, Boris Wendisch. Gebete und Fürbitten rundeten den ersten Teil ab.

Erhaben und spannend erschienen die Momente, als anschließend das auf 1100 Grad erhitzte und damit flüssig gewordene, immer wieder aufqualmende Metall, das sich aus 78 Prozent Kupfer und 22 Prozent reinem Zinn zusammensetzte, sich als rotgoldene Lava durch einen gemauerten Gießkanal in die vorbereitete Formenöffnung ergoss.

Drei Meter tiefe Grube

So wurden die Formen-Hohlräume ausgefüllt und die Schwabacher Glocke gegossen. Allerdings konnte man von ihr nicht mehr als nur drei Löcher erkennen, wobei eines das Einfüllloch war. Der Rest war fest in einer mit Erdreich angefüllten und festgeklopften, drei Meter tiefen Grube verpackt.

Neue Glocke für Schwabacher Stadtkirche

© Kaiser-Biburger

Einige Minuten lang dauerte dieser Vorgang, beobachtet vom Glockengießer und einem Gesellen, die den gleichmäßigen Fluss im Blick hatten. Zusätzlich entfernten sie unnötige Schlacken und löschten auch noch die zusätzlich aufsteigenden Flammen und kleinen Rauchsäulen. Ein letztes Rascheln zeigte das Ende des feuerglühenden Lavastroms an.

Mit einem Gebet, dem Danklied „Großer Gott, wir loben dich“, dem Vaterunser und dem Segen, den Pfarrer Dr. Zellfelder spendete, wurde diese Zeremonie abgeschlossen.

„Alles in Gottes Hand“

Auch wenn kein Pfarrer bei diesem Akt zugegen sei, würden die Glockengießer vorher und nachher beten. Denn nun liege „alles in Gottes Hand“, erklärte die Firmenchefin Christiane Bachert. Erst wenn nach gut acht bis zehn Tagen die verpackte Form heraus gehoben werde, ausgekühlt sei, werde es sich zeigen, ob die Berechnungen durch den Glockengießer richtig gewesen seien und der vorgesehene Ton auch getroffen würde, fuhr Christiane Bachert fort. Auf jährlich rund 100 Glocken, die hier gegossen würden, kommt eine mit einem nicht getroffenen Ton.

Außerdem gebe es noch eine andere Interpretation dieses Zeremoniells, dass aus dem ursprünglichen Klumpen Metall, der wie das menschliche Leben in die „Grube“ komme, durch die Auferstehung daraus etwas viel Schöneres entstehe.