Neue Stromtrasse: 400 Meter Abstand wird schwierig

31.7.2018, 14:16 Uhr
Neue Stromtrasse: 400 Meter Abstand wird schwierig

© Foto: Gerner

Der Rother Kreistag hat diese Forderung nun in einem einstimmigen Beschluss unterstützt. Wo der Mindestabstand nicht eingehalten werden kann, solle Erdverkabelung erfolgen. Genau diesen Beschluss hat auch der Kreistag im Nürnberger Land im Mai beschlossen.

Für die Sitzung im Rother Kreistag hatte Landrat Herbert Eckstein beide Seiten eingeladen: Von der Netzbetreiberfirma Tennet stellten Dr. Andreas Schieder und Andreas Hüttner das Projekt vor. Für die Allianz der zehn Bürgerinitiativen entlang der Juraleitung erklärte Markus Reuter aus Burgthann die Bedenken und die daraus resultierenden Forderungen. Ein Überblick über wichtige Fragen:

Wer ist Tennet?

Die Tennet TSO GmbH mit Sitz in Bayreuth ist ein Tochterunternehmen des niederländischen Stromnetzbetreibers Tennet. Hauptaktionär ist das niederländische Finanzministerium. Nach eigenen Angaben versorgt Tennet in Europa 41 Millionen Bürger, auch in Deutschland.

Wo wird die "Juraleitung" gebaut?

Diese Wechselstromleitung verläuft über 160 Kilometer vom Umspannwerk Raitersaich im Landkreis Fürth Richtung Osten nach Ludersheim bei Altdorf. Von dort geht es nach Südwesten bis zum Umspannwerk Altheim bei Landshut. Juraleitung wird sie genannt, weil sie Teile des Fränkischen und Oberpfälzer Jura quert.

Wieso die neue Juraleitung?

Sie ist zwischen 70 und 80 Jahre alt und künftigen Erfordernissen nicht mehr gewachsen. Deshalb soll die jetzigen 220-Kilovolt-Leitung durch eine 380-kV-Leitung ersetzt werden. Die neue Leitung entsteht im Bereich der jetzigen Trasse. Wenn sie fertig ist, wird die alte abgebaut.

Ist sie bereits beschlossen?

Die Leitung ist im "Netzentwicklungsplan" des Bundes vorgesehen. "Es geht nicht mehr um das Ob, sondern nur noch um das Wie", so Markus Reuter von der BI.

Was sagen die Bürgerinitiativen?

Durch die neue Trasse werde die Stromstärke versechsfacht. Dies führe zu stärkeren elektromagnetischen Feldern und erhöhe gesundheitliche Risiken, wie etwa Störungen des Nervensystems, führte Reuter aus. Die zentrale Forderung lautet daher: ein Mindestabstand von 400 Metern von der Wohnbebauung. Der ist im Landesentwicklung (LEP) auch so empfohlen, aber nur als Soll-Bestimmung. Gleichzeitig gelte es, die Naturschutzbelange zu berücksichtigen. "Es ist aber nicht so, dass Tennet das nicht versuchen würde", räumte Reuter ein.

Wo sind Problempunkte?

Da gibt es einige. Wendelsteins Bürgermeister Werner Langhans verwies als Beispiel auf Kleinschwarzenlohe: "Die Trasse, wie sie momentan läuft, können wir unseren Bürgern nicht zumuten." Als besonders schwierig gilt auch Katzwang, das durchquert werden muss.

Wie reagiert Tennet auf die Kritik?

Tennet ist sich der Probleme bewusst. "Wir nehmen alle Hinweise auf", versicherte Rainer Hüttner. Man versuche, Konflikte möglichst zu vermeiden.

Wie ist der Planungsstand?

"Wir stehen noch ganz am Anfang der Planungsphase", betonte Dr. Schieder. 2019 soll das Raumordnungsverfahren beginnen. Gebaut werden solle von 2024 bis 2026. 2027 und 2028 erfolge der Rückbau der jetzigen Leitung.

Wie werden die Bürger beteiligt?

Im Juni war bereits ein "Bürgermobil" von Tennet unter anderem in Wendelstein unterwegs. Schieder und Hüttner kündigten "Planungswerkstätten" an. Dabei könnten sich Kommunalpolitiker und Bürger "aktiv beteiligen".

Wie ist die Situation in Schwabach?

Stadtbaurat Ricus Kerckhoff nennt zwei Problemstellen: Den Pfaffensteig in Wolkersdorf sowie Ober- und Unterbaimbach. Hier verläuft die Leitung nahe der Wohnbebauung. "Ziel ist der größtmögliche Abstand." Auch über die Überspannung von Wald und Erdverkabelung müsse man nachdenken. Im September lädt die Stadt zu einer Informationsveranstaltung ein. Ort und Zeit stehen noch nicht fest, werden aber noch rechtzeitig bekanntgegeben.

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