Neues Schulhaus wird in Barthelmesaurach gebaut

20.7.2018, 10:35 Uhr
Neues Schulhaus wird in Barthelmesaurach gebaut

© Foto: Wilhelm

Gleichzeitig gab Bürgermeister Walter Schnell erstmals öffentlich bekannt, dass ein kirchlicher Träger in der Gemeinde nicht nur eine Kita, sondern eine Grundschule errichten will. Die Gespräche seien aussichtsreich. Als möglicher Standort komme nun Kammerstein in Frage.

Einzige öffentliche Debatte: Es war die erwartet spannende Sitzung, die Dutzende Bürgerinnen und Bürger in den vollbesetzten Bürgersaal lockte. Bisher war die Frage des neuen Schulstandorts nur nichtöffentlich behandelt worden. Nun trafen die unterschiedlichen Positionen erstmals öffentlich aufeinander.

Was bisher geschah:

Die Abstimmung: Neben Barthelmesaurach stand als Alternative noch eine Fläche in Kammerstein neben dem Sportgelände des SV zur Diskussion. Nach sehr kontroverser Debatte fiel das Ergebnis deutlich aus.

Zunächst wurde über Kammerstein abgestimmt: Dafür waren nur Bürgermeister Walter Schnell und vier Gemeinderäte (drei CSU, ein Freier Wähler). Die zehn Gegenstimmen waren de facto Stimmen für Barthelmesaurach. Die zweite Abstimmung über den Standort Barthelmesaurach war folglich nur noch Formsache: Sie war mit 13:2 noch klarer.

Der Auslöser: Damit endet eine Diskussion, die im November 2016 begonnen hatte. Die damalige Rektorin Gudrun Jüttner hatte dem Gemeinderat mitgeteilt, dass die Kinderzahlen steigen und die Grundschule deshalb wieder zweizügig werde. Damit aber reiche das Schulhaus in Barthelmesaurach nicht mehr aus. Erforderlich sei ein zusätzlicher Neubau mit vier Klassenzimmern und Fachräumen.

Grünes Licht der Regierung: Die Regierung von Mittelfranken sieht das genauso und hat bereits im Dezember 2016 eine Förderung von 50 bis 60 Prozent in Aussicht gestellt.

Fachbüro war für Kammerstein

Die Standortsuche: Nächster Schritt war die Suche nach einem geeigneten Standort. Dafür wurde das Ingenieurbüro ING+Arch aus Ehingen mit einer Machbarkeitsstudie beauftragt. Aus zunächst neun Möglichkeiten wurden drei in die engere Wahl gezogen. Gegen das Gelände gegenüber der Schule sprach vor allem, dass es im Überschwemmungsgebiet der Aurach liegt und nur im vorderen Teil bebaut werden könnte. Eine zweite Fläche neben der Schule im Kurvenbereich Richtung Kapsdorf ist Landschaftsschutzgebiet.

Empfehlung für Kammerstein: Als Fazit erschien dem Fachbüro der Standort Kammerstein "am geeignetsten", heißt es in der Analyse. Das Grundstück befindet sich bereits im Besitz der Gemeinde, weil es schon in den neunziger Jahren genau für ein möglicherweise nötiges neues Schulhaus gekauft worden war. Das heißt: keine Kosten für den Grunderwerb.

Zudem seien langfristig Erweiterungsmöglichkeiten gegeben. Sofort könne das Sportgelände des SV genutzt werden. Auch die Lehrer der Grundschule und der Elternbeirat sprachen sich eindeutig für Kammerstein aus.

Damit schien sich die Entscheidung bereits abzuzeichnen. Doch es kam ganz anders.

Widerstand in Barthelmesaurach: In Barthelmesaurach wurden Unterschriften mit dem Ziel gesammelt, auch die neue Schule im Ort zu bauen. Deshalb kam ein weiteres Grundstück ins Gespräch: neben dem Gewerbegebiet.

Bau wird 600.000 Euro teurer

Erneute Prüfung: Daraufhin ging die Machbarkeitstudie in eine neue Runde. Kammerstein oder der neue Standort in Barthelmesaurach? Ergebnis: Beides sei grundsätzlich möglich. Eine klare Empfehlung gaben die Expertinnen Pia Regner und Angela Weick nicht mehr. "Wir wollten neutral bleiben", erklärten sie später gegenüber dem Tagblatt.

600.000 Euro höhere Kosten: Die Ingenieurinnen ließen aber Zahlen sprechen. Die Kosten für Erschließung, Grundstückskauf und Sportanlage liegen danach in Barthelmesaurach bei knapp 1,5 Millionen Euro, in Kammerstein nur bei knapp 0,9 Millionen. Barthelmesaurach käme also rund 600.000 Euro teurer.

Lehrer einstimmig für Kammerstein: Die neue Rektorin Edith Katheder bekräftigte in der Sitzung, dass sie nur in Kammerstein die räumlichen Entwicklungsmöglichkeiten für zeitgemäßes Lernen sehe: "In Kammerstein liegt die Zukunft."

Langfristig hoffe sie auf einen einzigen Schulstandort in Kammerstein. "Nur so kann man Schule gemeinsam leben."

Pro Barthelmesaurauch: Für Barthelmesaurach machte sich vor allem Willi Lemke (SPD) stark. Er bezweifelte die Kostenschätzung des Ingenieurbüros, sah in Kammerstein in der stärker befahrenen RH 4 eine Gefahr für die Kinder, betonte die Nähe zur bestehenden Schule und sah auch in Barthelmesaurach die nötigen Erweiterungsmöglichkeiten. Ähnlich äußerten sich unter anderem auch zweiter Bürgermeister Richard Götz (FW), dritte Bürgermeisterin Jutta Niedermann-Kriegel (SPD) sowie Frank Bongartz (SPD), Oliver Luschka (FW) und Roland Ammon (FW).

Pro Kammerstein: Volker Bauer und Jürgen Melzer (CSU) finden die Zahlen des Ingenieurbüros dagegen nachvollziehbar und die Haltung der Lehrer überzeugend. Walter Schnell warnte: "Ortsteildenken ist nicht hilfreich." Die Mehrheit überzeugen konnten sie damit nicht mehr.

Reaktion der Schule: Rektorin Edith Katheder wirkte nach der Sitzung, also könne sie nicht glauben, was eben geschehen war. Sie hält die Entscheidung für nicht nachvollziehbar, erklärte sie auf Nachfrage.

Gebaut wird frühestens 2019

Wie weiter? Bis September sollen die Zuschussanträge gestellt werden. Schnell will nach eineinhalb Jahren Diskussion Tempo machen. "Baubeginn ist aber frühestens 2019." In den kommenden Wochen erwartet er zudem eine Entscheidung des kirchlichen Trägers über die private Schule. "Er hat gebeten, seinen Namen vor einer Entscheidung nicht in der Öffentlichkeit zu nennen", erklärte Schnell. "Daran halte ich mich."

 

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