Normale Gebühren oder unverschämte „Abzocke“?

5.4.2016, 08:40 Uhr
Normale Gebühren oder unverschämte „Abzocke“?

Station Nummer eins: Parkplatz Reichswaisenhausstraße, kurz nach 9 Uhr. Fast die Hälfte der Parkplätze ist gesperrt. Hier pflegt die Stadtgärtnerei die Grünanlagen. Die restliche Parkplätze sind voll — voll wie immer. Es ist das gewohnte Bild. Selbst unter der Windschutzscheibe. Dort sollten eigentlich die neuen weißen Parktickets liegen — tun sie aber bei der großen Mehrheit nicht. Trotz der neuen Schilder. Das erste Parkticket wird erst im neunten Auto sichtbar. Das gehört Georg Gittner. „Ich bin um kurz nach acht gekommen und habe den letzten Parkplatz bekommen“, berichtet der Rentner aus Abenberg. Damit ist er einer der Ersten, die die neue Gebühr bezahlt haben.

Im Gegensatz zu den Autofahrern vor ihm. Unwissenheit? Oder gar ein erster „Parkgebühren-Boykott“? Weder noch: „Die neuen Automaten sind dort erst etwa um 8 Uhr in Betrieb genommen worden. Man konnte also gar nicht bezahlen“, erklärt Jürgen Ramspeck, der Pressesprecher der Stadt Schwabach. Auch auf den beiden anderen großen Parkplätzen ist die Situation ähnlich.

Auf Strafzettel hat die Stadt Schwabach deshalb folgerichtig verzichtet. Und die nächsten Tage? „Einige Tage wird die Stadt natürlich kulant sein“, so Ramspeck. „Da verteilt die Kommunale Verkehrsüberwachung dort Hinweise und noch keine Strafzettel.“

Georg Gittner hätte aber ohnehin keinen befürchten müssen. Er hat einen Arzttermin und deshalb 1,50 Euro eingeworfen. Die dafür möglichen eineinhalb Stunden hat er nicht einmal gebraucht. „Was soll’s“, sagt er zu den Gebühren. „Woanders kostet das Parken auch was. Das ist schon nachvollziehbar.“

Doch so gelassen reagiert längst nicht jeder. AWO-Geschäftsführer Rainer Mosandl hat wie immer hier geparkt. Ebenso wie viele seiner Mitarbeiter im gegenüber liegenden Pflegeheim. „Wir haben viele Teilzeitkräfte und Geringverdiener. Spitzengehälter gibt es im sozialen Bereich ohnehin nicht. Da sind die neuen Gebühren schon sehr hart“, kommentiert er die neuen Tarife. 3 Euro kostet ein Tagesticket, 29 die Monatskarte, 280 Euro die Jahresparkberechtigung. „Vor allem“, ergänzt Mosandl, „es gibt ja keine Alternative.“

Das gilt auch für Station zwei: Parkplatz in der Bismarckstraße beim Schulzentrum Mitte. „Gell, da muss man jetzt zahlen“, sagt die Penzendorfer Rentnerin Edeltraud Schrödel. Sie hält von den Gebühren – „nix“. Noch nicht einmal so sehr wegen des Geldes. „Aber ich muss zum Arzt. Da sitze ich jetzt wie auf Kohlen, ob die Parkzeit ausreicht.“

Kurz danach stehen drei Berufsschüler am neuen Automaten und sind richtig sauer. „Da wird man abgezockt“, sagt Jens Krämer. „Wir müssen acht Mal im Monat in die Berufsschule. Mal drei Euro pro Tag macht 24 Euro im Monat. Für uns als Azubis ist das schon eine Belastung.“

Während er das sagt, kommt eine Frau an den Automaten, die sogar täglich hier parken muss. Sie ist Lehrerin am Adam-Kraft-Gymnasium. Ihren Namen möchte sie nicht in der Zeitung lesen, ihre Meinung sagt sie umso deutlicher: „In Sachen Parken ist die Stimmung an der Schule am Boden. Alle empfinden die neuen Gebühren als Affront gegen die Schulen.“

Station drei: Auch am Markgrafensaalparkplatz das selbe Bild. Der Parkplatz ist voll wie immer, aber ein Ticket hat höchstens jeder fünfte Pkw. „Die Stadt braucht Geld, das ist normal“, sagt ein Mann aus Nürnberg zu den neuen Gebühren. Da könne man eben nichts machen. Eine Frau aus Roth dagegen wundert sich: „Ich staune. In Roth gibt es eine ,Brötchentaste‘. Für schnelle Einkäufe sind 20 Minuten frei. Sehr schade, dass es das in Schwabach nicht gibt.“

Station vier: Parkhaus am Bahnhof. In den beiden unteren Etagen sind fast alle Plätze belegt. In der dritten aber ist rund die Hälfte frei, in der obersten stehen kurz vor zehn Uhr ganze neun Autos. „Normalerweise sind alle voll . Da sieht man die Reaktion“, sagt Emmerich Thurmer. Der Lehrer parkt hier jeden Tag, um mit dem Zug zu seiner Schule nach Weißenburg zu fahren. Nun muss er einen Euro am Tag oder 15 Euro im Monat zahlen. „Das ist schon eine Unverschämtheit“, findet er. „Wenn die Gebühren vor der Kommunalwahl im Wahlprogramm gestanden hätten, dann hätte der Bürger darüber abstimmen können. Außerdem wäre es schön, wenn ,Park and Ride’ im Jahresticket der Bahn enthalten wäre. Aber so kommen nochmal 15 Euro dazu.“

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