Nürnberger Landwirte planen riesiges Gewächshaus in Abenberg

27.1.2016, 08:12 Uhr
Nürnberger Landwirte planen riesiges Gewächshaus in Abenberg

© Foto: Gerner

Denn das Gewächshaus wird sechs Meter hoch, aber rund 200 Meter lang und rund 250 Meter breit werden und damit 50.000 Quadratmeter überspannen. Das entspricht knapp acht Fußballfelder. So etwas wird die Landschaft verändern. Doch die Sprecher der drei Fraktionen zeigten sich im Großen und Ganzen angetan von den Plänen von Bernd und Christian Drechsler.

Die Drechslers sind Landwirte im Nürnberger Knoblauchsland. In Almoshof bewirtschaften sie den Hof in fünfter (Bernd) beziehungsweise sechster (Christian) Generation. 2003 haben sie umgestellt: vom „Gemischtwarenladen“ zum Spezialisten für Tomaten und Gurken.

Ideale Bedingungen

Auf 30.000 Quadratmeter pflanzen sie sieben Tomatensorten, auf weiteren 5000 Quadratmetern fünf Gurkensorten an. Wie im Knoblauchsland inzwischen fast üblich, wachsen die Pflanzen unter dem Glasdach. Das mag von außen nicht schön aussehen, ist aber äußerst effektiv. Die Drechslers können neun Monate lang im Jahr ernten. Sie können weitgehend auf Chemie verzichten, weil im gleichbleibenden Gewächshausklima nicht nur die Pflanzen prima gedeihen, sondern auch Nützlinge ideale Bedingungen vorfinden und Schädlinge damit keine große Chance auf Vermehrung haben.

Das Geschäft mit Tomaten und Gurken läuft offenbar so gut, dass die Drechslers ihren Betrieb erweitern wollen. Nur: Im Stammland ist das nicht mehr möglich. Die Bebauung der Stadt Nürnberg, die Straßen, die Bahn – von allen Seiten sehen sich die Landwirte umzingelt.

Zweigstelle auf dem Land

Also sind sie, wie schon einige Mitbewerber, auf die Idee gekommen, eine Zweigstelle auf dem flachen Land zu eröffnen. Denn der Bedarf ist groß. „Erst 25 Prozent der Tomaten, die in Deutschland verzehrt werden, sind aus heimischem Anbau“, sagt Bernd Drechsler. Doch das Kundenverhalten hat sich in den vergangenen Jahren verändert. „Die Leute schauen verstärkt auf heimische Produkte.“

Wenn Drechsler also die Größe seines Betriebs durch den Neubau in Abenberg mehr als verdoppelt, dann drängt er nicht die anderen Tomatenbauern aus der Region aus dem Markt, sondern nimmt den Spaniern und Holländern Marktanteile weg.

Synergie-Effekte

Dass Drechsler auf der Suche nach Land in Abenberg fündig wurde, hängt eng mit einer anderen Großinvestition zusammen, die in der Burgstadt vor einigen Jahren leidenschaftlich diskutiert worden war. Der Landwirt Thomas Arnold hat nach langem Hin und Her gut einen Kilometer westlich von Abenberg eine Biogasanlage bauen dürfen. Die Anlage selbst war nicht das Problem. Ähnliche gibt es schon in Obersteinbach und Kleinabenberg. Stromproduktion durch Vergärung von Lebensmitteln gefällt zwar nicht jedem. Aber drei Anlagen in einer ländlich geprägten Kommune sind unproblematisch, finden die meisten Experten.

Arnolds Problem war, dass er nicht wusste, wohin mit dem „Abfallprodukt“ Wärme, das bei der Produktion des Stroms entsteht. Eine erste Idee – eine Hähnchenmastanlage mit zehntausenden Tieren – hatte er nach Protesten in der Bevölkerung wieder zurückgezogen. Der Plan, Teile von Dürrenmungenau oder Abenberg mittels Fernleitung mit Wärme zu versorgen, erwies sich als unwirtschaftlich.

Der passende Partner

Jetzt ist sich Arnold mit den Tomatenbauern aus dem Knoblauchsland einig geworden. Direkt vor der Biogasanlage soll also das Mega-Gewächshaus entstehen, das darüber hinaus noch Technik-, Lager-, Logistik- und Büroräume, einen riesigen Wasserspeicher und möglichst noch Betriebswohnungen für rund 25 Arbeiter umfasst. Außerdem muss der Investor einen Brunnen bohren. Denn er fängt auf seinem Glasdach zwar pro Jahr mehr als 20 000 Kubikmeter Regenwasser auf. Die Tomaten benötigen aber doppelt so viel Nass.

Insgesamt werden auf dem Gelände je nach Jahreszeit zwischen 30 und 50 Frauen und Männer arbeiten. Die Gewächshausanlage hat das ganze Jahr über einen großen Wärmebedarf, die Biogasanlage kann diese Wärme liefern. „Ich nehme 100 Prozent von dem ab, was anfällt“, versprach Bernd Drechsler in der Sitzung des Stadtrates. Im zeitigen Frühjahr, im Herbst und im Winter muss er noch kräftig zuheizen.

60 Kilogramm pro Quadratmeter

Pro Quadratmeter erhofft sich der Experte eine Ernte von 60 Kilogramm Tomaten pro Jahr. Das ergibt eine Jahresproduktion von drei Millionen Kilogramm oder 3000 Tonnen. Abnehmer sind die Großen der Branche wie Edeka, Aldi und Norma. Aber auch auf dem Nürnberger Großmarkt verkaufen die Drechslers einen Teil ihrer Produktion.

Bis Bernd und Christian Drechsler für den Bau der Gewächshausanlage grünes Licht bekommen, müssen sie noch viele Hürden nehmen. Doch Landratsamt, Wasserwirtschaftsamt sowie Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten sind längst mit dem Fall befasst. Und auch die Stadt Abenberg hat noch ein Wörtchen mitzureden. Erster Punkt: Damit sich Stadträte und normale Bürger ein Bild machen können, wie solch ein Gartenbaubetrieb unter Glas funktioniert, will Bürgermeister Werner Bäuerlein einen Bus chartern. Ziel: Bernd und Christian Drechsler, Nürnberg-Almoshof.

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