Nürnberger Nervenkitzel

13.5.2010, 00:00 Uhr

Bei einer nächtlichen Rückkehr aus Berlin findet Professor Seeger seine Frau Vera tot in der gemeinsamen Villa im Nürnberger Stadtteil Erlenstegen vor. Die Kommissare Fuchs, ein Urfranke, und sein junger Kollege Ritter, ein »Nordlicht«, übernehmen den Fall.

Die Ermittlungen gehen schleppend voran, denn es gibt keine Zeugen, und auch das Motiv liegt im Dunkeln: Weil Vera Seeger an ihrem Todestag noch 100 000 Euro von ihrem Konto abgehoben hat, weist zunächst einiges auf eine Erpressung hin. Schließlich geraten Seegers Mann und seine Geliebte ins Visier der Fahnder – war es doch eine Beziehungstat? Erst nach akribischer und langwieriger Spurensuche, die weit über die fränkischen Grenzen bis nach Amerika und Nairobi reicht, fügt sich das Puzzle zu einem Ganzen – und bringt Unglaubliches ans Tageslicht.

 »Mir ging es nicht darum, einen möglichst reißerischen Krimi zu schreiben«, sagte Ingeborg Höverkamp im Gespräch mit dem Tagblatt. »Mir ging es mehr um die Frage der Schuld: Welche Ursachen gibt es, dass sich Menschen in Schuld verstricken? Welche Mechanismen laufen ab, dass Menschen schuldig werden, obwohl sie objektiv keinerlei Schuld auf sich geladen haben?«

Mit »Tödlicher Tee« ist der Autorin ein packend geschriebener Kriminalroman gelungen. Der Leser fiebert mit Kommissar Fuchs und seinem Kollegen Ritter mit. Die Handlung ist klar und verständlich konstruiert, doch es tun sich viele menschliche Abgründe auf, die den Leser bei seiner Suche nach dem Mörder bewusst auf eine falsche Fährte führen. Bei »Tödlicher Tee« geht es nicht um vordergründige Action oder Gewaltfantasien, sondern die Handlungsweise der Protagonisten wird psychologisiert.

Besonders reizvoll für alle, die Nürnberg kennen, ist natürlich das Lokalkolorit, also die Eigenarten und die Atmosphäre, die einen Ort, eine Gegend oder Landschaft auszeichnen. Konkret: Es geht um das Wiedererkennen von Plätzen und Gebäuden der Frankenmetropole. Und auch der Humor kommt nicht zu kurz. Fazit: Ein wunderbarer Krimi, der auf keinem Nachtkästchen fehlen sollte.

Ingeborg Höverkamp, geboren 1946 in Vilseck, lebt seit ihrem 13. Lebensjahr im Raum Nürnberg. Sie ist freie Autorin und Leiterin einer Schreibwerkstatt. 1997 erhielt sie den Elisabeth-Engelhardt-Literaturpreis des Landkreises Roth. ROBERT UNTERBURGER

 Ingeborg Höverkamp: Tödlicher Tee. Ein Nürnberg-Krimi. AlliteraVerlag, 152 Seiten, Paperback, 12,90 Euro, ISBN 978-3-86906-115-3